Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (05. Dez, 2010)

Gottschalks Krisenbewältigung

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Der Unfall Reaktion von Thomas Gottschalk Interview von Thomas Gottschalk
Krisen kommen meist überraschend. Auch für Thomas Gottschalk in der letzten Sendung "WETTEN-DASS ...?". Unerwartet kam es vor laufender Kamera zu einem Horrorsturz. Bis anhin hatte er nie einen schweren Unfall während seinen Live- Sendungen. Er hat eine so schlimme Szene sicher schon unbewusst als "worst case scenario" antizipiert. Doch lag bei dieser Sendung für den Moderator nicht ein Unfall sondern eine anderes Problem im Vordergrund: Die Medien prophezeiten einen weiteren Rückgang der Einschaltquoten. Bereits wurden Namen als Nachfolger Gottschalks genannt. Doch dieses Frage ist mit diesem Zwischenfall vorläufig vom Tisch. Wenn eine schwierige Situation unverhofft eintritt, muss bei jeder UeberRASCHung antizyklisch gehandelt werden. Das Gegenteil von RASCH ins LANGSAM. Statt schnell und rasch zu handeln, muss ein gedanklicher STOPP eingeschaltet, muss ENTSCHLEUNIGT werden. Obschon es dem Moderator die Sprache verschlagen hatte, nutzte er gemäss Krisenhandbuch eine kurze Pause, um zu überlegen, die Situation zu klären und zu entscheiden, die Sendung abzubrechen. Das war richtig. Thomas Gottschalk hat veranschaulicht, dass in Krisensituationen eine Denkpause notwendig ist.

Horror-Unfall bei "Wetten, dass ...?" Samuel Koch wollte über fahrende Autos springen. Doch er fiel zu Boden und blieb verletzt liegen. Thomas Gottschalks Live-Sendung wurde abgebrochen. Dann die erste Wette: Samuel Koch (23) wollte mit gefederten "Springschuhen" über immer grössere, auf ihn zufahrende Autos springen. Insgesamt sollten es fünf sein. Beim ersten Wagen ging alles gut. Beim zweiten zögerte Samuel, brach den Sprung ab. Das dritte Auto meisterte er. Beim vierten Wagen aber stürzte Samuel und schlug knallhart auf dem Boden auf. Er blieb regungslos liegen. Michelle Hunziker reagierte sofort. "Wir brauchen einen Arzt!", rief sie. Sara schlug auf der Couch die Hände vors Gesicht. Die Kamera schwenkte sofort vom 23-jährigen Wettkandidaten weg und aufs Publikum: auch dort herrschte grosse Betroffenheit. Samuels Mutter war ebenfalls unter den Zuschauern. Sein Vater fuhr ausgerechnet den Wagen, bei dem Samuel so schlimm stürzte. Nach einigen Minuten wurde entschieden, die Sendung zu unterbrechen, bis Samuels Zustand geklärt ist. Ein sichtlich geschockter Thomas Gottschalk meinte, so etwas sein ihm während seiner langen TV-Karriere noch nie widerfahren. Nach ungefähr einer halben Stunde erschien der Moderator wieder auf dem Bildschirm. Samuel sei ansprechbar, könne seine Beine bewegen und sei auf dem Weg in die Klinik. Es gehe ihm den Umständen entsprechen gut, aber das ermögliche trotzdem keine Weiterführung der Show. Man habe beschlossen, die Sendung abzubrechen. "Wir fühlen uns verpflichtet, nicht auf heiter zu machen, wenn wir nicht heiter sind", begründete Gottschalk den Schritt. "Ich habe immer gesagt, das wäre für mich das Allerschlimmste: wenn einem meiner Kandidaten etwas passiert", meinte der Moderator weiter.
Die Szene wurde sofort in einem Youtubefilm gezeigt. Das Fernsehen handelte vorbildlich. Der Unfall wurde nicht wiederholt - wie es bei Ski- oder Autorennen üblich ist Quellen: Gottschalk:

"Ich bringe es nicht fertig, die Sendung zu moderieren, ohne zu wissen, dass alles gut ist. Es ist für jeden Entertainer schwierig, seine Gäste nach Hause zu schicken. Hier sind Gäste wie Cher, die aus aller Welt angereist sind. Aber ich kann hier nicht weiter machen. Die Untersuchung wird eine Stunde dauern und ich weigere mich, weiterzumachen, ohne zu wissen, was los ist. Mir tut der Unfall mehr leid als alles andere. Ich fühle mich verantwortlich. Aber ich hatte bei den Proben nichts gemerkt".


