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www.rhetorik.ch aktuell: (17. Mar, 2012)

Die letzte Fahrt von Cuche

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Didier Cuche hat seine Ski-Karriere in einem Nostalgie-Anzug und altem Ski material gefahren. Man sieht, wie die Technik auch mitgeholfen hat, dass heute schneller und eleganter gefahren werden kann. Auch der Profi Cuche kommt mit dem alten Material ins Rutschen. Nach Fernsehkommentar ist dies nicht gespielt. Es ist tatsächlich nicht leicht, mit alten Skis gut zu fahren.
Aus 20 Min:
Eine Ski-Karriere lang kämpfte Didier Cuche stets bis zur Ziellinie um jede Hundertstelsekunde. Doch in seinem 369. und allerletzten Weltcuprennen liess es der Neuenburger gemächlich angehen: Der 37-Jährige trat in einem Nostalgie-Anzug zum 2. Lauf des Riesenslaloms von Schladming an. Zeit und Resultat waren zum Abschied nebensächlich. Kollegen wie der Norweger Aksel-Lund Svindal oder der Amerikaner Ted Ligety liessen es sich nicht nehmen, Cuche zum Starthaus hinaus zu schreien. Im Steinzeit-Look winkte dieser fröhlich in die Kamera, bevor er sich auf die Piste stürzte. Nach wenigen Schwüngen stoppte er bei FIS-Renndirektor Günter Hujara, umarmte ihn und überreichte ihm eine spezielle Cuche-Startnummer. Dass die beiden in der Vergangenheit nicht immer ein Herz und eine Seele waren, schien in diesem Moment vergessen. Unterwegs bedankte sich Didier Cuche bei Trainern und Torrichtern für ihren Einsatz - und er musste sich auch einmal kurz in den Schnee legen. Mit den altertümlichen Holzlatten an den Füssen war die Fahrt wohl eher ein Krampf denn ein Vergnügen. Ganz der Showman, der er auch ist, liess er es sich jedoch nicht nehmen, noch einmal einige Torstangen mit letztem Körpereinsatz zu attackieren. Im Schladminger Zielstadion vor den begeisterten Fans wurde der 37-Jährige von seinem Fanclub mit Champagner erwartet. Und selbstverständlich zelebrierte Cuche vor den begeisterten Zuschauern auch ein letztes Mal seinen berühmten Ski-Salto - Holzlatten hin, Holzlatten her. Auch Didier Cuches Gegner trugen ihren Teil zur Abschieds-Show bei. Im Ziel versuchte sich beinahe jeder am Ski-Salto. Doch kaum einem gelang er so wie dem Meister. Cuche ging sein Abschied nahe. "Schon bei der Streckenbesichtigung vor dem Rennen hatte ich Mühe, mich zu konzentrieren", gab er nach dem 1. Lauf im Schweizer Fernsehen zu. "Ich war am Start in einer ganz anderen Verfassung als sonst." Mit Didier Cuche verliert die Ski-Schweiz einen ihrer populärsten Fahrer aller Zeiten und einen der erfolgreichsten der letzten Jahre. Beide Fakten stehen in direktem Zusammenhang.
Blick:
Cuche geht beim 2. Lauf des Riesenslaloms mit einem Nostalgie-Gewand in die Ski-Rente. Mit der vom Wintersport-Museum Steiermark ausgeliehenen Steinzeit-Ausrüstung eröffnet der Neuenburger unter dem warmen Applaus der Fans und Fahrer den zweiten Durchgang. Obwohl Cuche arg ins Rutschen kommt und einmal gar auf dem Hosenboden landet, findet der 37-Jährige noch Gegelegenheit, um unterwegs Hände zu schütteln. "Danke, dass ich das erleben durfte", sagt ein strahlender Cuche im Zielraum. Er sei lieber mit modernem Material unterwegs gewesen als mit jenem von damals. Dann lässt er sich auf den Schultern davontragen wie ein Gladiator. Abschiedsfahrten in besonderer Kleidung haben Tradition: Mike von Grünigen hat 2003 sein letztes Weltcup-Rennen mit Halbleinanzug und Fasstuben bestritten, Österreichs Fritz Strobl hat sich bei seiner Derniere 2007 als Mozart verkleidet, Liechtensteins Marco Büchel hat sich 2010 im Frack von der grossen Ski-Bühne verabschiedet. Unter dem Applaus der Fahrer-Kollegen und Fans.

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