In der Regel können Politiker mit Druckmitteln die Medien beeinflussen.
In der letzten Arena mit Pelli und Blocher hat das Fernsehen
dem Druck nicht nachgegeben und in Kauf genommen,
dass die anderen Parteichefs
die Arena boykottierten.
Dies zeugt von Eigenständigkeit und lässt
vermuten, dass unter dem neuen Chef De Weck die Programmmacher
gestützt werden. Man darf es schätzen, wenn sich Medienmacher
nicht erpressen lassen. Mehr im "Blick" und "20 Minuten" Artikel unten.
Nun aber zum Streitgespräch selbst:
Der Kampf am Freitagabend war ein echtes Duell und trug mit
Recht den Namen "Arena". Es war ein Streitgespräch,
keine dialogische Sendung.
Bei Duellen geht es um einen Schlagabtausch, um Sieg oder Niederlagen.
Die Sendung hatte so Dynamik und war nicht langweilig.
Blocher wirkte präsenter als Pelli,
obschon er zu laut und ständig mit zu hohem Druck sprach.
Die Frage, wer denn das Duell gewonnen hat kam
am Schluss auf:
Zum Schluss blieb Sonja Haslers Frage an Fulvio Pelli: "Sie haben ein
Duell mit Christoph Blocher gefordert, wer hat es nun gewonnen?" Pellis
Antwort: "Diese Duelle sind nicht gemacht, um zu gewinnen." Dagegen
meinte Blocher gelassen: "Wer gewonnen hat, müssen die Zuschauer
entscheiden."
Pellis Ärger über die Wahlstrategie der SVP dominierte und überschattete
den Inhalt. Er hatte
zwar bei diesem Auftritt endlich eine Kernbotschaft: Die SVP gefährde
den bilateralen Weg. Mit dem Vorschlag der Einwanderungsbeschränkung
mache die SVP nur Wahltaktik. Pellis Argumentationsgebäude baute
auf der These auf: Die SVP sei unfähig, mit anderen bürgerlichen
zusammenzuarbeiten. Was Pelli gut machte: Er wiederholte immer wieder
diese These mit dem Zweifel am echten Willen der Blocherpartei zur
Zusammenarbeit. Es genügt jedoch nicht, in eine Arena zu steigen,
ohne ein Argument, ein Bild, das für die eigene Partei spricht.
Schon SP Parteipräsident Fehr konnte vor Jahren nicht
einsehen, dass die Botschaft "Blocher muss als Bundesrat weg" alleine nicht
genügte.
Pelli hatte zwar ein Konzept, doch war die Anti SVP Haltung als Kernbotschaft alleine
war zu schwach. Blocher widersprach meist aggressiv: "Wir müssen die
Ausländerpolitik wieder in die eigenen Hände nehmen." Blocher punktete
so in der Startphase.
SP Nationalrat Pardini veranschaulichte, wie man die Medienpräsenz nutzen kann,
um ein Anliegen vor Mikrofon und Kamera zu "verkaufen".
Seine Forderungen nach Mindestlöhnen und mehr Kontrollen bei den
Scheinselbständigen festigte es mehrmals, wenngleich er sie bei
jeder auch unpassenden Gelegenheit wiederholte.
Im zweiten Teil wurde der wachsende Graben zwischen der SVP und FDP
deutlich. Der anwesende Politologe
Claude Longchamps gab eine einleuchtende Erklärung
für die zunehmende Polarisierung zwischen den bürgerlichen
Parteien. Es gebe nicht mehr nur die Linie zwischen
Links und Rechts, sondern auch zwischen den gegensätzlichen
Strömungen für mehr Öffnung und mehr Eigenständigkeit.
Bei Blochers spürte man als Aussenstehender, dass
er seinen Gedanken überzeugt ist. Damit hatte er die
grössere Ueberzeugungskraft als Pelli, der zu
oft unbeherrscht und verunsichert wirkte.
