Sorgenbarometer in der Schweiz
Rhetorik.ch Artikel zum Thema: |
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Die Parteien müssten sich am Sorgenbarometer des Volkes orientieren. Wer
Leitbilder abseits von den Sorgen und Nöten der Bevölkerung entwirft, muss
sich nicht wundern, wenn er im Wahljahr die Anhängerschaft verliert.
Aus einem Tagi Artikel
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Die Sorgen der Schweizerinnen und Schweizer haben sich in diesem Jahr
nicht wesentlich verändert.
Das Forschungsinstitut Gfs.bern befragte im Auftrag der Credit Suisse
1000 stimmberechtigte Schweizerinnen und Schweizer, was ihnen in diesem
Jahr am meisten Sorgen bereitet.
Der erste Platz im Sorgenbarometer bleibt in diesem Jahr unverändert:
Die Arbeitslosigkeit bereitet den Schweizern mit Abstand am meisten
Bauchschmerzen. 77 Prozent aller Befragten nannten diese als
ihre grösste Sorge. Die Altersvorsorge mit 45 Prozent und das
Gesundheitswesen mit 41 Prozent folgen auf den weiteren Plätzen. Die
Umfrage fand zwischen dem 30. August und dem 18. September statt.
Die hohe Sorge um die Arbeitslosigkeit erstaunt, wenn man die
Entwicklung der Konjunktur berücksichtigt. Die Arbeitslosenquote
hat sich seit Beginn des Jahres stetig verringert, doch die Sorge um die
Arbeitslosigkeit ist mit 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr so hoch
gestiegen wie noch nie in dieser Dekade. Ein möglicher Grund für
diesen Anstieg könnte gemäss der Medienmitteilung der Credit
Suisse der Abstimmungskampf um die ALV-Revision sein. Auch Nachwirkungen
der Wirtschaftskrise könnten einen Einfluss gehabt haben.
Die Altervorsorge und das Gesundheitswesen haben gegenüber 2009
ebenfalls zugelegt. Ersteres ist um 9 und letzteres um 5 Prozentpunkte
gestiegen. Im Langzeitvergleich nehmen diese Sorgen eher ab und kommen
aktuell auf tiefere Werte als noch 2003. Optimistisch zeigen sich die
Schweizer betreffend der Wirtschaftsentwicklung: So sind sämtliche
Bedenken über die Schweizer Wirtschaft nicht mehr auf den vordersten
Plätzen vertreten. Die Wirtschafts- und Finanzkrise beschäftigen
noch 12 beziehungsweise 13 Prozent. Im Jahr zuvor waren es doppelt so
viele gewesen.
Gestiegen ist die Angst vor Kriminalität und Gewalt. Mit 28 Prozent
liegt sie über dem Durchschnitt von 15 Prozent der Jahre 1996 bis
2006. Die Wahrnehmung ist jedoch stark von der Region abhängig. Die
Deutschschweiz macht sich dreimal so viele Gedanken darüber wie
die Romandie.
Die Sorge bezüglich
Ausländerintegration/Personenfreizügigkeit ist im Barometer
vom 8. auf den 5. Platz geklettert. Mit 31 Prozent erreicht sie den
zweithöchsten Wert seit 1995. Besonders ausgeprägt ist die
Sorge bei politisch rechts positionierten Stimmbürgern.
Den grössten Sprung verzeichnete die EU-Thematik: Sie hüpfte
von Rang 14 auf Rang 7. Rund ein Viertel der Schweizer ( 11 Prozentpunkte)
beschäftigen sich wieder damit. Erstmals seit zehn Jahren scheint die
EU-Frage wieder drängender geworden zu sein. Auch hier macht sich
der Röstigraben bemerkbar. Die Skepsis ist in der Deutschschweiz
grösser als in der Romandie.
Gestiegen ist auch das Vertrauen in die massgeblichen Institutionen. Am
meisten Vertrauen geniessen wie im Vorjahr gewisse Medien. Radio und
Fernsehen (76 bzw. 77 Prozent) liegen vor Bundesgericht und Polizei
(72 bzw. 70 Prozent).