Gletscherverbreitung -19'000-3'000, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
Flugbewegungen, an einem durchschnittlichen Tag Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW)
Eine von Zürcher Forschern entwickelte Visualisierung zeigt die Eisverbreitung
auf unserem Planeten:
22 000 Jahre im Zeitraffer.
Die Erde vor 21 000 Jahren: Die letzte Eiszeit erreicht ihren
Höhepunkt. Ein gewaltiger Eispanzer bedeckt grosse Teile der
Landmasse auf der nördlichen Hemisphäre; der Meeresspiegel
liegt 120 Meter unter dem heutigen Niveau.
Hier setzt die beeindruckende Visualisierung ein, die von Adrian Meyer
und Prof. Dr. Karl Rege im Rahmen einer Masterarbeit am Institut für
angewandte Informationstechnologie der Zürcher Hochschule für
Angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelt wurde. Im Zeitraffer rasen
die Jahrhunderte vorbei; die Eisfläche geht zurück und der
Meeresspiegel steigt, bis die Konturen der Kontinente und Ozeane die
vertrauten Formen der Gegenwart annehmen.
Doch die Visualisierung stoppt nicht in der Jetztzeit. Der Schwund
des Eispanzers setzt sich fort und die Küstenlinien verschieben
sich weiter landeinwärts. Erst im Jahr 3000 stoppt die Reise in
die Zukunft; dannzumal werden nur noch die Antarktis und ein Teil von
Grönland von Eis bedeckt sein. 334 Millionen Menschen (gemessen
an der heutigen Gesamtpopulation von rund 7 Milliarden) werden dann in
Gebieten leben, die unter dem Meeresspiegel liegen. Sie alle müssten
umgesiedelt oder durch Dämme geschützt werden. Heute sind es
lediglich 5 Millionen.
Einige Einzelheiten der Animation werden erst beim zweiten Hinsehen
augenfällig. Dazu gehören der Dammbruch beim Bosporus um
das Jahr 5000 v. Chr., bei dem das Schwarze Meer durch Salzwasser
überflutet wurde und innert kürzester Zeit rund 100 000 km2
Ackerland verschwanden, oder die Veränderungen in der Sahara,
wo sich fruchtbare Phasen mit Trockenzeiten abwechseln.
Der Blick in die Zukunft basiert auf einem Klimamodell, das im Januar
2011 in der renommierten Zeitschrift "Nature" publiziert wurde. Es
handelt sich um ein eher optimistisches Szenario, da es von einem Stopp
sämtlicher CO2-Emissionen im Jahr 2100 ausgeht. Daraus ergibt sich
ein entsprechend bescheidener Temperaturanstieg von nur 2 Grad. Die
Berechnung der Eisschmelze beruht ebenfalls auf diesem optimistischen
Klimamodell und somit auch der Anstieg des Meeresspiegels.
(...)
Eine solche Zusammenstellung von globaler Vergletscherung, Klima,
Vegetation, Meeresspiegel und Bevölkerungsdaten ist, wie Rege
betont, "absolut neuartig; zumal über den Zeitraum von 19 000
v. Chr. bis 3000 n.Chr. hinweg". Die Visualisierung gibt es auch
in einer Google-Earth-Version, die allerdings einen schnellen
Rechner voraussetzt. Rege und das Institut für angewandte
Informationstechnologie der ZHAW haben übrigens schon früher
eindrückliche Visualisierungen geschaffen: Vor zwei Jahren
publizierten sie eine Animation des globalen Flugverkehrs an einem
durchschnittlichen Tag.
Nachtrag vom 3. April, 2011:
Eine ESA Animation
des Gravitationsfeldes der Erde gehört in diese Kategorie von Beispielen, wo Daten für
das Publikum gut präsentiert wurde. Messungen des Gravitationsfeldes hilft zum Beispiel auch,
Erdbeben besser zu verstehen.