Es könnte ein heisser Wirtschaftssommer werden.
Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft sind global geworden.
Europa und die USA haben Schuldenkrisen.
In China ist die Inflation ein Problem.
Europa:
Ein Pleite Griechenlands ist immer noch nicht ausgeschlossen.
Zudem sind auch die Sorgen um Italien grösser geworden.
Blick:
Panik-Verkäufe gestern Morgen an den europäischen
Börsen. Auch in Zürich fallen die Aktien, teilweise
dramatisch. Vor allem die Banken trifft es. Die UBS-Aktie verliert
innert Minuten über 5 Prozent. Am Abend sind es knapp 2 Prozent.
Natürlich fällt auch der Euro. Nach dem Absturz von 1.19
auf 1.17 Franken am Montag erlebt er den zweiten Schwächeanfall
in Folge. Gestern um 10.04 Uhr kostet ein Euro genau 1.1552
Franken. Historischer Tiefstand.
Unglaublich. Seit Ende 2009 hat die Währung im Schnitt jeden Monat
zwei Rappen an Wert verloren. 23 Prozent in eineinhalb Jahren.
Nach der Marathon-Sitzung in der Nacht auf gestern ist allen klar: Die
Situation hat sich noch einmal zugespitzt. Die Schock-Nachricht des Tages
lieferte Jan Kees de Jager. Laut dem niederländischen Finanzminister
hat die Eurozone einer Arbeitsgruppe ein breiteres Mandat für
alle Optionen erteilt. Auf die Frage, ob das auch einen teilweisen
Zahlungsausfall von griechischen Staatsanleihen bedeuten könne,
sagte de Jager: "Es wird nicht mehr ausgeschlossen, ganz klar."
(...)
Was würde bei einer Pleite Griechenlands passieren?
Niemand weiss es. Mit seinen vielleicht noch 100 Milliarden Euro
Schulden gegenüber den Banken ist das Land heute nicht "too big
to fail" - also nicht mehr zu gross, um Pleite zu gehen. Diesen Ausfall
könnte das Bankensystem wohl verkraften. Das Problem liegt vielmehr
in der Komplexität. Rund um die griechischen, spanischen und
italienischen Staatsschulden hat sich ein riesiges und undurchsichtiges
Versicherungsgeschäft etabliert. Die Lage ist ähnlich wie
vor dem Lehman-Kollaps 2008: Erst nach der Pleite zeigte es sich,
dass viele der Lehman-Papiere mehrfach und über Kreuz versichert
waren. In vertrackten Verträgen war geregelt, welches Ereignis welche
Versicherungsleistung auslöst. Die Folge war ein unbeschreibliches
Durcheinander, das jetzt auch im Falle von Griechenland droht.
(...)
Wie schlimm stehts um Italien?
Die Grösse ist es, die alle so nervös werden
lässt. Vergleicht man die Verschuldung mit dem Bruttoinlandprodukt,
stehen die Griechen schlechter da als die Italiener: 142 zu 119 Prozent
Aber: Der italienische Schuldenberg ist 1,84 Billionen
Euro hoch! Der griechische "nur" 330 Milliarden. Nach langem Schweigen
meldete sich gestern Silvio Berlusconi.
Quelle: Blick:
USA
Auch in den USA wird die Haushalskrise zu einem Hauptthema.
Eine Staatspleite warnt.
Spiegel:
Seit Wochen ziehen sich die Verhandlungen zwischen Weissem Haus und
Republikanern über eine höhere staatliche Schuldenobergenze hin. Die
Zeit drängt: In knapp drei Wochen, am 2. August, werden die USA selbige
Grenze erreichen. Gibt es bis dahin keine Lösung, um Washington aus den
roten Zahlen zu steuern, droht die Zahlungsunfähigkeit -
manch Kommentator spricht schon vom "Staatsinfarkt".
Aber was droht dann wirklich? Was bedeutet die Zahlungsunfähigkeit einer
vernetzten Supernation wie der USA?
Schon bei der Einschätzung der Gefahr sind sich Experten nicht
einig. Auf der einen Seite zeichnet Finanzminister Tim Geithner
apokalyptische Horrorszenarien: Er warnt, sollte die Frist tatenlos
verstreichen, vor "katastrophalem Schaden für die US-Wirtschaft und
die Weltwirtschaft". Auf der anderen Seite spielen Republikaner wie die
Abgeordnete und Präsidentschaftsaspirantin Michele Bachmann das Risiko
herunter: Soll der Staat doch pleitegehen - es sei höchste Zeit für
"tough love".
