Didier Cuche hat seine Ski-Karriere in einem
Nostalgie-Anzug und altem Ski material gefahren.
Man sieht, wie die Technik auch mitgeholfen hat, dass
heute schneller und eleganter gefahren werden kann.
Auch der Profi Cuche kommt mit dem alten Material ins Rutschen.
Nach Fernsehkommentar ist dies nicht gespielt. Es ist tatsächlich
nicht leicht, mit alten Skis gut zu fahren.
Eine Ski-Karriere lang kämpfte Didier Cuche stets bis zur Ziellinie
um jede Hundertstelsekunde. Doch in seinem 369. und allerletzten
Weltcuprennen liess es der Neuenburger gemächlich angehen:
Der 37-Jährige trat in einem Nostalgie-Anzug zum 2. Lauf des
Riesenslaloms von Schladming an. Zeit und Resultat waren zum Abschied
nebensächlich.
Kollegen wie der Norweger Aksel-Lund Svindal oder der Amerikaner Ted
Ligety liessen es sich nicht nehmen, Cuche zum Starthaus hinaus zu
schreien. Im Steinzeit-Look winkte dieser fröhlich in die Kamera,
bevor er sich auf die Piste stürzte. Nach wenigen Schwüngen
stoppte er bei FIS-Renndirektor Günter Hujara, umarmte ihn und
überreichte ihm eine spezielle Cuche-Startnummer. Dass die beiden
in der Vergangenheit nicht immer ein Herz und eine Seele waren, schien
in diesem Moment vergessen.
Unterwegs bedankte sich Didier Cuche bei Trainern und Torrichtern für
ihren Einsatz - und er musste sich auch einmal kurz in den Schnee legen.
Mit den altertümlichen Holzlatten an den Füssen war die Fahrt
wohl eher ein Krampf denn ein Vergnügen. Ganz der Showman, der
er auch ist, liess er es sich jedoch nicht nehmen, noch einmal einige
Torstangen mit letztem Körpereinsatz zu attackieren.
Im Schladminger Zielstadion vor den begeisterten Fans wurde der
37-Jährige von seinem Fanclub mit Champagner erwartet. Und
selbstverständlich zelebrierte Cuche vor den begeisterten Zuschauern
auch ein letztes Mal seinen berühmten Ski-Salto - Holzlatten hin,
Holzlatten her.
Auch Didier Cuches Gegner trugen ihren Teil zur Abschieds-Show bei. Im
Ziel versuchte sich beinahe jeder am Ski-Salto. Doch kaum einem gelang
er so wie dem Meister.
Cuche ging sein Abschied nahe. "Schon bei der Streckenbesichtigung vor dem
Rennen hatte ich Mühe, mich zu konzentrieren", gab er nach dem 1.
Lauf im Schweizer Fernsehen zu. "Ich war am Start in einer ganz anderen
Verfassung als sonst."
Mit Didier Cuche verliert die Ski-Schweiz einen ihrer populärsten
Fahrer aller Zeiten und einen der erfolgreichsten der letzten Jahre. Beide
Fakten stehen in direktem Zusammenhang.
Cuche geht beim 2. Lauf des Riesenslaloms mit einem
Nostalgie-Gewand in die Ski-Rente. Mit der vom Wintersport-Museum
Steiermark ausgeliehenen Steinzeit-Ausrüstung eröffnet der
Neuenburger unter dem warmen Applaus der Fans und Fahrer den zweiten
Durchgang.
Obwohl Cuche arg ins Rutschen kommt und einmal gar auf dem Hosenboden
landet, findet der 37-Jährige noch Gegelegenheit, um unterwegs
Hände zu schütteln. "Danke, dass ich das erleben durfte", sagt
ein strahlender Cuche im Zielraum. Er sei lieber mit modernem Material
unterwegs gewesen als mit jenem von damals. Dann lässt er sich auf
den Schultern davontragen wie ein Gladiator.
Abschiedsfahrten in besonderer Kleidung haben Tradition: Mike von
Grünigen hat 2003 sein letztes Weltcup-Rennen mit Halbleinanzug und
Fasstuben bestritten, Österreichs Fritz Strobl hat sich bei seiner
Derniere 2007 als Mozart verkleidet, Liechtensteins Marco Büchel hat
sich 2010 im Frack von der grossen Ski-Bühne verabschiedet. Unter
dem Applaus der Fahrer-Kollegen und Fans.