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www.rhetorik.ch aktuell: (12. Feb, 2011)

Rueckblick als medialer Auftritt

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der Rückblick des Zürcher Regierungsrates wurde als medialer Auftritt celebriert. Dieses kostspielige Experiment müsste unbedingt verbessert werden. Aus dem Tagi:
Der Regierungsrat hat die Medienkonferenz zum Legislaturbericht live übertragen. Interessiert hat das praktisch niemanden. Lohnt sich da der Aufwand von 70'000 Franken jährlich? Eine Stunde lang dauerte die Show. Die sieben Regierungsräte stellten im Konferenzzentrum Walcheturm den Legislaturbericht 2007-2011 vor - eine 55 Seiten starke Rechenschaftserklärung darüber, was die kantonale Exekutive in den letzten vier Jahren getan hat. Im Saal sassen ganze zehn Journalisten. War der Rest in den Redaktionen geblieben, weil die Pressekonferenz auch live im Internet übertragen wurde? Erübrigte sich die Berichterstattung, weil die Bürgerinnen und Bürger ohnehin per Livestream dabei waren? Das Interesse war bescheiden: Ganze 313 Zugriffe verzeichnete der gestrige Livestream, wie beim Kanton zu erfahren ist. "Natürlich müssen wir schauen, dass wir die Zugriffszahlen noch steigern können", meint Regierungssprecherin Susanne Sorg. Dass kaum jemand den Livestream anklickte, liegt nach Meinung von Sorg weniger am Format als am Thema. "Ein Legislaturbericht ist auch für den Regierungsrat Pflichtstoff und birgt nichts Neues." Alles also nur Wahltheater in eigener Sache, aufgeführt zwei Monate vor den Regierungsratswahlen? Diesen Vorwurf lässt Sorg nicht gelten: "Es ist Zufall, dass wir genau jetzt so weit waren, dass wir die Medienkonferenz übertragen konnten." Der Politikberater Mark Balsiger sieht es ähnlich: "Dem Regierungsrat ging es gestern nicht um Show oder Spielerei, sondern darum, Transparenz zu schaffen." Dass die Regierungsratsmitglieder mit einer Ausnahme nicht als übermässig talentiert aufgefallen sind, ist beruhigend, meint Balsiger. "Politiker in der Schweiz sollen politisieren und sich nicht primär als Schauspieler verstehen." Gescheitert sei der Versuch, weil eine Legislaturbilanz "per se staubtrocken" sei und sich deshalb nicht für eine Live-Medienkonferenz eigne. Für die gestrige Übertragung hat der Kanton einer externen Firma 3000 Franken überwiesen - jeder Zuschauer belastete den Staatshaushalt also mit 10 Franken.
Es sich, die pointerte Filmkritik von Thomas Widmer zu lesen. Der humorvolle Artikel macht bewusst, dass ein Regierungsrat die einfachsten Grundregeln der Medienrhetorik kennen sollte. Wie muss eine Botschaft adressatengerecht vermittelt werden? Schauspieler muss er nicht sein. Wenn gewisse Regierungsräte die skizzierten Defizite hinsichtlich professionellerem Auftreten vor Mikrofon und Kamera nicht nachholen, könnte man auf derartige Auftritte verzichten. Hier die lesenswerte Analyse [PDF].

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