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www.rhetorik.ch aktuell: (16. Mai, 2011)

Skandal um Dominique Strauss-Kahn

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der Chef des Internationalen Wärungsfonds Dominique Strauss-Kahn ist in New York festgenommen worden. Er soll eine Hotelangestellte sexuell belästigt haben und versucht haben, sie zu vergewaltigen. Die Geschichte hat Mediengewicht. Es ist eine Kombination von Macht, Verbrechen, Sex und Politik, die den Vorfall auf die ersten Seiten der Zeitungen wirft. Es ist die Verbindung von Krise (Wirtschafts und Finanzkrise) und Skandal (Sex und Macht), die das Interesse am Vorfall anheizt.
Sogar die Renommierten Zeitungen NYT oder Washington Post haben den Skandal auf den Frontseiten


Aus dem Spiegel:
Der charismatische Dominique Strauss-Kahn war eine ungewöhnliche Besetzung als IWF-Chef. Doch in der Krise stieg er auf zum unumstrittenen Manager des Weltfinanzsystems. Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn bringen nun auch den Gipfel zur Euro-Rettung durcheinander.
Aus dem Spiegel:
Was geschah in Suite 2806? Hat IWF-Boss Strauss-Kahn tatsächlich versucht, ein Zimmermädchen zu vergewaltigen? Noch stehen die US-Ermittler am Anfang. Nun soll ein DNA-Test Klarheit bringen. Das mutmassliche Opfer hat den Top-Banker identifiziert - und aus Frankreich werden neue Vorwürfe laut. Eigentlich sollte Dominique Strauss-Kahn am Montagnachmittag am Verhandlungstisch sitzen und in Brüssel die Gespräche der Euro-Finanzminister zum Rettungspaket für Portugal leiten. Daraus wird nichts. Stattdessen hat der Chef des Internationalen Währungsfonds in New York einen Termin mit dem Haftrichter.
Aus dem Blick:
Es passierte im "Sofitel New York", einer Edelabsteige einer französischen Hotel-Kette, unweit des Time Square. In der Penthouse-Etage im 28. Stock, das über ein King-Size-Bett, sowie zwei HD-Fernseher oder auch ein Marmorbad verfügt, stürzt sich Dominique Strauss-Kahn auf ein Zimmermädchen. Mittlerweile sitzt der mächtigste Banker und Chef des Internationalen Währungsfonds in Polizeigewahrsam. Er soll die 32-jährige Afrikanerin zu Oral- und Analsex gezwungen haben, behauptet die "New York Post". Ein handfester Skandal erschüttert die Finanz- und Politikwelt. In Frankreich nennen sie Dominique Strauss-Kahn nur "DSK" - oder auch "lapin chaud". Denn der "heisse Hase" ist längst als unverbesserlicher Schürzenjäger bekannt. Der Vorfall in der 3000-Dollar-Suite ist kein Einzelfall in der Vita des 62-Jährigen. Sarkozy soll ihn einst gewarnt haben, niemals alleine mit einer Frau in einen Lift zu steigen, schreibt der "Spiegel".
Aus 20 Min
Ein Charmeur, ein Verführer, ein Schürzenjäger - Frauen sind seit Jahren ein "Schwachpunkt" im Leben von DSK, heisst es im Umfeld des Mannes, der in den letzten Umfragen in der Wählergunst klar vor dem konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy lag. In "Sexus Politicus", einem Buch über das Liebesleben der französischen Politiker, das 2006 erschien, werden Strauss-Kahns Affären eindeutig beschrieben - ohne den Politiker beim Namen zu nennen. Doch es war klar, um wen es sich dabei handelte.
Aus Spiegel:
Das vernichtende Dokument ist nicht mal eine Seite lang. Anklageschrift Nr. 1225782, Titel: "Der Staat New York gegen Dominique Strauss-Kahn (M 62)." Staatsanwalt Artie McConnell braucht keine fünf Minuten, um den Inhalt des Papiers im restlos überfüllten Verhandlungssaal 130 des Criminal Court Building in Lower Manhattan zu verlesen. In vier knappen, doch knallharten Absätzen hat Detektiv Steven Lane von der Special Victims Unit (SVU), der Sondereinsatzgruppe der New Yorker Polizei für Sexualverbrechen, die sechs Anklagepunkte gegen den Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) notiert. 1. Krimineller sexueller Akt. 2. Versuchte Vergewaltigung. 3. Sexuelle Nötigung. 4. Freiheitsberaubung. 5. Nochmals sexuelle Nötigung. 6. "Gewaltsamer Körperkontakt." Strauss-Kahn, 62, hockt schweigend und mit versteinerter Miene da, in derselben, dunkelblauen Anzugjacke, in der er am Samstag am Kennedy-Flughafen von den Cops aus einer startbereiten Air-France-Maschine geholt worden war. Ab und zu schielt er zu seinem Anwalt Ben Brafman, der als Starverteidiger bereits so illustren Angeklagten wie Michael Jackson, Sean Combs und Jay-Z zur Seite stand.
Aus Spiegel:
Die Anschuldigungen gegen Dominique Strauss-Kahn schockieren Frankreich zutiefst, die Sozialisten haben ihren aussichtsreichsten Anwärter auf das Präsidentenamt verloren. Die Zeitung "Libération" formulierte kurz und knapp: "DSK Out". Eine Schriftstellerin erhebt zudem erneut Vorwürfe gegen ihn. Der Schock sitzt tief bei den Sozialisten, die Meinungsumfragen zeigen, dass die Franzosen Dominique Strauss-Kahn bereits am Ende seiner Karriere wähnen. Selbst unter Konservativen sorgen die Bilder vom Chef des Weltwährungsfonds, der mit Handschellen eine New Yorker Polizeiwache verlässt, für deutliches Unbehagen.
Aus 20 Min:
Die Taiwanesische Animationsnews-Firma NMA hat den möglichen Übergriff von Dominique Strauss-Kahn im New Yorker Hotelzimmer digital nachgestellt.
Nachtrag vom 17. Mai, 2011
Obschon der verdächtigte Dominique Strauss-Kahn kein unbeschriebenen Blatt ist im Umgang mit Frauen, so gilt für ihn - nach wie vor - die Unschuldsvermutung. Die Geschichte mit der angeblichen Vergewaltigung gibt allen Verschwörungstheoretikern Aufwind, weil der Verhaftete ein prominenter Anwärter auf das Präsidentschaftsamt in Frankreich ist. Es lag somit in der Luft, dass bei dieser Person die unmöglichsten Vermutungen kolportiert werden. So zum Beispiel, dass man den Konkurrenten bewusst mit einem fiesen Spiel ausser Gefecht setzen wollte, analog zu Julian Assange von Wikileaks. Diese Verschwörungstheorie ist deshalb bei vielen Lesern nachvollziehbar, weil es immer wieder vorgekommen ist, dass missliebige Konkurrenten mit einer üblen Verdächtigung ausgeschaltet werden konnten: man hätte es mit einem politischen Attentat zu tun. Aus dem Kurier:

