Die Hitlerkeule
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Die Schweiz sei ein "Unding", so Juncker/ Der EU Finanzchef wird von
Blocher mit Hitler verglichen.
Die Aussage von EU Finanzchef Juncker
"Die Schweiz sei ein Unding" war ein Steilpass für Blocher. Dieser schlug
mit der Nazikeule zurück und kommt nun dadurch selbst in die Schlagzeilen.
Aus dem
Blick:
Als Jean-Claude Juncker der
deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" Mitte Dezember ein Interview gab,
konnte er kaum ahnen, dass er damit einen Skandal auslösen
würde. Der luxemburgische Finanzminister und EU-Finanzchef
wünschte sich den EU-Beitritt der Schweiz, "auch wenn ich weiss,
dass er dem Volkssouverän immer noch widerstrebt".
Die EU würde somit kompletter werden. Dann schob er den Satz nach:
"Es bleibt nämlich ein geostrategisches Unding, dass wir diesen
weissen Fleck auf der europäischen Landkarte haben."
Die Sätze mögen hellhörig machen. Doch noch
hellhöriger macht, wie SVP-Vizepräsident Christoph Blocher
jetzt die Sätze kommentiert. "Da sind ja Töne in die Schweiz
hineingekommen, die ich 70 Jahre nicht mehr gehört habe", sagte
der alt Bundesrat auf teleblocher.ch.
In der Sicht Junckers sei die Schweiz "ein Unding, nicht einmal ein
Ding, geschweige denn ein Land". Eines, das offenbar schon lange "von
der Landkarte verschwinden soll".
Und dann der entscheidende Satz: "So hat der Hitler geredet! Die Schweiz,
das freche Stachelschwein, und solches Zeug."
Die EU mit dem Dritten Reich gleichzusetzen, sei "Ausdruck -einer absurden
und gleichzeitig perfiden Strategie", sagt der politische -Philosoph Georg
Kohler dazu. "Wer das macht, ist bösartig und dumm. Die Schweiz ist
auf die EU angewiesen. Man kann einen Partner nicht derart beleidigen,
dass man nicht mehr mit ihm reden kann."
Die Debatte zwischen Blocher und Juncker entgleise immer mehr "und
wird zum Skandal", sagt Historiker Urs Altermatt. "Blocher benutzt die
Debatte mit dem EU-Spitzenpolitiker als Podium des Wahlkampfes, der die
furchtbare Geschichte zur Zeit von Nazi-Deutschland missbraucht. Hitler
brachte Europa den Weltkrieg und den -Holocaust, furchtbare Verbrechen
und Leiden für Millionen von Menschen. Junckers Worte mit Hitler in
Beziehung zu setzen, ist verwerflich und ehrenrührig und entbehrt
des historischen Sachverstandes."
Blocher (70) aber steht zu seinen Aussagen. SonntagsBlick sagte er gestern
Abend: "Ich bin erschrocken, als ich hörte, dass Juncker die Schweiz
als geopolitisches Unding bezeichnet." Er sei an der deutschen Grenze
aufgewachsen. "Solche Aussagen hörten wir zum letzten Mal vor 70
Jahren. Das ist eine Verachtung der Schweiz. Das darf es nicht geben.
Dagegen müssen wir uns zur Wehr setzen."
Pikant: Am 12. Januar ist in -Zürich ein Podium mit Juncker
und Blocher geplant. Kohler würde sich nicht wundern, wenn
der EU--Finanzchef nach dieser Entgleisung seinen Auftritt absagen
würde.
Wer die Nazikeule schwingt, hat immer einen schweren Stand (An
Beispielen fehlt es nicht). Wer eine Person mit Hitler vergleicht, wird
zwangsläufig missverstanden und meist wird somit der Vergleich zum
Eigencoal. Auch Blocher wird vorgeworfen werden, dass er nicht Juncker,
sondern die EU beleidigt habe. Christoph Blocher muss nun wie alle,
die Hitlervergleiche gewagt haben, mit harter Kritik und negativen
Kommentaren rechnen. Ich würde jedem Politiker raten, bei Vergleichen
Hitler aus dem Spiel zu lassen. Man spricht nämlich nachher nur
noch vom Nazivergleich und auch in diesem Fall ist die skandalöse
Äusserung Junckers hernach kein Thema mehr. Blochers Aussage wird durch
den Vergleich zum Skandal. Der gewiefte SVP Stratege weiss anderseits,
dass er nur durch eine Provokation Junckers verbaler Ausrutscher publik
machen kann. Blocher nimmt das Risiko bewusst in Kauf, denn politisch
wird er den verbalen Fehltritt noch lange auskosten können.
Immerhin hat es Blocher einmal mehr geschafft, in die Schlagzeilen zu
kommen. Mich wundert übrigens, wie viele Journalisten das Blocher-TV
regelmässig konsumieren. Die Frage bleibt im Raum: Wer müsste
sich eigentlich entschuldigen: Juncker oder Blocher?