Am 16. September wurde an den 8. Schaffhauser Wirtschaftsimpulsen die
Thematik "Wachstum- Fluch oder Segen?" von unterschiedlichsten Seiten
beleuchtet. Nachdem Jutta Ditfurth bei ihrem Impulsreferat mit ihrer
pointierten Gegenposition beim Publikum punkten konnte, erntete
sie dann in der Diskussionsrunde mit der Starbesetzung Wellershoff,
Wallraff, Pauli und Deiss unter der Leitung der Medienprofis Brennwald
nur noch Minuspunkte.
Die Veranstalter wünschten bewusst eine konkradiktorische
Auseinandersetzung mit der vorgegebenen Thematik und das Publikum erlebte
dann auch diese Kontrapunkte im Podiumsgespräch ungeschminkt
und hautnah. Jutta Ditfurth gelang es, sich über alle Regeln der
Gesprächskultur hinweg zu setzen. Es war erstaunlich, wie es es
verstand, jeglichen Konsens zu sabotieren und echte Dialoge zu sprengen.
So wie ein pubertierendes Kind, das antiautoriär "erzogen" wurde
und sich an keine Regel halten will, spielte sie auf der Klaviatur der
Provokation. Sie brachte es sogar fertig, einen Joseph Deiss aus der
Reserve zu locken, Wellershoff zu destabilisieren und mit primitivsten
Techniken, den Moderator auszuklammern.
Ein paar Beispiele:
- Ein Moderator hat bekanntlich in seiner Rolle das Recht und die Pflicht,
Fragen zu stellen. Die Teilnehmer müssen sich den Spielregeln
unterordnen. Doch Jutta Ditfurth war nicht bereit, sich befragen
zu lassen. Nachdem sich Reto Brennwald erlaubte, seine Frage zu
wiederholen, die Ditfurth als gewiefte Debattiererin nicht beantwortet
hatte, griff sie den Moderator mit einer Unterstellung frontal an: "Sie
wollen, dass ich das sage, was Sie wollen. Ich sage, was ICH denke!"
(anlog einem pubertierenden Kind, das trotzt und sagt: Ich mache was
ICH will!) Nachdem Ditfurth - sie ist die heutige Vorsitzende der bunten
Fraktion - das Wort ständig an sich gerissen hatte und vom Moderator
gestoppt werden musste (was auch seine Pflicht ist) konterte sie: "Ich
rede nicht in Schlagzeilen!" (Ein pubertierendes Kind würde sagen:
Ich rede solange ich will!)
- Wurde Sie hingegen von anderen Gesprächsteilnehmern, die von
Ditfurth ständig unterbrochen wurden, freundlich gebeten, den Satz doch zu
Ende sprechen zu dürfen, entgegnete die Provokateurin: "Wir haben
hier einen Dialog!" Erstaunlich, dass es dieser Frau im Podiums gelang,
Deiss mit der ständigen Unterbrechungstaktik so zu destabilisieren,
bis er entnervt, dieses provokative Unterbrechen als pathologisch
bezeichnete. Ditfurth gelang es zudem, selbst Wellershoff zu irritieren,
indem sie ihn seine Person nicht neutral und parteiisch bezeichnete. (So
wie ein rebellierendes Kind, das mit Vorwürfen und Unterstellungen
Eltern zu manipulieren versteht. Der Trick: Man spielt auf die Person)
Erstaunlich, dass es diese spät pubertierende Politikerin auch fertig
brachte, einen Moderator einfach zu ignorieren und auszuklammern. (auch
mit Körperhaltung und Blickkontakt). Nachdem Reto Brennwald auf
die Spielregeln verwies, drohte Ditfurth: "Wenn ich nicht sagen kann,
was ich will, verlasse ich das Podium." (Analog dem Verhalten eines
antiautoritär "erzogenen" Kindes, das den Eltern droht, es werde
ausziehen, wenn es kein neues Handy bekommt) Ich beschäftige mich
seit Jahren mit Dialogik. Ich habe selten erlebt, wie es jemand so plump
fertig bringt, sich über alle Regeln der Gesprächkultur
eigenmächtig hinwegzusetzen. Aeusserlich setzte die Provokantin
auch noch einen knallroten Fächer ein, den sie dominant einsetzte.
Gockel wollen auch mit dem roten Kamm die eigene Position stärken.
- Der Gipfel der Ich-Bezogenheit verriet Ditfurth, indem sie forderte:
"Wenn ich schon Gelegenheit habe, vor den Medien meine Sicht darzulegen,
so will ich dies hier in Schaffhausen auch tun" (Erinnerte erneut an
ein pubertierendes Kind: Ich will... ich muss - aber subito!). Das
Schaffhauser Publikum erlebte an dieser spannenden Podiumsveranstaltung
live einen Lehrfilm, der für Kommunikationsseminare verwendet werden
könnte. Nicht alle ertrugen zwar diese penetrante ICH-bezogene
Provokateurin. Viele verliessen - offensichtlich genervt - vorzeitig
den Saal.
Fazit: Ein Musterbeispiel, wie sich eine hochintelligente,
eloquente Rhetorikerin selbst demontierte, weil sie den Unterschied
zwischen Rhetorik und Dialogik nicht kennt. Das Verhalten Jutta Ditfurth
veranschaulicht uns, dass Dialog Austausch sein muss. Zuhören,
sich an Spielregeln halten, das Gegenüber wertschätzen
(auch wenn man nicht einverstanden ist mit ihm) gehört zum ABC
jeder Kommunikationskultur. Wer diese Voraussetzungen nicht mitbringt,
dürfte eigentlich nicht eingeladen werden. Der Veranstalter brachte
es am Schluss erfreulicherweise fertig, das Streitgespräch - in
einer kurzen Zusammenfassung - gekonnt auf einen Nenner zu bringen:
- Beim Thema "Wachstum- Fluch oder Segen?" scheiden sich die Geister.
- Eine "Entweder - Oder Haltung" bringt uns nicht weiter.
- Wachstum kann sowohl Segen sein, als auch Gefahren in sich bergen.
- Wir müssen uns der Grenzen des Wachstum stets bewusst bleiben.
Es gab Feedbacks von Teilnehmern, die das Sprengen des Dialoges nicht
bei der Bombenlegerin suchten, sondern bei den Opfern.
So habe ich gehört:
- Wellershoff hätte mit seiner wachstumsfreundlichen These
die deutsche Referentin gereizt. Er sei im Grunde genommen schuld.
- Reto Brennwald hätte sich besser vorbereiten müssen. Er
habe nicht recherchiert, mit wem er es zu tun habe.
- Zu den Podiumsteilnehmern, die zu Statisten degradiert worden waren,
wurde gesagt: Sie hätten die Dominanz der "Spielverderberin" selbst
verschuldet. Sie hätten sofort hart kontern müssen.
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