Diese Worte überzeugten. Der Entscheid war richtig. Die Emotionen waren nicht gespielt. In Krisensituationen gilt es zum richtigen Zeitpüunkt die richtigen Worte zu finden.
In der Sendung "Wetten Dass ..." von Thomas Gottschalk ist Wettkandidat Samuel K verunfallt. Der Quelle: Spiegel:

Der 23-jährige Student Samuel K. war am Samstagabend in die Show gekommen, um auf futuristisch anmutenden Sprungfedern mit einem Salto über Autos zu springen, die auf ihn zufahren - vom Smart bis zum Geländewagen. Fünfmal in vier Minuten wollte er das schaffen, um die Wette zu gewinnen. Was genau passiert ist - für die Zuschauer ist es zu diesem Zeitpunkt nicht ganz klar. Aus der Perspektive des anfahrenden Autos war vorher gegen viertel vor neun zu sehen, wie Samuel läuft, springt - aber wohl nicht hoch genug - und hängenbleibt. Nur für den Bruchteil einer Sekunde zeigt die Kamera, wie der junge Mann langgestreckt und regungslos auf dem Boden liegt. Der eigentliche Sturz ist im Fernsehen nicht zu sehen - und die Regie schaltet sofort weg. "Darf ich die Regie um einen Hinweis bitten, wie wir weitermachen?" "Germany's Next Topmodel"-Gewinnerin Sara Nuru hält sich die Hände vor den Mund. Dann verharrt die Kamera auf den geschockten Zuschauern im Saal - ein gruseliges Bild. Im Hintergrund hört man Hunziker: "Wir brauchen ein Tuch, ein Tuch davor!" - um die Szene abzuschirmen. Dann wieder Gottschalk: "Wir können nur hoffen, dass es ohne grössere Konsequenzen..." Und: "Darf ich die Regie um einen Hinweis bitten, wie wir weitermachen?" Die Regie entscheidet, die Liveshow zu unterbrechen, bis die Ärzte sagen können, wie es dem Kandidaten geht. "Ich kann jetzt nicht so weitermoderieren, als wäre nichts geschehen", sagt Gottschalk. Dann läuft ein Best of "Stars & Musik" aus der Konserve, dazu die Einblendung: "Wir haben 'Wetten dass ...?' wegen eines Unfalls unterbrochen. Wir halten Sie auf dem Laufenden."
Nachtrag vom 6. Dezember: Der Spiegel vom 6. Dezember: Lieber toll als tollkühn:

Das sofortige Umschalten der Kameras nach dem Unfall, die Abschirmung des Opfers mit einer Decke, die schnelle Entscheidung, die Sendung abzubrechen: all das waren richtige Entscheidungen. Sie haben gezeigt, was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch von der privaten Konkurrenz unterscheiden kann: Anstand.
Nachtrag vom 7. Dezember:

Der BLICK schaltete am 7. Dezember den folgenden Titel: Samuel bleibt wohl gelähmt Der Titel basiert auf den Aussagen der Mediensprecherin des Universitätsspitals Düsseldorf - Susanne Doheide. 20 Min:
Der schwer verunglückte "Wetten, dass ..?"-Kandidat Samuel Koch ist aus dem künstlichen Koma erwacht. Nach zwei Tagen sei der 23-Jährige wieder bei vollem Bewusstsein und ansprechbar, sagte der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Düsseldorf, Wolfgang Raab, am 7. Dezember an einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Er habe allerdings "schwere Lähmungen". "Er ist wach und orientiert. In der Nacht haben wir ihn erneut operiert, um das verletzte Rückenmark vom Druck zu entlasten", sagten die Doktoren. Die Lähmungen betreffen nicht nur die Beine, sondern auch "mindestens auch ein Teil der Arme", zitieren deutsche Medien die Mediziner. Der Patient bleibe vorerst auf der Intensivstation der Neurochirurgischen Klinik und stehe nun unter Schmerzmitteln: Er ist ansprechbar, könne aber wegen eines Luftröhrenschnitts nicht sprechen, zeige sich aber laut den Ärzten kooperativ und kämpferisch. Erinnern kann er sich an den Unfall nicht: "Er kann keine detaillierten Auskünfte über den Unfall geben." "Im bestmöglichen Fall kann er sich erholen - teilweise oder vollständig - über die nächsten Monate", sagte der Neurochirurg Professor Hans-Jakob Steiger laut "Bild". Zugute kommt Samuel sein Training: Weil der 23-Jährige so fit ist, könnte er schon in zwei Wochen mit der Rehabilitation beginnen. Doch auch wenn eine endgültige Diagnose noch nicht gestellt werden könnte, gebe es wenig Hoffnung auf Heilung. "Ich kann ausschliessen, dass er die Klinik zu Fuss verlassen kann. Eine vollständige Erholung ist unserer Ansicht nach unwahrscheinlich", sagte Steiger.
Nachtrag vom 13. Dezember : Ein Beispiel über das Informationsmanagement über den Zustand eines prominenten Patienten kann hier gesehen werden.

Rhetorik.ch 1998-2011 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com