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www.rhetorik.ch aktuell: (21. Sep, 2011)

Das Hofnarr Prinzip

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BoD-Verlag .
Hans Pfister publizierte ein lesenswerten Buch mit dem Titel "Das Hofnarr-Prinzip". Der Name "Hofnarrtechnik" kommt daher, weil früher der Hofnarr der Einzige im Hof war, der dem König einen Spiegel vorhalten durfte, damit er selbst die Mängel erkannte. Der Hofnarr musste keine Sanktionen befürchten. Seine Kritik wurde akzeptiert und gab ihm eine neutrale Aussensicht.

Während der Arbeit für ein Ausbildungsmodul, das wir gemeinsam für einem Kommunikationslehrgang für Kundendienstberatern entworfen hatten, hatte Hans Pfister mir schon von diesem Vorhaben erzählt. Ich war begeistert, denn als Coach sehe mich seit Jahren immer wieder in der Funktion eines "Hofnarren". Bis jetzt wurde bislang dieses hilfreiche Prinzip nie so verständlich dargelegt.

Das Buch verdeutlicht das Prinzip anhand einfacher konkreter Beispiele und einer ausführlicheren fiktiven Geschichte. Das Prinzip bewährt sich überall: Im Beruf und Alltag. Vor allem, wenn es darum geht, die Kernkompetenzen zu fördern: die Kernidee ist, dass eine aussenstehende Person, die nicht zu nahe steht, die richtigen Fragen stellt. Seit langem schon sehe ich, wie Führungskräft ihre kommunikative Kompetenz optimieren können, indem sie mit einem aussenstehenden "Hofnarren" arbeiten. Das hatte sich stets bewährt. Der Hofnarr als Coach kann teure Beratungen und Seminare ersetzen.

Anwälte oder PR Berater sind oft nicht die idealsten Berater, wenn es um heikle Medienauftritte geht. Sie erinnern sich noch an Jo-Ackermann, der am 21. Januar 2004 die Finger zum Victory-Zeichen gespreizt hat, als er den Gerichtsaal betrat. Es folgte ein Proteststurm, der dem Topbanker beinahe den Kopf kostete. Ackermann entschuldigte sich 15 Tage nach dem Faux-pas mit der Begründung: Seine Anwälte hätten ihm dies empfohlen. Sie hätten gesagt, so zeige er sich locker. Er habe nur diesen Rat befolgt. "Big Joe" ist nicht der einzige, der mit einer falschen Beratung ein PR-Desaster ausgelöst hat. Ich erinnere an Temporärstellenvermittler Adecco, der nach seiner anwaltlich diktierten Kommunikation in einer Börsenwoche fünf Milliarden Franken vernichtet.

Um in der Öffentlichkeit zu überzeugen, benötigt man einen ausgebildeten Hofnarren. Die meisten Unternehmenschefs wissen nicht im Detail, wie Medien ticken. Sie kennen nicht mehr die Sicht der Kunden, Mitarbeiter, der Anleger und verlieren schnell die Sicht der Bevölkerung. Berater können ihnen zeigen, dass nicht alles, was sie tun, vom Publikum auch als richtig erachtet wird.

Ein Berater, darf den Auftraggebern nicht nur Honig ums Maul streichen. Wer nur Good News verkündet, verliert den Status als Hofnarr. Er ist nur noch Hofsänger.

Die meisten Spitzensportler und Topmanger haben einen Coach. Im Coaching kann ein Realitäts-Check praktiziert werden, wie er schon im Mittelalter praktiziert worden ist: es wird ein Spiegel vorgehalten, der bewusst macht, wie sie von Aussen wahrgenommen werden.

Eine Seminarteilnehmerin zeigte mir jüngst das Buch mit dem Titel "Coach Dich selbst, sonst coacht Dich keiner!". Daraus entwickelte sich eine aufschlussreiche Diskussion darüber, welches Coaching Sinn macht. Mit billigen Versprechen mit nicht messbaren Grössen wie "Mehr Geld im Job" werden eindeutige Ziele vermieden. Die angepriesenen Rezepte sind oft nicht alltagstauglich.

Der Buchtitel spricht etwas Zentrales der professionellen Beratung an: professionelles Coaching heisst vor allem auch "Hilfe zur Selbsthilfe!" Es setzt messbare, konkrete Ziele, die nachher überprüft werden können und dadurch ist professionelle Beratung auch nachhaltig.

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