Ich bin von einer internationalen Verschwörung überzeugt", sagte die sozialistische Politikerin Michèle Sabban zur Affäre um Dominique Strauss-Kahn. "Dies ist eine neue Form eines politischen Attentats." Die französische Ministerin ist nicht die einzige, die eine Hetzkampagne ortet. Im Internet kursieren bereits Verschwörungstheorien um den Fall des eines Sexualverbrechens beschuldigten Franzosen. Ex-Ministerin Christine Boutin sprach von einer "Falle", die Strauss-Kahn gestellt worden sei - "entweder vom IWF, von den französischen Rechten oder den französischen Linken", mutmasste sie. Einer von Strauss-Kahns Anwälten sprach von einer möglichen "Provokation". Was hatte Strauss-Kahn in New York zu tun? Warum übernachtet er in einem teuren Hotel, obwohl ihm eine Wohnung in Manhattan zur Verfügung steht? Warum kommt ein Zimmermädchen in sein Zimmer, obwohl er noch nicht abgereist ist? Warum weiss die US-Presse so schnell so viele Details, noch bevor es eine Anklage gibt? Es sind Fragen wie diese, die den Nährboden für Verschwörungstheorien bieten. Die Information, dass ausgerechnet ein junger Anhänger der französischen Regierungspartei UMP die Nachricht als erster über Twitter verbreitet hatte, nährte die Komplott-Theorien. Die Affäre wurde zudem sehr früh von dem früheren Wahlkampfchef von Präsident Nicolas Sarkozy, Arnaud Dassier, aufgegriffen. Die Zeitung Le Parisien schreibt, dass die Zimmernummer der Luxus-Suite - 2806 - dem Datum der parteiinternen Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur entspricht. Der französische Radiosender RMC wiederum berichtet, Strauss-Kahn soll ein Alibi haben: Er sei mit seiner Tochter zum Mittagessen verabredet gewesen. Schon eine Stunde vor dem angeblichen Vergewaltigungsversuch habe er aus dem Hotel ausgecheckt.
Der Fall ist brisant. Es wird interessant sein zu sehen, was die Untersuchung an den Tag bringt.



