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www.rhetorik.ch aktuell: (24. Jul, 2011)

Zur Oben-ohne Foto der FDP

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Aus Swissinfo:

Die FDP Frauen haben am Donnerstag ihre Kampagne für die Wahlen vom Herbst eröffnet. In Zeitungen und auf Facebook publizierten sie ein Foto, auf dem der nackte Oberkörper von Generalsekretärin Claudine Esseiva von einem Balken mit der Aufschrift "Nicht mehr oben ohne" bedeckt wird.
Aufmerksamkeit wecken darf nie Selbstzweck sein. Es geht bei der Werbung vor allem auch um die glaubwürdige Übermittlung einer Kernbotschaft. Das Image der FDP wird mit der jüngsten "oben ohne FotoČ nicht aufgewertet. Es darf bezweifelt werden, dass durch diese Aktion künftig mehr Frauen in der Verwaltungsräten sitzen. Ein Ausschnitt aus der neusten Kampagne der FDP Frauen, die ab Donnerstag auf Facebook und ab September im Kino zu sehen sein wird.
Aus "20min.ch":

"So sexy haben sich die Freisinnigen Frauen noch nie präsentiert: Mit nackter Brust, nur bedeckt von einem Banner "Nicht mehr oben ohne", posiert Generalsekretärin Claudine Esseiva ab heute Donnerstag auf Facebook für die neuste Kampagne der FDP Frauen. "Der Slogan zielt auf unsere Forderung, dass mehr Frauen in den oberen Etagen von Wirtschaft und Politik vertreten sein müssen", sagt die 32-jährige Generalsekretärin gegenüber 20 Minuten Online. "Mit dem überzeugt. "Wir wollen, dass die Leute darüber sprechen" Esseiva ist aber klar, dass gerade ihr Auftritt einigen zu gewagt sein könnte. "Mit dem Oben-ohne-Foto provozieren wir bewusst. Wir wollen, dass die Leute darüber sprechen." Zudem sei das Ziel der Kampagne, junge urbane Frauen anzusprechen, und dies gelinge nur mit einer frischen und frechen Kampagne. Dieser Meinung ist auch Carmen Walker-Späh, Präsidentin der FDP Frauen und betont gegenüber 20 Minuten Online: "Mit der Kampagne wollen wir weg vom feministischen Mief, hin zu einer fortschrittlichen liberalen Politik, die auch einmal lustvoll sein darf.
Selbstverständlich hat die Oben-ohne Foto ein Teilziel erreicht. Sie macht immerhin von sich reden. Doch müssen wir uns fragen, ob die "Pin-up-AktionČ hinsichtlich Imageförderung und Botschaftenmanagement der FDP langfristig Erfolg hat. Für mich wird dieser verzweifelte Versuch mit einer provokativen Foto, diebewusst aneckt und der FDP das Image einer frechen, frischen Partei vermitteln soll, keine Ernte einfahren wird. Bei politischen Werbeaktionen ist die Wirkung beim Adressaten (Stimmvolk) ausschlaggebend. Ich habe 20 Personen das Bild gezeigt. Das Echo war ernüchternd: Muss dies sein? Weshalb hat sich die FDP nicht von Marketing-Profis beraten lassen?  war zu hören. Nur eine Minderheit fand die Aktion modern und frech. Niemand diskutierte über den Frauenanteil auf den Chefetagen. Mit dem Pin-up-Girl lösen sich die FDP Frauen auch nicht vom feministischen Mief. Sie unterstreichen höchstens zusätzlich die Frau als Sexobjekt.

Kommentare zur Playboyaktion der deutschen Fussballerinnen bestätigten, wie solche Themen polarisieren. Die einen finden solche Aktionen modern, unverkampft und gut. Andere lehnen jegliche Versuche ab, mit der Frau als Sexobjekt zu spielen. Es ist immer das Resultat der Werbung ausschlaggebend. Ob auf Grund des "Oben-ohne Auftrittes" die Frauen der FDP im Herbst mehr Stimmen bringen werden, ist fraglich.

Aus dem Tagi:
Die Videoumfrage in Zürich zeigt: Der Mut der FDP-Generalsekretärin Claudine Esseiva, sich für ein politisches Anliegen auszuziehen, wird bewundert. Mit dem Slogan "Nicht mehr oben ohne" wirbt sie für mehr Frauen in den Chefetagen. Viele bemängeln aber die unklare Botschaft der Aktion. Dass es um Gleichberechtigung geht, ist nur den wenigsten klar. "Im ersten Moment muss man schon studieren", meinte eine ältere Passantin. Eine Kantonsschülerin kritisiert, dass es mehr um Sexualität gehe als um die Frauenförderung. "Ich denke auf jeden Fall, dass die Botschaft ankommt", meint hingegen ein Student.
Provokationen können im Politgeschäft ein bewährtes Instrument sein, um etwas zu bewirken. Provokationen haben sich bei vielen Parteien immer wieder gelohnt. Doch in diesem Fall hat mir ein Politologe geschrieben, dass die FDP Werbung - nach dem Aufmerksamkeitsgag - kaum nachhaltig sein wird. Ein Journalist vertrat sogar die Meinung, diese Werbung zerstöre die Nachhaltigkeit, denn die Konsumenten sagen sich: Was diese Frauen alles machen müssen, nur um gewählt zu werden.

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