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www.rhetorik.ch aktuell: (15. Dez, 2010)

Lara Gut gesperrt

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Es ist ein ziemlich ungewöhnlicher Vorfall im Sport: Eine Topathletin wird gesperrt, weil sie in den Medien den Cheftrainer kritisiert hat. Ohne die Details des Falles Gut zu kennen, zeigt sich bei verschiedensten Institutionen (Polizei, Schulen, Spitälern, Medien) dass es immer prominenten Teammitglieder gibt, die nicht gelernt haben, Konflikte intern auszutragen und sie sich öffentlich gegen interne Spielregeln oder eigene Vorgesetzte äussern und so, wie es auch beim Bundesrat der Fall war, wo Einzelkämpfertum dazu führte, dass Meinungsunterschiede nicht mehr intern ausgetragen wurden. Viele erfolgreiche Mitarbeiter kennen das Wort Loyalität nicht mehr. Es fällt ihnen schwer, Spielregeln zu akzeptieren. Aus dem Schweizer Fernsehen vom 15. Dezember :


Lara Gut wird von Swiss-Ski für die Weltcup-Rennen in Semmering (28. und 29. Dezember) gesperrt. Grund dieser Massnahme sei in nationalen wie internationalen Medien geäusserte Kritik von Gut gegenüber Cheftrainer Mauro Pini.
In Val d'Isère kam es Mittwoch zu einer Anhörung mit Lara Gut.

"Wir akzeptieren nicht, dass sich eine Athletin in der Öffentlichkeit und insbesondere in den Medien auf derart unangebrachte und massregelnde Weise über den Cheftrainer äussert",


so Dierk Beisel, Chef Leistungssport.
Als weiteren Grund für die ausgesprochene Massnahme nannte Beisel respektloses Verhalten dem Chef Leistungssport gegenüber während der Anhörung sowie wiederholte Verstösse der Athletin gegen die Kleidertragevorschriften von Swiss-Ski. Gut habe sich trotz mehrfacher mündlicher Ermahnung nicht daran gehalten, obschon sie sich wie alle anderen dazu verpflichtet habe, erklärte Beisel.
20 Minuten:
Lara Gut habe sich trotz mehrfacher mündlicher Ermahnung nicht daran gehalten, obschon sie sich wie alle anderen Swiss-Ski-Sportler schriftlich dazu verpflichtet habe. Der Verband betont, dass eine klare Linie auch aus Respekt gegenüber den anderen Athletinnen und Athleten sowie der Sponsoren und Partner von Swiss-Ski wichtig sei.
Blick:
Der Verband massregelt sein grösstes Talent. Lara Gut (19) wird aus disziplinarischen Gründen für zwei Rennen gesperrt! Gestern Abend sei es in Val d'Isère zu einer Aussprache mit der Athletin gekommen - Cheftrainer Mauro Pini und Leistungssport-Chef Dierk Beisel nahmen sich dabei Lara zur Brust. -Danach wurde ihr und ihrem Vater und Trainer Pauli die harte Sanktion mit-geteilt. Die Begründung: "Wir akzep-tieren nicht, dass sich eine Athletin in der Öffentlichkeit und ins-besondere in den Medien auf derart unan-gebrachte und massregelnde Weise über den Cheftrainer äussert", heissts im Communiqué weiter. Zudem wird ihr respektloses Verhalten während der Anhörung gegenüber dem Leistungssport-Chef vorgeworfen sowie trotz mündlicher Ermahnung wiederholter Verstoss gegen die Kleider-tragevorschriften von Swiss-Ski. Zur Erinnerung: Im SonntagsBlick-Interview hatte Lara Cheftrainer Pini kritisiert: "Mauro war ein sehr guter Trainer, aber jetzt ist er Chef. Das ist eine neue Position für ihn. Und er hat Fehler gemacht." Ihr Manager Roberto Mazza hatte das Interview vor dem Erscheinen gegengelesen. Ist Lara einzig über diese Aussage gestolpert? Beisel zu BLICK: "Nein, sie hat auch in anderen Medien Kritik geübt. Das können wir nicht dulden. Wir sind den Sponsoren und gegenüber den anderen Athletinnen verpflichtet, sie zu behandeln, wie alle anderen."
Nachtrag vom 18. Dezember: Lara Gut fuhr aufs Podest. Ein Artikel in 20 Min errinnert an einen Fall aus dem Jahre 1966, der Nacht von Sheffield:
Stars, die von Sportverbänden disziplinarisch bestraft werden, gehören zum Sport wie Medaillen und Meisterfeiern. Ein Sieger wird schliesslich nur, wer Grenzen zu überwinden und wer seine Interessen kompromisslos durchzusetzen vermag. Dabei werden hin und wieder nicht nur Leistungsgrenzen überschritten. Stars sind keine Sozialisten. Und so ziehen sich disziplinarische Massnahmen gegen Athletinnen und Athleten wie ein roter Faden durch unsere Sportgeschichte.

