Die FDP Frauen haben am Donnerstag ihre Kampagne für die Wahlen
vom Herbst eröffnet. In Zeitungen und auf Facebook publizierten sie
ein Foto, auf dem der nackte Oberkörper von Generalsekretärin
Claudine Esseiva von einem Balken mit der Aufschrift "Nicht mehr oben
ohne" bedeckt wird.
Selbstverständlich hat die Oben-ohne Foto ein Teilziel erreicht. Sie
macht immerhin von sich reden. Doch müssen wir uns fragen, ob die
"Pin-up-AktionČ hinsichtlich Imageförderung und Botschaftenmanagement
der FDP langfristig Erfolg hat. Für mich wird dieser verzweifelte
Versuch mit einer provokativen Foto, diebewusst aneckt und der FDP
das Image einer frechen, frischen Partei vermitteln soll, keine Ernte
einfahren wird. Bei politischen Werbeaktionen ist die Wirkung beim
Adressaten (Stimmvolk) ausschlaggebend. Ich habe 20 Personen das Bild
gezeigt. Das Echo war ernüchternd: Muss dies sein? Weshalb hat sich
die FDP nicht von Marketing-Profis beraten lassen? war zu hören.
Nur eine Minderheit fand die Aktion modern und frech. Niemand diskutierte
über den Frauenanteil auf den Chefetagen. Mit dem Pin-up-Girl
lösen sich die FDP Frauen auch nicht vom feministischen Mief. Sie
unterstreichen höchstens zusätzlich die Frau als Sexobjekt.
Kommentare zur Playboyaktion der deutschen Fussballerinnen
bestätigten, wie solche Themen polarisieren. Die
einen finden solche Aktionen modern, unverkampft und gut.
Andere lehnen jegliche Versuche ab, mit der Frau als Sexobjekt
zu spielen. Es ist immer das Resultat der Werbung ausschlaggebend.
Ob auf Grund des "Oben-ohne Auftrittes" die Frauen der FDP
im Herbst mehr Stimmen bringen werden, ist fraglich.
Aus dem
Tagi:
Die Videoumfrage in Zürich zeigt: Der Mut der
FDP-Generalsekretärin Claudine Esseiva, sich für ein politisches
Anliegen auszuziehen, wird bewundert. Mit dem Slogan "Nicht mehr
oben ohne" wirbt sie für mehr Frauen in den Chefetagen. Viele
bemängeln aber die unklare Botschaft der Aktion. Dass es um
Gleichberechtigung geht, ist nur den wenigsten klar.
"Im ersten Moment muss man schon studieren", meinte eine ältere
Passantin. Eine Kantonsschülerin kritisiert, dass es mehr um
Sexualität gehe als um die Frauenförderung. "Ich denke auf
jeden Fall, dass die Botschaft ankommt", meint hingegen ein Student.
Provokationen können im Politgeschäft ein bewährtes
Instrument sein, um etwas zu bewirken. Provokationen haben sich bei vielen
Parteien immer wieder gelohnt. Doch in diesem Fall hat mir ein Politologe
geschrieben, dass die FDP Werbung - nach dem Aufmerksamkeitsgag - kaum
nachhaltig sein wird. Ein Journalist vertrat sogar die Meinung, diese
Werbung zerstöre die Nachhaltigkeit, denn die Konsumenten sagen sich:
Was diese Frauen alles machen müssen, nur um gewählt zu werden.