Es kamen Erinnerungen an den Sturz von
Daniel Albrecht
auf:
Hans Grugger stürzt im Kitzbühl Training schwer und erleidet
ein Schädelhirntrauma.
Der österreichische Skiverbands präsident
Peter Schröcksnadel spricht eine Nachrichtensperre aus.
Trotzdem gibt es News von der Not-Operation. Grugger sei ein Blutgerinnsel
im Kopf entfernt worden.
Ob die Nachrichtensperre nach diesem Unfall richtig
war, darf bezweifelt werden. In Krisensituationen müssen die
Verantwortlichen sagen, weshalb sie nichts sagen. Ich bin überzeugt,
dass das Universitätsspital Innsbruck weiss, wie man mit Medien
umgeht. Im Fall Albrecht hatten die Spitalaerzte jedenfalls immer
vorbildlich informiert. Wird nicht informiert, holen sich die Medien an
fragwürdigen Quellen Informationen. In Krisensituationen müssen
Informationen geführt werden.
"Die akute Lebensgefahr ist momentan gebannt", sagte die behandelnde
Ärztin Alexandra Kofler. Das treffe aber nicht auf die mittelfristige
Lebensgefahr zu, fügte die Neurochirurgin bei. Grugger müsse
noch mindestens mehrere Tage im Tiefschlaf bleiben.
Der schwer verunfallte Hans Grugger hat nach der Notoperation
am Donnerstag eine ruhige Nacht verbracht. Seine Freundin Ingrid
Rumpfhuber wachte auf der neurochirurgischen Abteilung von Innsbruck
an seinem Bett. Der Österreicher Grugger, der auf der Streif in
der berüchtigten Mausefalle seinen Flug nicht mehr kontrollieren
konnte und mit dem Kopf auf die pickelharte Piste aufschlug, wurde
am Donnerstag während Stunden notoperiert. Er hatte sich ein
Schädel-Hirntrauma und Verletzungen am Brustkorb zugezogen.
Im selben Spital lag vor zwei Jahren auch der Schweizer Daniel Albrecht,
der mit denselben Verletzungen während drei Wochen im Koma lag.
Albrecht, der zurzeit auf dem Weg zurück in den Weltcup-Zirkus ist,
zeigt sich tief betroffen. "Ich bete für Hansi, damit es ihm schon
bald wieder so gut geht wie mir heute", sagte Albrecht dem "Blick". Auch
der Schweizer war vor zwei Jahren wie Grugger am Donnerstag damals im
Training mit der Nummer 5 ins Rennen gestartet.
Der Medienwirbel der Innsbrucker Klinik war riesig. Der Saal
überfüllt. Die Journalisten wollten wissen, wie es dem
schwer gestürzten Salzburger geht. Die beiden Neurochirurgen
Dr. Alexandra Kofler, Ärztliche Direktorin Landeskrankenhaus
Innsbruck, und Professor Dr. Alois Obwegeser, stv. Ärztlicher
Direktor Landeskrankenhaus Innsbruck, haben detaillierte medizinische
Informationen gegeben. "Derzeit können wir keine Prognose
abgeben", sagte Dr. Alexandra Kofler. Prognosen über den weiteren
Heilungsverlauf seien nicht möglich.
Die Ärzte hielten sich ziemlich bedeckt. Es sei zu früh, um
abzuschätzen, wie die Heilungschancen stünden. "Es ging bei
der OP ums Überleben", fuhr Kofler fort. Die akute Lebensgefahr
sei gebannt. Der Gesamtschaden sei allerdings nicht absehbar. Die lange
Operation sei für die Neurochirurgen ein schwieriger Eingriff
gewesen. Mit dem Resultat müsse man zufrieden sein. Grugger befinde
sich weiterhin in einem künstlichen Tiefschlaf. Eine komplette
Entwarnung gebe es noch nicht. "Es könnte eine ganze Menge an
Komplikationen auftreten, unter anderem Blutungen", sagte Kofler. In
den nächsten Tagen werden zahlreiche Untersuchungen folgen.
Es sei derzeit schwer zu sagen, wie der weitere Verlauf sein wird. Der
Eingriff, eine Not-OP, habe fünfeinhalb Stunden gedauert. "Sie
verlief ohne Komplikationen ab", so Kofler. Bei der Operation sei eine
Blutung unter dem Schädeldach ausgespült worden. Grugger hat
auch Serienrippenbrüche und eine Lungenverletzung erlitten. Das
Hauptproblem seien aber die schweren Kopfverletzungen. Die Schwellungen
des Gehirns seien zurückgegangen, wie eine Computertomographie
ergeben habe, erklärten die behandelnden Ärzte.
"Laut CT-Untersuchungen von heute kann man sagen, dass sein Zustand
besser ist als gestern", erklärte Kofler. Man kenne aber noch
nicht das gesamte Ausmass der Verletzungen im Bereich des zentralen
Nervensystems, Gravierendes sehe sie derzeit nicht. Zwar sei die akute
Lebensgefahr gebannt, wie die Ärztin weiter ausführte. Doch das
treffe nicht auf die mittelfristige Lebensgefahr zu. "Prognosen über
den weiteren Verlauf sind nicht möglich", sagt Kofler. Sie hoffe,
dass Gruggers Zustand stabil bleibe.
Die Innsbrucker Ärzte setzen klare Prioritäten. Am
wichtigsten sei derzeit, wie es dem Zentralnervensystem
gehe. Die anderen Verletzungen, die sich Grugger zugezogen
hatte, wie Serienrippenbrüche oder Lungenkontusion, seien
nebensächlich. Der im künstlichen Tiefschlaf liegende Patient
wird künstlich beatmet und laufend untersucht (neurologische Tests,
Atmung, Blutwerte etc.). Laut den behandelnden Ärzte würde
Grugger aber auch Ruhepausen benötigen.
Dies ist eine vorbildliche Präsentation.
Fakten, Fakten, Fakten.
Keine Hypothesen oder vorschnellen Prognosen.
Institutionen, die Krisensituationen antzipieren,
können von diesem Ärzteteam lernen,
was proaktives Informieren heisst.
Quellen: