Es ist im Prinzip eine Bagatellgeschichte, doch ist die Sache ein heikler
Testfall für die Polizei. Man erinnert sich noch an das
Phantom von Biel, wo Renter
Peter Hans Kneubühl die Polizei lange an der Nase herumgeführt hat.
Die Behörden können bei einem solchen Fall oft nur verlieren. Die Medien verfolgen die
Geschichte hautnah. Der Mann hat schon Twitter und Facebook Fanseiten.
Es dürfen also keine Fehler gemacht werden. Würde der Mann verunfallen oder jemand
verletzt würde, wäre das schlimm. Deshalb sind seit gestern auch 50-70 Einsatzkräfte der
Feuerwehr, Poliei und weiterer Dienste im Einsatz.
Blick:
Auf einem Dach an der Bruderholzstrasse in Basel steht seit gestern Morgen
ein psychisch angeschlagener Mann und wirft alles hinunter, was nicht
niet- und nagelfest ist. Er schreit wütend, ist aufgebracht. Ein
Grossaufgebot von Polizei und Feuerwehr ist vor Ort. Der Schweizer
verbrachte sogar die Nacht auf dem Dach.
Heute fährt die Polizei eine neue Taktik. Weil gutes Zureden nichts
gebracht hat, setzen die Beamten nun sanften Druck auf: Sie geben dem
Mann kein Wasser und keine Zigaretten mehr. Auch Essen soll er keines
bekommen. Die Polizei hofft, dass er so zu einem Umdenken bewegt werden
kann.
In der Nacht sei der Mann ab und zu leicht eingenickt, sagt
Polizei-Sprecher Klaus Mannhart zu Blick.ch. Ihn im Schlaf zu
überwältigen, gelang den Beamten jedoch nicht. "Sobald wir
uns näherten, wachte er sofort auf." Es sei zu gefährlich
gewesen, näher an ihn heranzutreten. "Er stand zu nahe am Abgrund",
so Mannhart.
Die Polizei muss den 31-Jährigen ohne Gewaltanwendung zum Aufgeben
bewegen. Die Zeit arbeitet für sie. Mannhart: "Seine Kräfte
gehen zu Ende." Er sei total dehydriert.
Heute Nachmittag sollte ein buddhistischer Mönch den Irren zum
Einlenken bewegen. Ob das etwas brachte? Nein! Für die Beamten war
es aber ein Versuch wert, denn der Mann hat ein buddhistisches Symbol
bei sich auf dem Dach.
Gestern Abend hatte die Polizei die Gaffer weggeschickt. Offenbar, um
dem Schauspiel endlich ein Ende zu setzen - der Ziegelwerfer geniesst
es offensichtlich, im Mittelpunkt zu stehen.
20 Min:
Die Situation im Basler Gundeliquartier hat sich beruhigt. Doch der
Ziegelwerfer ist immer noch auf dem Dach. Offenbar hat ihn der Mut
verlassen. Gegen Mitternacht sah es laut Augenzeugen so aus, als mache er
sich an den Abstieg. Dann kletterte er jedoch wieder zurück. Zuvor
hatte er hat sich auf die Rückseite des Daches zurückgezogen,
wo man ihn nicht sehen konnte und ruhte sich dort angeblich in liegender
Position aus. Auch die Polizei lässt ihn seit längerem in
Ruhe. Die Ordnungshüter hoffen wohl darauf, dass der Querulant
sein Versprechen doch noch hält, und bald vom Dach steigt.
Video Ziegelwerfer von Basel harrt aus Ziegelwerfer gibt nicht auf
Die Anwohner dürften den Zeitpunkt, da es im Gundeliquartier wieder
ruhig wird, mit Sehnsucht erwarten. Anders die vielen Fans, die der
Ziegelwerfer inzwischen hat und die ihn auf Facebook und Twitter anfeuern.
Am Dienstagabend hatten die Sicherheitskräfte die Schlinge um
den Ziegelwerfer von Basel immer enger zugezogen. Vorsichtig lockerten
sie von innen her Dachziegel ganz in der Nähe des Standortes des
Ziegelwerfers und öffneten so mehrere Löcher im Dach, durch
welche sie mit ihm kommunizieren konnten. Als dieser die Aktion entdeckte,
reagierte er mit Wutausbrüchen und drohte, die Polizei mit Steinen
zu bewerfen. "Haut ab", schrie er immer wieder. Die Polizei versuchte
ihn vergeblich zum Runterkommen zu bewegen. "Ich komm schon runter -
aber dann, wann ich will", meinte dieser. Und stellte in Aussicht,
dass das Spektakel am Dienstag um Mitternacht ein Ende haben wird.
Dem ist nicht der Fall. Der Ziegelwerfer hält Basel weiterhin
in Atem.
Nachtrag vom 18. Mai der Ziegelwerfer ist unten. Nach Augeneugen wurde
der Mann überwältigt, als ihm eine Zigarette angeboten worden ist.
20 Min:
48 Stunden nach Beginn hat das Drama um den Ziegelwerfer von Basel ein Ende genommen.
Sondereinheiten der Basler Polizei holten ihn um 10.40 Uhr vom Dach.
Die Sondereinheiten haben sich am Montag um zirka 9.30 Uhr in Schutzmontur
und mit Helmen dem Mann über den Balkon genähert, berichtet
die 20 Minuten-Reporterin. Der Mann bewegte sich darauf auf die andere
Seite des Daches, die in den Innenhof zeigt. Eine Stunde später
konnte der verwirrte Mann nach zwei Tagen ohne Schlaf unverletzt vom
Dach geholt werden. Damit dürfte nach zwei Tagen endlich wieder
Ruhe im Quartier einkehren.