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www.rhetorik.ch aktuell: (25. Mar, 2011)

Die Love Life Werbekampagne

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Die LOVE-LIFE Werbe Kampagne wurde vom Schweizer Fernsehen aus der Primezeit geworfen. Aus 20 Minuten::
Wenns juckt oder brennt - dann zum Arzt: Diese Botschaft soll durch die neue LOVE-LIFE-Kampagne vermittelt werden. Im Mittelpunkt der Präventionsarbeit stehen nicht mehr Aids und HIV, sondern die sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie Syphilis oder Chlamydiose. Die Bevölkerung soll mit witzigen Fernsehspots über das heikle Thema aufgeklärt werden: Ein Baggerführer muss sich derart dringend zwischen seinen Beinen kratzen, dass er die Kontrolle über die Baggerschaufel verliert und diese ein parkiertes Auto zertrümmert. Oder im Yoga-Kurs: Eine junge Frau stört die meditative Ruhe, weil sie nicht anders kann, als in verrenkter Pose den beissenden Schmerz ihrer Geschlechtskrankheit zu lindern - mit Kratzen. Mit insgesamt vier solcher Fernsehspots lancierten das Bundesamt für Gesundheit (BAG), die Aids-Hilfe Schweiz (AHS) und die Stiftung Planes am Montag die neue LOVE-LIFE-Kampagne. Plakate und Internetwerbung ergänzen das rund zwei Millionen Franken teure Projekt. Das Ziel der Kampagne ist ehrgeizig: "Bis 2017 sollen nicht nur die Ansteckungen mit HIV, sondern auch mit STI halbiert werden", sagte BAG-Direktor Pascal Strupler am Montag vor den Medien in Bern. Das sei nur möglich, wenn die infizierten Personen vermehrt zum Arzt gingen, sich behandeln liessen und vor allem ihre Sexualpartner über die Krankheit informierten. Dass dieses Ziel in der Schweiz noch lange nicht erreicht ist, erklärte Roger Staub, Leiter der Sektion Prävention und Promotion beim BAG, am Beispiel der Chlamydiose: Die häufigste STI wird vor allem bei Frauen diagnostiziert. Im Jahr 2010 verzeichnete das BAG 6575 Fälle. Der Frauenanteil betrug über 70 Prozent. "Auch die männlichen Sexualpartner dieser Frauen sind von Chlamydiose betroffen; sie gehen einfach viel seltener zum Arzt", sagte Staub. Die Symptome der Krankheit - Brennen oder Jucken - hörten nach einiger Zeit auf, die STI selbst verschwinde jedoch nicht. Die Folge: Die Infizierten können weitere Personen anstecken, ohne dies zu merken, wie Staub erklärte. Gemäss Zahlen des BAG sind die Ansteckungen aller STI in den vergangenen zehn Jahren in der Schweiz kontinuierlich gestiegen - Chlamydiose etwa hat sich verdreifacht. Die Gründe für den Anstieg seien vielfältig und schwierig zu beweisen, sagte Staub. Unter anderem hätten viele Menschen die Todesangst vor Aids verloren und schützten sich deshalb weniger gut beim Sex. Er zeigte sich dennoch optimistisch, das Kampagnenziel 2017 zu erreichen. "Wenn unsere Kampagne funktioniert, dann werden die Ansteckungszahlen für 2011 und 2012 aber zuerst einmal steigen", prognostizierte Staub. Denn die Kampagne fordere ja die Leute auf, vermehrt zum Arzt zu gehen. So würden auch mehr Krankheiten festgestellt. Die neue LOVE-LIFE-Kampagne gehört zur Umsetzung des neuen Nationalen Programms HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen 2011 - 2017. Neu an der Strategie, die der Bundesrat im November 2010 verabschiedete, ist die kombinierte Bekämpfung von HIV und anderen STI. Entsprechend sei der Slogan der Kampagne angepasst worden: Das legendäre STOP AIDS ist verschwunden. Neu heisst der Slogan nicht mehr LOVE LIFE - STOP AIDS, sondern einfach LOVE LIFE.
Aus "20 Min":
Ärzte kritisieren BAG-Kampagne "Wenns juckt oder brennt, dann bitte zum Arzt!": Der Slogan zur neuen BAG-Kampagne sorgt bei Medizinern für Kopfschütteln. Bei einer Mehrheit von Leuten, die sich eine Geschlechtskrankheit einfangen, juckt nämlich überhaupt nichts, wie Stephan Lautenschlager, Chefarzt im Dermatologischen Ambulatorium Triemli in Zürich, erklärt. "Eine Syphilis zum Beispiel brennt nie im Genital-bereich und juckt auch nicht." Ähnlich verhält es sich mit Chlamydien. "Bei Frauen verläuft die ganze Infektion in 70 Prozent der Fälle ohne Symptome wie Brennen oder Jucken." Diese Fälle gebe es, räumt Roger Staub vom BAG ein. Am Slogan wolle man aber festhalten. "Bei ganz vielen juckt und brennt es - und es ist ein Drama, wenn diese Leute dann nicht zum Arzt gehen."

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