Es ist ein Verstoss gegen die Persönlichkeitsrechte und verletzt
die herrschende Ethik im Journalismus, wenn Medien nach einem Unfall
Fotos von Toten publizieren, zumal die Aufnahmen der Betroffenen
beim Car-Unglück nicht mit einem öffentlichen Interesse
gerechtfertigt werden können.
Der Protest der flämischen Medienministerin nach dem tragischen
Unfall im Wallis ist somit berechtigt. Aus dem Tagi:
Die flämische Medienministerin Ingrid Lieten ist
verärgert über gewisse Medien. Die Veröffentlichung der
Fotos der Opfer des Busunfalls im Wallis verletze die herrschende Ethik.
Ermahnt die Medien nach dem Busunglück im Wallis: Ingrid Lieten
bei einer Gedenkveranstaltung in Lommel. Der Schweizer Presserat wirft
Fragen zur Veröffentlichung von Fotos verstorbener Kinder durch
den "Blick" auf. Das Fehlen von öffentlichem Informationswert
sei unverkennbar, sagte Dominique von Burg, Präsident des
Presserates. Der Informationswert dieser Bilder liege "nahe bei null",
sagte von Burg auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Der Präsident des Presserats fragt sich zudem, ob die Zeitung das
Einverständnis der Eltern für den Abdruck der Bilder hatte. Die
Vorgehensweise schien von Burg "mindestens fragwürdig". Ob der
Presserat aktiv werde, sei derzeit noch nicht klar. Der Presserat werde
üblicherweise nach Beschwerden aktiv. Er könne aber auch aus
eigener Kraft aktiv werden. Eine Intervention müsse von der Mehrheit
des Presserats beschlossen werden. Der "Blick zeigte in seiner Ausgabe
vom Freitag ein Mädchen auf dem Titelbild, das beim Busunglück
vom Dienstagabend in den Tod gerissen wurde. Der Vater gab im Bericht
Auskunft. Zudem wurden Bilder von weiteren Opfern abgedruckt.
Weil Fotos der verunfallten Kinder irgendwo in einem sozialen Netzwerk im
Internet verfügbar seien, "heisst das noch lange nicht, dass man sie
auch brauchen und veröffentlichen kann", sagte die flämische
Medienministerin Ingrid Lieten heute gegenüber dem flämischen
Radiosender VRT. Vor allem dann nicht, wenn die Bewilligung zur
Veröffentlichung nicht gegeben worden sei, ergänzte sie. "Das
geht viel zu weit", sagte sie.
Mehrere Zeitungen in Belgien hatten am Donnerstag teils sämtliche
Fotos der getöteten und verletzten Opfer des Busunfalls vom
Dienstagabend veröffentlicht, unverpixelt. Auch in der Schweiz
kursierten Fotos der Opfer im Internet. Beim Unglück waren 28
Menschen, darunter 22 Kinder, ums Leben gekommen. 24 Kinder waren
verletzt worden.
Die Medien spielen nach Unfällen eine wichtige Rolle. Vor allem
hinsichtlich Fakten, Informationen und Nachrichten. Doch dürfen
die Grenzen des Ethik-Kodex nicht überschritten werden.
Die Publikation von Toten beschäftigt immer wieder die Verlage und Redaktionen.