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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Jul, 2011)

Teile eines Interviews

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Schweizer Fernsehen
Teile eines Interviews können eine Aussage verfälschen. Bundesrat Schneider Ammann hat sich in einem Interview für das Einkauffen im Ausland ausgesprochen. Allerdings ist diese Aussage etwas aus dem Zusammenhang genommen worden, denn Ammann hatte die Aussage später im Interview relativiert.
Es ist journalistisch sicherlich fragwürdig, wenn Aussagen aus dem Zusammenhang herausgerissen werden. Anderseits müsste ein Bundesrat jede Aussage reflektieren und hat sich stets bewusst zu sein, dass sein Verständnis für jene Schweizer, die im Ausland einkaufen, missverstanden werden kann. Die Intervention hat seine Aussage nochmals zementiert und ich bin überzeugt, dass nun das ganze Volk glaubt, Schneider Ammann befürworte den Einkauf im billigen Ausland. Er hätte als Kerbotschaft verdeutlichen und unterstreichen müssen, dass er soches Verhalten nicht billige. Oft lohnt es sich - bei vielen journalistischen Faux-pas - nicht zu intervenieren und die Sache ledigllich unter vier Augen mit der Chefredaktion zu bereinigen. Die öffentliche Diskussion mit der unbefriedigenden Korrektur war auch in diesem Fall für den Wirtschaftminister kontraproduktiv. Der publizierte, weidrholte Auszug aus einem Statement ist nun in aller Munde und es würde mich nicht wundern, wenn Otto Normalverbraucher sogar glaubt, auch der Bundesrat selbst, kaufe persönlich bedenkenlos im Ausland ein.

Aus 20 Min:
Das Volkswirtschaftsdepartment hat bei der Sendeleitung von "10vor10" interveniert. Grund war ein unvollständig ausgestrahltes Interview mit Bundesrat Schneider-Ammann. Das Departement von Volkswirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (EVD) ist zurzeit nicht gut auf das Nachrichtenmagazin "10vor10" zu sprechen. Nach der Sendung vom Montagabend hat das EVD beim Schweizer Fernsehen interveniert, wie Sprecherin Evelyn Kobelt auf Anfrage von 20 Minuten Online bestätigt. Grund war ein Beitrag über den Schweizer Einkaufstourismus in das benachbarte Ausland. Bundesrat Schneider-Ammann zeigte darin Verständnis dafür, dass Schweizer aufgrund des tiefen Eurokurses vermehrt im Ausland einkaufen. Die Durchschnittsfamilie habe nicht beliebig Mittel zur Verfügung, die Kaufkraft sei nicht grösser geworden und der Druck auf die Kosten sei gross, sagte Schneider-Ammann auf seiner Russlandreise gegenüber "10vor10". "Jeder sucht - das finde ich das Gute am freien Markt - seine beste Möglichkeit und somit geht er über die Grenze und deckt sich ein." Nicht zufrieden mit der ausgestrahlten Aussage war das EVD. "Im Beitrag vom Montag war das Interview mit Bundesrat Schneider-Ammann unvollständig", sagt Sprecherin Kobelt. Die Verantwortlichen bei "10vor10" hätten aus dem Interview nur die Passage herausgenommen, die ihnen passte und so einen falschen Eindruck entstehen lassen. "Auf unsere Intervention hat "10vor10" am Dienstag in einem zweiten Beitrag die vollständige Aussage von Bundesrat Johann Schneider-Ammann ausgestrahlt." Tatsächlich bringt "10vor10" am Dienstag eine Folgegeschichte - mit kritischen Reaktionen auf Schneider-Ammanns Aussage, die laut Moderatorin Daniela Lager "hohe Wellen" geworfen hat. Darauf kommt der Angeschossene zu Wort: "Ich will selbstverständlich, dass vor allem in der Schweiz konsumiert wird", sagt Schneider-Ammann. Ein Einblender mit "Gestern" signalisiert, dass der Volkswirtschaftsminister dieses Statement bereits am Montag gemacht hatte - im gleichen Interview, in dem auch die später kritisierten Aussagen fielen. Für das EVD ist auch der zweite Beitrag "nicht sauber gemacht". Die Verantwortlichen hätten die externen Kommentatoren nur mit dem am Montag ausgestrahlen Statement konfrontiert. "Sie konnten so nicht auf die gesamte Aussage von Herrn Bundesrat Schneider-Ammann reagieren, was das Missverständnis noch akzentuiert hat", so Sprecherin Kobelt. Der Einblender "Gestern", der darauf hinweist, dass der Volkswirtschaftsminister die zweite Aussage ebenfalls am Montag gemacht hat, reicht laut Kobelt nicht aus. Für sie ist klar: "Unserer Meinung nach ist das keine korrekte Informationsverarbeitung. Wir behalten uns weitere Schritte vor." Das Schweizer Fernsehen bestätigt, dass am Dienstag ein Gespräch mit dem EVD stattgefunden hat, welches laut Mediensprecher Marco Meroni "sehr freundlich" verlaufen sei. Im Beitrag vom Dienstag sei ein weiteres Zitat des Volkswirtschaftsministers verwendet worden, weil es zum Thema passte und nicht aufgrund einer Intervention des EVD. Für eine Entschuldigung gebe es deshalb keinen Grund.

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