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www.rhetorik.ch aktuell: (31. Mai, 2011)

Kachelmanns Freispruch

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Nach 43 Verhandlungstagen hat das Landgericht Mannheim Jörg Kachelman freigesprochen. Der Wettermoderator nahm das Urteil gefasst und ohne sichtbare Reaktion auf. Sabine W., die ihren Ex-Freund vor Gericht gebracht hatte war zunächst auch gefasst, brach dann aber in Tränen aus.

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Kachelmann, der nach Abschluss der Urteilsverkündung mit seinem Anwalt Johann Schwenn und Pflichtverteidigerin Andrea Combe auf dem Rücksitz ihres Wagens wortlos davonbrauste, ist vorerst ein freier Mann. Doch für Gerichtsbeobachter besteht kein Zweifel: Das Urteil ist "ein Freispruch zweiter Klasse". Der Vorsitzende Richter Michael Seidling sagte, das Urteil beruhe nicht darauf, dass die Kammer von der Unschuld Kachelmanns oder einer Falschbeschuldigung der Nebenklägerin überzeugt sei. Das Landgericht Mannheim habe aber begründete Zweifel an der Schuld des Angeklagten, der deshalb "in dubio pro reo" (Im Zweifel für den Angeklagten) freizusprechen sei. Ein Urteil könne nicht aufgrund einer blossen Verdachtslage gesprochen werden. Die Verdachtsmomente hätten sich zwar im Laufe der Verhandlung "abgeschwächt, aber nicht verflüchtigt". Aber, so sagte Seidling bei der Begründung, "der Schutz der Menschenwürde lässt eine Verurteilung nicht zu". (...) Mit dem Urteil geht nach 44 Verhandlungstagen einer der spektakulärsten Prozesse in der Geschichte Deutschlands zu Ende. Kachelmann war im März 2010 am Frankfurter Flughafen festgenommen worden und sass 132 Tage lang in Untersuchungshaft. Der von grossem Medienrummel begleitete Prozess dauerte fast neun Monate lang.
Quelle:

Nachtrag vom 1. Juni:

Bei allen Analysen des prominenten Wettermoderators stellte man fest, dass sich der mediengewandte Angeklagte während des Prozesses bewusst war, dass vor Mikrofon und Kamera Bilder mehr wirken als Wort und man ständig präsent sein muss. Kachelmann wusste: ich kann immer gefilmt oder fotografiert werden. Alle Auftritte Kachelmanns schienen inszeniert. Er rasierte sich, kleidete sich sauber und setzte bei der Entlassung aus der Untersuchungshaft ein permanenten Lachen auf. Es gab somit keine Aufnahme mit einer griesgrämigen Mimik. Bei der Urteilsverkündung dominierte die Zurückhaltung. In der Ausgabe vom 1. Juni fragte sich "Blick" "Wie lange hat Kachelmann für diese Pose trainiert?" Der Titel bezieht sich auf das Bild links. Der Medienprofi hat auch sein Verhalten bei der Urteilverkündung genau überlegt. Das Verhalten im Gerichtssaal bei der Urteilsverkündigung war immer beherrscht, so als wolle er bewusst keine Signale der Enttäuschung oder des Triumpfes vermitteln. Beim Verlassen durch die Tiefgarage im Landgericht wusste Jörg Kachelmann, dass er von unzähligen Fotografen "gejagd" wird. Der Wettermoderator sass still auf dem Rücksitz, den Kopf in beide Hände gestützt. Ich glaube nicht, dass er dies eingeübt hat. Doch hatte er sich diese Pose sicherlich ausgedacht. Mit diesem Bild vermittelt er ebenfalls weder Triumpf, Freude noch Enttäuschung. Er wirkt gefasst. Die Hände fassen das Gesicht.


Nachtrag vom 3. Juni, 2011: Der Staatsanwalt will Revision einlegen Quelle.
Nachtrag vom 8 Juni, 2011: Aus 20MIn:

Der Vergewaltigungsprozess ist für Jörg Kachelmann noch nicht vom Tisch: Nach der Staatsanwaltschaft hat nun auch die Nebenklägerin und Anzeigeerstatterin Sabine W. Revision eingelegt.
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