Die FDP müsste unbedingt erkennen, dass die Buchstaben
FDP für eine liberale Partei wegweisend sein könnten:
F = für "Fokussieren" auf eine konstruktive Kernbotschaft
D = für "Direkter", sich eindeutiger positionieren
P = für "Personen", die sich vom Banken-Boni-Bonzen Image gelöst haben.
In der Politik schlägt das Image oft die Fakten.
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Obschon es die SVP geschickt versteht, die politische Agenda zu
bestimmen, muss die Partei und Christoph Blocher aufpassen, dass
sie weiterhin am Puls der Bevölkerung politisiert.
Longchamps Bemerkung, dass die Partei schon zu erfolgsverwöhnt ist,
könnte zutreffen.
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Die jüngste ARENA wird sicher bessere Einschaltquoten verzeichnen.
Es war eine echte ARENA. Für Moderatorin
Sonja Hasler
hingegen war es nicht einfach, die Selbstdarsteller
zu disziplinieren.
"Blick":
Die Redaktion der "Arena" will die Sendung vom kommenden Freitag rund um
Personenfreizügigkeit und Energiedebatte als Showdown inszenieren:
ein Duell zwischen den rechtsbürgerlichen Schwergewichten
Fulvio Pelli und Christoph Blocher.
Das sorgte für grossen Ärger in der Mitte und Links: Die
Parteipräsidenten Christophe Darbellay, Christian Levrat
und Ueli Leuenberger waren betupft, weil sie nicht
vorne am Pult stehen dürfen - und einigten sich auf einen Boykott,
falls das Schweizer Fernsehen das Konzept der Sendung nicht ändere.
"Viereinhalb Monate vor den Wahlen eine Wahlkampf-"Arena" nur mit FDP
und SVP zu machen, ist jenseitig und inakzeptabel", begründete
Leuenberger den Entscheid. Sie gingen doch nicht als Staffage in die
rechtsbürgerliche Arena, befand Levrat.
Doch die Drohungen verhallten am Leutschenbach ungehört. Die
Redaktion wird die Sendung, die morgen aufgezeichnet wird, wie
vorgesehen durchziehen. Es sei nie geplant gewesen, die anderen
Parteipräsidenten einzuladen und in der hinteren Reihe zu platzieren,
erklärt SF-Mediensprecher Martin Reichlin gegenüber Blick.ch.
Der Fokus liege auf dem Zwist zwischen FDP und SVP, weil Fulvio Pelli
Christoph Blocher in der Sonntagspresse zu einem Streitgespräch
herausforderte und die SVP diese Herausforderung umgehend angenommen habe.
Reichlin verweist darauf, dass die Arena bereits am 8. April zum Thema
"Kampf der Mitte" FDP und SVP gegeneinander habe antreten lassen. "Ohne
dass jemand auf die Idee eines Boykotts gekommen wäre."
SP, Grüne und CVP schickten andere Vertreter.
20 Min
vom 03. Juni 2011
Beim Duell der beiden rechtsbürgerlichen Schwergewichte in der
heutigen "Arena" liegen die Vorteile bei Christoph Blocher. Keiner liebt
den direkten Schlagabtausch mehr.
Sie kämpfen beide um die Gunst der bürgerlichen Wähler -
dennoch könnten sie verschiedener nicht sein. Auf der einen Seite
SVP-Chefdenker Christoph Blocher, der bodenständige Zürcher
Unternehmer, der gerne mal den verbalen Zweihänder schwingt. Auf der
anderen Seite FDP-Präsident Fulvio Pelli, der zurückhaltende
Tessiner Anwalt, der lieber im Hintergrund die Strippen zieht.
