
Ambassador 2010 geht an Beat Toniolo
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Beat Toniolo machte sich auch in Schaffhausen als unbequemer Künstler
einen Namen. Der Künstler hatte sich stets gegen starre Formen gewehrt und
liess sich von niemandem einrahmen.
In Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatzes zugunsten der
Kunst und Kultur in der Rheinfall Region wurde ihm nun der "Ambassador"
verliehen. Die Auszeichung ist eine Anerkennung für eine alltägliche
Leistung und kein finanzieller Preis.
Das "Wort- und BildFestifall" wird ab 2011 "RheinfallFestival" genannt.
Dieses Jahr gibt es kein Festival, weil Sponsoren fehlten.
Regierungsrat Christian Amsler beschrieb in seinem humorvollen
Grusswort den Preisträger mit treffenden Worten. Toniolo bewege
die Kulturwelt. Er überspringe Grenzen und helfe Denkmuster
aufzubrechen. Der Künstler sei sympathisch schräg und
erfrischend. Zumal er sich nicht an Normen halte. Im Militär
habe Toniolo bei seiner Kommandogruppe immer originelle kreative
Lösungen gefunden. Bei ihm gebe es nie ein nie. Er sei auch der
frechste "schräg denkenste" Wehrmann gewesen.
Bei allen Rednern, die Toniolo persönlich gut kennen, wurde das
Persönlichkeitsprofil des Künstlers - der zu provozieren
versteht - weiter verdeutlicht: Beat sei ein Chaot, der das Chaos liebe.
Ohne Megaphon mache er Rauchzeichen. Er sei bei allen Projekten
hartnäckig gewesen. Wenn er falle, so stehe er wieder auf und
baue aus den Stolpersteinen noch ein Schloss. Wenn die Sonne scheine,
so könne bei ihm der Sturm toben, dass man aus allen Wolken falle.
Die Kunst gebe ihm recht. Toniolo sei eine Spielfigur ohne Brett und
Schachfiguren. Im Grunde genommen sei er ein Zauberlehrling.
Was die Öffentlichkeit immer wieder überraschte war das
grosse Netzwerk Toniolos. Er versteht es - trotz Widerständen und Gegnern -
Geldgeber zu überzeugen, dass seine Projekte unterstützenswert sind.
Grusswort des Schaffhauser Kulturdirektors zur Verleihung am 22.2.2011 im Park Casino
Liebe Ambassadoren, liebe Gäste, vor allem aber
Lieber Kulturvermittler Beat Toniolo
Beat Toniolo: * gestaltet und weist in die Zukunft * überspringt
Grenzen * hilft aus gewohnten und lieb gewordenen und bequemen Denkmustern
auszubrechen * und er hat Respekt vor jeglichem Kunstschaffen. Ich freue
mich sehr, heute hier mit Ihnen zu sein und einen sympathischen,
schrägen Kulturmenschen und Kulturvermittler zu ehren, den man
einfach gerne haben muss, weil er so erfrischend anders ist als der
Durchschnitt und so viel bewegt. Er macht, er tut, er geht voran und
hält sich meistens nicht an gängige Normen und kommt so aber
fast immer an das von ihm angestrebte Ziel.
Lieber Beat, ich freue mich als Kulturdirektor des Kantons Schaffhausen
mit dir über deine Auszeichnung Ambassadorenpreis 2010.
Mein Part heute und hier: Überbringen des regierungsrätlichen
Grusswortes. Mache ich gerne. Beat Toniolo, ich überbringe dir
die besten Grüsse der Schaffhauser Regierung. So, jetzt bin ich
eigentlich fertig.
Aber, aber da gibt es noch die Militärstory!
Heute habe ich als Oberst drei Nudeln auf den Patten und damals
drei Spaghetti als Hauptmann und Kompaniekommandant. Und da hat man
seine Kommandogruppe. Also die engsten Leute um einen herum. Die, die
Nachrichten beschaffen und weiterleiten, Verbindungen sicherstellen und
aber auch schauen, dass der Kadi genug zu essen hat und sich auch mal
aufs Ohr legt. Beat Toniolo - Sie können es erahnen- war in dieser
Kommandogruppe. Und ich hatte ihn gerne.
Sie können es sich plastisch vorstellen, oder? Der war nicht 0815
und weit davon entfernt auch nur annähernd aus militärischer
Sicht korrekt zu sein. Er war der frechste, militärisch lausigste,
am schrägsten denkende und aber mit Abstand erfolgreichste Mann
in meinem Team. Wir konnten irgendwo in einem unbekannten Wald in
einem Jagdkampfbiwak sein und es ging sicher keine Viertelstunde und
schon hatte er der Bauerntochter auf dem nahen Hof Kaffee, Brot und den
vollständigen Inhalt der Speisekammer abgeschwatzt. Und er hatte
für komplexe Problemstellungen immer eine kreative, unkonventionelle
Lösung, die er sogleich auch umsetzte und Erfolg damit hatte. Als
Titel eines Artikels über Beat Toniolo stand einmal geschrieben
"Für Toniolo gibt es nie ein Nie". Treffend! Wir alle können
da lernen von ihm.
Medienpädagoge Marcus Knill hat auf seiner Rhetorikwebseite Beat
Toniolos Auftritt in der Radio Munot Sendung "Unter vier Augen" genau
analysiert. Da sagt er z.B.:
Darauf angesprochen, dass Toniolo mitunter als "Kulturkampfsau" bezeichnet
worden ist, wiederholte er diesen negativ besetzten Begriff nicht. Er
nutzte seine Schlagfertigkeitstechnik und färbte den Begriff umgehend
positiv: Eine Sau hat eine gute Nase, eine schnelle Auffassungsgabe und
kann klar denken. Damit war der fragwürdige Begriff vom Tisch.
Beat, ich finde den Begriff Kulturkampfsau als dein ehemaliger
militärischer Vorgesetzter gar nicht so schlecht!
In einem seiner unkonventionellen Mail an mich als Kulturdirektor hat
er mit folgendem Gruss geendet:
Mit Fröyde (mit ö und y), Zuversicht und Demut auf das Kommende!
Ein schönes Wort zum Ende meiner Grussadresse, das doch so gut zu
unser aller Leben passen möge!
Beat Toniolo lanciert Menschen und bringt uns und die Kulturregion
Schaffhausen weiter. Solche schrägen Köpfe brauchen wir.
Und das ist gut so!