Amerikas Staatsverschuldung erhöht sich jeden Tag um rund vier Milliarden
Dollar. In der Tat wäre damit die vom Kongress gesetzte Schuldengrenze,
die derzeit bei 14,294 Billionen Dollar liegt, Anfang August erreicht.
(...)
- Christine Lagarde, die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds
(IWF), hält das für gut möglich.
Sie prophezeit für diesen Fall "Zinserhöhungen,
schwere Schläge für die Börsen und wirklich unangenehme
Konsequenzen".
- JD Foster, ein Ökonom bei der konservativen Heritage
Foundation, sieht das Ganze etwas differenzierter: Die USA könnten zwar
fällige Ausgaben wie Rentenzahlungen nicht mehr tätigen. "Das heisst
jedoch nicht, dass wir am 2. August unsere staatlichen Schulden nicht
mehr abtragen können", sagte er auf ABC News. "Das ist ein anderes
Thema."
(...)
- "Die Realität wäre chaotisch",
schreibt Ex-Finanzstaatssekretär Jerome
Powell in einem Bericht für das überparteiliche Bipartisan Policy
Center. "Unfaire Resultate, unbeantwortete Fragen, ein Ministerium,
das Gewinner und Verlierer bestimmt, öffentlicher Aufruhr."
- Dramatischer noch wären die Konsequenzen jedoch nach Ansicht mancher
Ökonomen für die internationale Kreditwürdigkeit der USA.
Maury Harris und Drew Matus, zwei führende Ökonomen
bei der UBS Investment Bank,
haben die Folgen für das "Wall Street Journal" analysiert. Fazit:
Der komplex vernetzte Weltanleihenmarkt würde durch eine reduzierte
US-Liquidität schwer ins Wanken geraten.
"Die Auswirkungen einer US-Zahlungsunfähigkeit", schrieben sie spitz,
"könnten uns wehmütig machen für die Marktbedingungen,
die direkt nach dem Kollaps von Lehman Brothers existierten." Im Klartext: Die
Finanzkrise 2008 wäre ein Klacks im Vergleich zu dem, was da droht.
- Denn Zahlungsunfähigkeit hiesse im schlimmsten Fall, dass Washington
nicht nur ausserstande wäre, Rentner und Soldaten zu entlohnen - sondern auch
die Inhaber von US-Staatsanleihen, die das Defizit mitfinanzieren und denen
natürlich Zinszahlungen zustehen: Privatleute, Grossbanken, Rentenfonds.
(...)
- Vermutlich wird es am Ende nicht ganz so schlimm kommen. Die relative
Ruhe auf dem Bond-Markt deutet darauf hin, dass die Wall Street nicht
ernsthaft mit einem finanziellen Armageddon rechnet; Ökonom Foster
spricht von "purer Polit-Rhetorik".
Wahrscheinlicher ist ein anderes Szenario: Die Regierung erfüllt ihre
internationalen Zahlungsverpflichtungen, nimmt dafür aber ihre eigenen
Bürger in die Pflicht - und kürzt dort, wo es den Finanzmärkten
nicht wehtut: bei den Sozialleistungen.
Chinas Geldpolitik hat vor allem ein Ziel: die chinesische
Wirtschaft stützen. Ein niedriger Kurs des Yuan verbilligt Produkte
"Made in China" auf dem Weltmarkt und kurbelt den Export an. Die USA und
andere Handelspartner kritisieren diese Taktik als unfairen Preisvorteil.
Doch die Anhäufung von Dollar und Co. kann auch zum Problem werden.
Während europäische Länder versuchen Schuldenberge
abzubauen, versucht China den Reichtum zu verwalten. Der Zuwachs von
ausländischem Kapital lässt die Geldmenge anschwellen und die
Verbraucherpreise steigen.
Trotz staatlicher Eingriffe, könnte die Inflationsrate dieses Jahr im
Schnitt bei fünf Prozent liegen. Im Juni erreichte der Preisanstieg
mit 6,4 Prozent den höchsten Stand seit drei Jahren. In Europa
liegt die Inflationsrate zur Zeit bei etwas über zwei Prozent. Hohe
Lebensmittel- und Rohstoffpreise führen in China immer wieder zu Unruhen.