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Nachtrag vom 18. Dezember: Lara Gut fuhr aufs Podest.
Ein Artikel
in 20
Min errinnert an einen Fall aus dem Jahre 1966, der Nacht von Sheffield:
Stars, die von Sportverbänden disziplinarisch bestraft werden,
gehören zum Sport wie Medaillen und Meisterfeiern. Ein Sieger wird
schliesslich nur, wer Grenzen zu überwinden und wer seine Interessen
kompromisslos durchzusetzen vermag. Dabei werden hin und wieder nicht nur
Leistungsgrenzen überschritten. Stars sind keine Sozialisten. Und
so ziehen sich disziplinarische Massnahmen gegen Athletinnen und Athleten
wie ein roter Faden durch unsere Sportgeschichte.
Nachdem Swiss Ski seine Ausnahme-Athletin für die Rennen
vom 28./29. Dezember am Semmering verbandsintern gesperrt hat,
wurden kritische Stimmen laut, Lara Gut könnte sich einen
Nationenwechsel überlegen. Diesen Gerüchten widerspricht
die 19-Jährige. "Ich bin Schweizerin und fahre weiterhin für
die Schweiz", stellt sie im "Tages-Anzeiger" vom Samstag klar. Da
der Ski-Weltverband FIS in Sachen Nationenwechsel nicht so rigorose
Richtlinien hat wie beispielsweise der Weltfussballverband Fifa,
wäre ein Übertritt prinzipiell möglich gewesen. Allerdings
nicht Mitten in einer Saison. Lara Gut ist schweizerisch-italienische
Doppelbürgerin.
Noch immer gilt die "Nacht von Sheffield" als die Mutter aller
Disziplinarfälle. Das Ganze zog sich über Monate hin,
Strafanzeigen inklusive. Vor dem ersten WM-Spiel der Schweizer
vom 12. Juli 1966 gegen Deutschland kehren Köbi Kuhn, Werner
Leimgruber und Ersatzgoalie Leo Eichmann nach einer Spritztour
mit zwei Engländerinnen erst um 23.28 statt um 22.30 Uhr ins
Hotel zurück und laufen Nationaltrainer Dr. Alfredo Foni in
die Arme. Der prinzipientreue Italiener schliesst das Trio vom Spiel
gegen Deutschland aus. Die Schweiz verliert 0:5. 1976 wird Kuhn erneut
von der Nationalmannschaft ausgeschlossen. Weil er angeblich vor dem
WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen (0:1) zusammen mit Joko Pfister
noch ein wenig im Ausgang war. Köbi Kuhn wird später als
Nationaltrainer grössere Erfolge feiern als Doktor Foni und 2006
sogar zum Schweizer des Jahres gewählt. Pfister übrigens
1977 zum Fussballer des Jahres.
Nachtrag vom 19. Dezember, 2010
Zwischen Swissski und Gut ist alles wieder im Butter. Beide Seiten haben
sich geeinigt. Die Einigung ist richtig. Bei einem Dauerstreit hätte
das Image einen Dauerschaden erleiden können und beide hätten
langfristig nur verloren.
Quellen:
Tagesanzeiger
NZZ
Nachtrag vom 27. Dezember, 2010
Lara Gut wird verklagt:
Es geht um den Vermarktungsvertrag, den Lara Gut (19) vor rund einem
Jahr mit IMG Schweiz abgeschlossen hat. Einen Vertrag bis 2013. Diesen
hat das Ski-Talent bereits nach einem Jahr schriftlich gekündigt,
um sich neu von der Agentur "Pool-Position" vermarkten zu lassen.
Dies ist der IMG ein Dorn im Auge. Jürgen Krucker, Direktor von
IMG Schweiz, bestätigt gegenüber 20 Minuten Online: "Wir haben
mehrfach, aber vergeblich das Gespräch gesucht, um eine gütliche
Einigung zu erzielen. Wir lassen Lara Gut nicht einfach so davonkommen."
Die Familie Gut geht offenbar davon aus, dass es sich um einen sogenannten
Mandatsvertrag handelt, einem Vertrag, der jederzeit kündbar ist. Die
IMG dagegen ist sich sicher, dass Lara einen Agenturvertrag unterzeichnet
hat, also einen unkündbaren Vertrag.
Konkret klagt IMG den entgangenen Gewinn aus den drei verbleibenden
Vertrags-Jahren ein. Es soll sich um einen siebenstelligen Betrag
handeln. Der Ball liegt nun bei den Anwälten.
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