Corine Mauch: Von Fettnapf zu Fettnapf
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Die jüngste angeblich ehrliche Antwort der Zürcher
Stadtpräsidentin an einem Talk ist brisant, sie sagte, sie bereue
es, das Amt übernommen zu haben. Die Aussage, sie hätte nicht
gewusst, auf was sie sich einlasse - ob ironisch oder ernst gemeint -
war äusserst brisant und gab verständlicherweise in den Medien
viel zu reden.
Vor der Wahl wirkte Corine Mauch recht natürlich,
sympathisch und wach. Auch ihre Stimme klang für mich
sehr angenehm. Leider trat sie dann aber laufend in rhetorische
Fettnäpfchen.
- Sie liess erstmals vor der Wahl überrumpeln.
Im Züri Quiz Radio 24 fiel sie auf ein Jux Interview mit Fabian
Unteregger herein. Sie kannte die Regel im Umgang mit Medien nicht:
Sie hätte wissen müssen, dass man Name und Telefonnummer des
angeblichen Anrufers notieren muss und vor dem Antworten zurückruft.
- Corine Mauch mied nach der Wahl die Medien. Im Grunde genommen ist
Zurückhaltung gut. Aber von einer Stadtpräsidentin erwartet
man immerhin ein Minimum an Präsenz. Sie wurde als "graue Maus"
bezeichnet.
- Bei Kurt Aeschbacher machte sie sich später erst recht zur grauen
Maus, weil sie sechs Mal betonte: "sie sei keine graue Maus". Für
Corine Mauch ist wohl das Phänomen aus der Wahrnehmungspsychologie
unbekannt, dass das "NICHT" bei den Zuhörern ausgeblendet wird
und die graue Maus - durch die Wiederholung - im Langzeitgedächnis
verankert wird. Wenn jemand sagt, "Du darfst Dir keinen roten Elefanten
vorstellen! " so sehen wir diesen roten Elefanten.
- Am 1. Nov 2010 - anlässlich der Einweihung de Theaters in Stadelhofen -
hatte Corine Mauch das Manuskript vergessen. Sie liess es sich beschaffen und
die Rede begann dann verspätet. Doch wurde der Auftritt zum Flop:
Der Text wurde emotionslos, trocken abgelesen. Wahrscheinlich hatte die
Stadtpräsidentin die Rede nicht selbst konzipiert. Sonst hätte
sie ihren Gedanken auch ohne Manuskript frei vortragen oder sogar
das vergessene Manuskript zur Geschichte machen können.
- Vor dem 1. Mai 2010 war völlig unverständlich, dass Corine Mauch
als Stadtpräsidentin den Slogan "Verlieren wir die Beherrschung"
nicht als Aufforderung zur Gewalt gesehen hatte.
Bereits bei der Gratulation Mauchs - als Ledergerbers redete - wurde
mir bewusst, dass die neue Stadtpräsidentin medienrhetorisch etwas
unbeholfen wirkte.
- Die jüngste Panne am Talk rundet nun einfach den Reigen
der ungeschickten Auftritte ab. Es ist ein Fettnapf mehr, in
den sie hineintappt. Allmählich könnte es für die
Stadtpräsidentin ungemütlich werden. Es gibt nämlich
genügend Politiker, die nur darauf warten, die Kontrahentin los
zu werden.
Es ist für mich unverständlich, dass die Zürcher
Stadtpräsidentin aus den bisherigen Fehlern nichts gelernt
hat. Nämlich VOR dem Sprechen zu überlegen und die
persönlichen Gedanken oder Kernbotschaften zu antizipieren. Ich
zweifle daran, dass Corine Mauch eine Hofnärrin hat, die ihr
wohlwollend den Spiegel vorhält, damit sie sich verbessern kann. Auch
Könige hatten auf Rückmeldungen der Freunde verzichtet, weil
diese nicht offen die Wahrheit sagen. Sie bestimmten einen "Hofnarren",
der die Wahrheit ungeschminkt sagen durfte, ohne dass man ihn strafen konnte.
Die Zürcher Stadtpräsidentin müsste sich sputen und
handeln, sonst ist es bald zu spät.
Aus dem TAGI:
Kaum verstummte die Kritik an der Stadtpräsidentin, tritt sie
in ein neues Fettnäpfchen. Was Corine Mauch kürzlich sagte,
wird man ihr noch bei den nächsten Stadtratswahlen vorhalten.
Das ist Zunder. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch
wird an einem Talk gefragt, ob sie es bereue, Stadtpräsidentin
geworden zu sein. "Ja, diese Momente gibt es täglich", antwortet
Mauch und lacht. Und da kracht es im Gebälk: Sämtliche Medien
nehmen diese Aussage auf und die Kommentarspalten auf Tagesanzeiger.ch
füllen sich im Nu.
Es gibt Dinge, die darf man denken - und für sich behalten. Mauchs
Aussage gehört eindeutig dazu. Die Zürcher Stadtpräsidentin
ist vom Volk gewählt und schuldet es diesem, sich selbstbewusst
vor die Wähler zu stellen und engagiert zu politisieren. Man mag
einwenden, die Stadtpräsidentin hätte es gar nicht so gemeint
und ihre Aussage umgehend relativiert. Man mag auch einwenden, die rund
50 Zuhörer in der Winterthurer Coalmine hätten dies nicht
als Zwiespalt über ihr Amt aufgefasst, sondern als ehrliches und
persönliches Votum des Menschen Corine Mauch.
Das Problem ist aber: Diese vervollständigt ein Bild der
Stadtpräsidentin Corine Mauch. Zu häufig erweckte Mauch in den
vergangenen zwei Jahren den Eindruck, dass ihr die Lust am Politisieren
abhanden gekommen ist, an der Auseinandersetzung mit dem Volk. Endlich
wurde es nach einigen gelungenen Reden ruhig um die Auftrittskompetenz
Mauchs - und jetzt setzt diese Aussage das Signal: Wenn man sie bei den
kommenden Wahlen nicht mehr wählt, tut man ihr einen Gefallen.
Mindestens so problematisch ist jedoch dies: Corine Mauch steht an der
Spitze einer Verwaltung, die 24'000 Personen beschäftigt. All diese
Menschen gehen täglich zur Arbeit. Manche mit mehr Lust, manche mit
weniger. Aber die wenigsten von ihnen dürften auf die Idee kommen,
ihrem Chef zu erzählen, dass es neben der Arbeit noch etwas anderes
geben sollte. Wem an seinem Job gelegen ist, der tut so etwas einfach
nicht. Auch gegenüber den Mitarbeitern der Stadt Zürich setzt
dieser Satz das Signal: Unsere Chefin ist nicht mit Leib und Seele dabei.
2014 wird es Stimmbürger geben, die Mauchs Herausforderer
wählen und sagen werden: Man tut ihr einen Gefallen, wenn man sie
nicht wählt.