Nachdem Swiss Ski seine Ausnahme-Athletin für die Rennen vom 28./29. Dezember am Semmering verbandsintern gesperrt hat, wurden kritische Stimmen laut, Lara Gut könnte sich einen Nationenwechsel überlegen. Diesen Gerüchten widerspricht die 19-Jährige. "Ich bin Schweizerin und fahre weiterhin für die Schweiz", stellt sie im "Tages-Anzeiger" vom Samstag klar. Da der Ski-Weltverband FIS in Sachen Nationenwechsel nicht so rigorose Richtlinien hat wie beispielsweise der Weltfussballverband Fifa, wäre ein Übertritt prinzipiell möglich gewesen. Allerdings nicht Mitten in einer Saison. Lara Gut ist schweizerisch-italienische Doppelbürgerin.

Noch immer gilt die "Nacht von Sheffield" als die Mutter aller Disziplinarfälle. Das Ganze zog sich über Monate hin, Strafanzeigen inklusive. Vor dem ersten WM-Spiel der Schweizer vom 12. Juli 1966 gegen Deutschland kehren Köbi Kuhn, Werner Leimgruber und Ersatzgoalie Leo Eichmann nach einer Spritztour mit zwei Engländerinnen erst um 23.28 statt um 22.30 Uhr ins Hotel zurück und laufen Nationaltrainer Dr. Alfredo Foni in die Arme. Der prinzipientreue Italiener schliesst das Trio vom Spiel gegen Deutschland aus. Die Schweiz verliert 0:5. 1976 wird Kuhn erneut von der Nationalmannschaft ausgeschlossen. Weil er angeblich vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Norwegen (0:1) zusammen mit Joko Pfister noch ein wenig im Ausgang war. Köbi Kuhn wird später als Nationaltrainer grössere Erfolge feiern als Doktor Foni und 2006 sogar zum Schweizer des Jahres gewählt. Pfister übrigens 1977 zum Fussballer des Jahres.
Nachtrag vom 19. Dezember, 2010 Zwischen Swissski und Gut ist alles wieder im Butter. Beide Seiten haben sich geeinigt. Die Einigung ist richtig. Bei einem Dauerstreit hätte das Image einen Dauerschaden erleiden können und beide hätten langfristig nur verloren. Quellen: Tagesanzeiger NZZ
Nachtrag vom 27. Dezember, 2010 Lara Gut wird verklagt:
Es geht um den Vermarktungsvertrag, den Lara Gut (19) vor rund einem Jahr mit IMG Schweiz abgeschlossen hat. Einen Vertrag bis 2013. Diesen hat das Ski-Talent bereits nach einem Jahr schriftlich gekündigt, um sich neu von der Agentur "Pool-Position" vermarkten zu lassen. Dies ist der IMG ein Dorn im Auge. Jürgen Krucker, Direktor von IMG Schweiz, bestätigt gegenüber 20 Minuten Online: "Wir haben mehrfach, aber vergeblich das Gespräch gesucht, um eine gütliche Einigung zu erzielen. Wir lassen Lara Gut nicht einfach so davonkommen." Die Familie Gut geht offenbar davon aus, dass es sich um einen sogenannten Mandatsvertrag handelt, einem Vertrag, der jederzeit kündbar ist. Die IMG dagegen ist sich sicher, dass Lara einen Agenturvertrag unterzeichnet hat, also einen unkündbaren Vertrag. Konkret klagt IMG den entgangenen Gewinn aus den drei verbleibenden Vertrags-Jahren ein. Es soll sich um einen siebenstelligen Betrag handeln. Der Ball liegt nun bei den Anwälten.

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