Nachtrag vom 24. Mai, 2011: Blick:

Der Druck auf Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wächst. Aus Ermittlerkreisen sind neue Details durchgesickert: Demnach soll er zum Zimmermädchen gesagt haben während er sie im New Yorker Hotelzimmer mutmasslich vergewaltigte: "Weisst du nicht, wer ich bin! Weisst du nicht, wer ich bin?" Dies berichtet "Fox News". Zudem gibt es neue Beweise, die belegen sollen, dass es tatsächlich zum Sex zwischen Strauss-Kahn und einem Zimmermädchen kam. Bleibt die Frage, ob es gewaltsam geschah. Die Verteidigung des Franzosen bezweifelt das offenbar. (...) Inzwischen steht Strauss-Kahn unter Hausarrest. Er muss eine elektronische Fussfessel tragen und wird wegen Fluchtgefahr rund um die Uhr von bewaffneten Sicherheitsbeamten überwacht.
Nachtrag vom 30. Juni, 2011:

Ein New York Times Artikel hat einen Update über den Fall Strauss-Kahn. Die Frau kurz nach dem Vorfall hatte ein Telefongespräch mit einem Gefängnisinsassen in der sie die Vorteile einer Anklage diskutierte. Der Spiegel nennte die Wende eine Sensation:

Nach Angaben der "New York Times" könnte die Anklage wegen versuchter Vergewaltigung und sexueller Nötigung platzen, da die Staatsanwaltschaft mittlerweile erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmasslichen Opfers und damit der einzigen Belastungszeugin habe. Die Frau stehe womöglich mit "kriminellen Aktivitäten" in Verbindung. Es werde erwogen, die Anklage fallenzulassen. (...) Diese "erleichterten Konditionen" könnten nach Informationen der "NYT" eine sofortige Freilassung bedeuten. Strauss-Kahn müsste zwar seinen Reisepass hinterlegen, könnte sich aber innerhalb der USA frei bewegen. Richter Michael Obus hat darüber das letzte Wort. Dieser Antrag würde darauf hindeuten, dass sich die Ermittlungen klar zugunsten Strauss-Kahns gewendet haben. (...) Vertreter der Staatsanwaltschaft trafen sich den Angaben zufolge am Donnerstag mit Strauss-Kahns Anwälten, um sie über die jüngsten Erkenntnisse zu unterrichten. Sie hätten "Probleme mit dem Fall", zitierte die "NYT". Die Anklage überlege nun, "die Vorwürfe des Kapitalverbrechens fallenzulassen". Eine Option sei es, dass sich Strauss-Kahn eines Vergehens schuldig bekenne. Das würde die Verteidigung aber wohl kaum akzeptieren. "Es ist ein Schlamassel", sagte einer der Beteiligten der "NYT". "Ein Schlamassel auf beiden Seiten."
Blick:
Die 32-Jährige, die vor einigen Jahren aus dem westafrikanischen Guinea eingewandert war, soll nach neusten Erkenntnissen nicht nur bei ihrem Asylantrag gelogen haben. Es gebe auch Hinweise, dass sie in Geldwäsche und Drogenhandel verwickelt sei, berichtet die "New York Times". Die Zeitung beruft sich dabei auf zwei hochrangige Strafverfolger. Auch wenn es Beweise für einen sexuellen Kontakt gebe, würden die Ankläger ihr nicht mehr viel glauben. So soll sie am Tattag mit einem inhaftierten Mann über die Möglichkeit gesprochen haben, mit Vorwürfen gegen Strauss-Kahn Geld zu machen, berichtete die Zeitung weiter.
20Min.

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