
Haben die Iraner wirklich das legendäre "Biest von Kandahar" erbeutet
- oder präsentieren sie der Welt nur eine Attrappe? Experten
jedenfalls sind nicht überzeugt von Teherans Version: Das im
Staats-TV gezeigte Fluggerät sehe an einigen Stellen verdächtig
aus.
Auf den zweiten Blick kommen Fragen auf: Am Donnerstagabend hatte Iran der
Welt in seinem Staats-TV eine scheinbar intakte US-Drohne vorgeführt,
die die iranische Spionageabwehr mittels eines Cyber-Angriffs erbeutet
haben will. Doch nach dem genauen Studium des Bildmaterials meldeten
einige Luftfahrtexperten am Freitag Zweifel an der iranischen Version
der Geschichte an.
John Pike, Fluggerätexperte beim US-amerikanischen Global
Security Institut, fühlt sich beim Anblick des Flugobjekts an
Pappmaché-Aufbauten auf einem Karnevalswagen erinnert. Es sei
höchst unwahrscheinlich, dass die Iraner über die Technologie
verfügten, um sich in die Steuerung einer Drohne zu hacken und sie
dann halbwegs sicher zu landen, sagte Pike dem britischen "Guardian". "Und
für etwas, das abgestürzt ist, sieht das Ding verdächtig
gut aus", so Pike über das cremefarbene Objekt, das er für
eine Attrappe hält. Bei der echten Drohne vom Typ RQ-170 bögen
sich die Flügel an der Spitze nach oben, in diesem Fall sackten
sie jedoch nach unten ab.
Andere Experten halten das Flugobjekt zwar für authentisch,
bezweifeln jedoch die iranische Geschichte von deren Kaperung per
Computer. Stattdessen könne ein Unfall, menschliches oder
technisches Versagen dazu geführt haben, dass die Drohne in
feindlichem Territorium eine Bruchlandung hingelegt habe.
Tatsächlich halten die Fernsehbilder des angeblich unversehrten
Flugkörpers einer genaueren Inspektion kaum stand. So scheinen
die Flügel mit einer Art Klebeband an den Rumpf angeklebt worden
zu sein. Zudem ist der Unterbau der angeblichen Drohne auf den
TV-Bildern mit Tarnnetzen abgehängt, das Fahrgestell ist nicht zu
sehen. Es könnte bei einer Bruchlandung beschädigt oder gar
abgerissen worden sein, mutmassen Experten deshalb. Richard F. Healing,
Berater in der US-Luftfahrtindustrie, sagte der "New York Times", es
sei möglich, dass die Drohne abgestürzt sei, ohne völlig
zerstört worden zu sein. Drohnen seien letztlich Segelflieger. Wenn
einer zum Beispiel der Treibstoff ausgehe, könne sie trotzdem
"sanft runterkommen".
Auch Peter Singer, ein Experte für vom Militär genutzte
Roboter an der Brookings Institution in Washington, sagte der "New
York Times", es könne viele Gründe geben, warum die Drohne
in iranische Hände gefallen sei. So könnten die Computer,
die solche Flugkörper steuern, durch Signale vom Boden in die Irre
geführt werden - auch so könnte der Verlust des Spähers
zu erklären sein.