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www.rhetorik.ch aktuell: (01. Aug, 2011)

August Reden von Maurer und Sommaruga

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
[Rede MP3: Quelle DRS 3 Dieses Jahr musste ich für DRS 3 die Reden von zwei Bundesräten vergleichen. Simonetta Sommaruga und Ueli Maurer sind zwei Magistraten, die kommunikativ stark sind. Beide überzeugen durch Stimme und Person. Beide standen hinter und zu ihrer Botschaft. Beide konnten es zwar nicht lassen, parteipolitisch zu agieren. Sommaruga mit einem Seitenhieb gegen die SVP und Maurer mit dem Kernthema der SVP, der Ausländerfrage. Erstaunlicherweise beschäftigten sich beide mit der Grenzfrage. Bundesrätin Sommaruga plädierte für offene Grenzen. Bundesrat Maurer hatte die Botschaft: Wir müssen wieder lernen Nein zu sagen. Beide gaben wenig Persönliches von sich preis. Auch von Humor war bei Beiden nicht viel zu spüren. Dafür bauten beide am Anfang Brücken zum Publikum: Simonetta Sommaruga verstand es, die die Einwohner vom Grenzstädtchen Stein am Rhein ins Herz zu schliessen und Ueli Maurer die Toggenburger, weil er immer wieder dort gewirkt hatte, vor allem im Militär. Die Reden - einmal aus linker - einmal aus rechter Sicht - die Rede einer Frau und die Rede eines Mannes waren ein spannendes rhetorisches Duell. Zusammen mit dem Produktionsleiter DRS 3 konnten bei den zwei Hauptkategorien je 6 Punkte vergeben werden.
[Rede MP3: Quelle DRS 3


Die Emotionen. Was lösen sie beim Publikum aus?
  • Glaubwürdigkeit: Überzeugt der Auftritt? (2 Punkte)
  • Einfachheit: Wird verständlich gesprochen? (2 Punkte)
  • Unterhaltungswert: Stimuliert die Rede? (2 Punkte)
Die Botschaft. Was geben uns die Redner mit?
  • Struktur: Gibt es einen roten Faden? (2 Punkte)
  • Bild: Werden die Worte veranschaulicht? (2 Punkte)
  • Botschaft: Was ist die Kernaussage? (2 Punkte)


Glaubwürdigkeit Sommaruga 2 Maurer 1
Die Justizministerin diffenzierte die These " Grenzen sind immer eine Chance", indem sie die Probleme mit kriminellen Ausländern nicht generell ausklammerte (Leute , die systematisch gegen die Gesetze verstossen, müssen nach der Justizministerin auch das Land verlassen). Ueli Maurer war dank seiner natürlichen Art recht glaubwürdig. Er überzeugte, weil er so wirkte, als glaube er das, was er sagt. Doch entsprach die Rede zu stark dem SVP Parteiprogramm.
Einfachheit Sommaruga 2 Maurer 2
Wer nicht so reden kann, dass es die Durchschnittsbürger verstehen, weiss nicht was adressatengerechtes Sprechen heisst. Hinsichtlich Einfachheit erhielten beide Magistraten je zwei Punkte. Sommaruga sprach unkompliziert, in nachvollziehbaren, kurzen, verständlichen Gedankenbogen. Maurer zeichnete sich einmal mehr dadurch aus, dass er hinsichtlich Sprachebene vom "Otto Normalverbraucher" immer sehr gut verstanden wird.
Unterhaltungswert Sommaruga 1 Maurer 2
Obschon beide einige persönliche Bemerkungen einfügten, konnte Ueli Maurer mit Frischs Geschichte vom Biedermann und die Brandstifter punkten. Dieses narrative Element weckte im Publikum Aufmerksamkeit. Wer gut erzählen kann, unterhält.
Struktur Sommaruga 2 Maurer 1
Da Thema "Grenze wurde konsequent und einleuchtend beleuchtet und vertieft. Maurer hatte zwar auch einen logischen Aufbau, doch war die Rede nicht so klar strukturiert (Positive Errungenschaften - Risiken antizipieren - Nein sagen können - Ordnung)
Bild Sommaruga 1 Maurer 1
Simonetta Sommaruga verstand es immer wieder, die verschiedene Grenzen im Alltag so zu schildern, dass man sie sich gut vorstellen konnte.
Botschaft Sommaruga 2 Maurer 2
Beide Redner konnten ihre Kernbotschaft herauszuschälen. Es gelang ihnen sie zu vertiefen, zu wiederholen und zu veranschaulichen, so dass die Botschaft auch in den Medien richtig wiedergegeben wurde. Dachbotschaft Sommaruga: "Abschottung bringt keine Lösung Grenzen müssen überwinden werden, Grenzen sind Ort der Begegnung". Dachbotschaft Maurer: "Lernen wir, Nein sagen, behalten wir die Risiken im Auge, damit wir Fehlentwicklungen vermeiden können".


Zählen wir die Punkte zusammen, so hat beim Inhalt Sommaruga einen knappen Vorsprung von einem Punkt und schaffte damit den Zieleinlauf als Siegerin.

Hinsichtlich Rhetorik dürfte man dennoch von zwei Siegern sprechen. Beide Reden waren professionell.

Was könnten wir auf Grund dieser Erkenntnisse daraus lernen?


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