Der grüne Nationalrat Jo Lang erklärt gegenüber 20 Minuten
Online, dass er und die Vertreter der anderen Parteien Pirmin Bischof
(CVP), Ursula Haller (BDP) und Corrado Pardini (SP) sich abgesprochen
haben und für die Teilnahme an der #Arena# von der Sendeleitung
zwei Garantien verlangt haben. "Wir forderten, dass über alle
drei vorgeschlagenen Themen (Personenfreizügigkeit, politische
Kultur und Energiezukunft) gesprochen wird und dass wir mehr Redezeit
erhalten als sonst üblich." Normalerweise sei im Publikum nur ein
Redebeitrag garantiert. Das Schweizer Fernsehen hat sich laut Lang an
diese Bedingungen gehalten. Auf diese Forderungen angesprochen, sagt
SF-Mediensprecher Martin Reichlin: " Es wurde darauf geachtet, dass
alle Parteien angemessen zu Wort kamen, ohne dass das eigentliche Duell
darunter gelitten hat. Das Duell ging auf Zeit und die Redezeit wurde
gestoppt. Beides auf Initiative der #Arena#." (jep) Da überraschte
es umso mehr, dass es Pelli war, der Blocher öffentlich zum Duell
aufgefordert hat. Grund war der Zwist zwischen FDP und SVP über die
Weiterführung der Personenfreizügigkeit. "Nach diesem Aufruf ist
die #Arena#-Redaktion auf die beiden zugegangen und hat sie eingeladen",
sagt SF-Sprecher Martin Reichlin. Neben der Weiterführung der
Bilateralen sollen die politische Kultur in der Schweiz und die
Energiezukunft zur Debatte stehen.
Für den Zürcher Kommunikationsexperten Marcus Knill liegen
die Vorteile bei diesem Schlagabtausch klar bei alt Bundesrat
Blocher. "Christoph Blocher glaubt, was er sagt. Er hat eine
Kernbotschaft und bringt diese meistens bildhaft auf den Punkt." Da
würden selbst rhetorische Fehler wie das laute Sprechen oder das
Rudern mit den Armen keine Rolle mehr spielen. Fulvio Pelli hingegen
laviere zu oft, kommuniziere mehrere Botschaften und komme so nie
zu einem Punkt. Mit der deutschen Sprache habe das wohl weniger zu
tun als mit der Einstellung. "Er bemüht sich offensiv zu sein,
kann aber nicht über seinen Schatten springen. Es mangelt ihm
schlicht an Ausdruckskraft", so der Experte für Medienrhetorik.
Knill erwartet deshalb, dass Pelli in der Arena mehr reagieren statt
agieren wird. Blocher traut er auf der anderen Seite zu, zur Hochform
aufzulaufen.
Einer, der bereits weiss wie das Duell ausgehen wird, ist der Zuger
Nationalrat Jo Lang. Er stand bei der Sendeaufzeichnung vom Mittwoch
abend für die Grünen in der ersten Publikumsreihe. "Es war
nur bedingt ein Duell", so sein Fazit. Das habe vor allem damit zu
tun, dass die beiden ausser bei der Personenfreizügigkeit keine
grossen Meinungsdifferenzen hatten. Deshalb habe sich die Diskussion
bei den anderen Themen dann auch verschoben. "Statt Blocher mit Pelli
duellierten sich Blocher und die anderen Parteien." Überhaupt
sei es fragwürdig, zwei rechtsbürgerliche Politiker alleine
in einen Ring zu stellen, kritisiert Lang. Dies war auch der Grund,
weshalb die Parteipräsidenten der Grünen, der SP und der CVP
im Vorfeld die "Arena" boykottieren wollten. Nach Rücksprache mit
dem Schweizer Fernsehen entschieden sich diese dann doch für eine
Teilnahme - beziehungsweise für eine Vertretung durch prominente
Nationalräte. "Der Entscheid war richtig", sagt Corrado Pardini,
der für die SP an der Seitenlinie stand. Er habe sich persönlich
genug einbringen können.
Dieser Meinung ist auch BDP-Vertreterin Ursula Haller. "Ein Boykott
wäre falsch gewesen." Damit wäre der Eindruck entstanden,
dass die anderen Parteien die Statements der beiden einfach so
akzeptieren. "Nun standen wir zwar nicht im Ring, konnten aber dennoch
mitdiskutieren." Auf die Frage, wer im direkten Duell besser abgeschnitten
hat, sagt die Bernerin nur: "Sie wissen ja, wo Blochers Stärken
liegen."