Gottschalks Krisenbewältigung
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Krisen kommen meist überraschend. Auch für Thomas Gottschalk
in der letzten Sendung "WETTEN-DASS ...?".
Unerwartet kam es vor laufender Kamera zu einem Horrorsturz. Bis
anhin hatte er nie einen schweren Unfall während seinen Live-
Sendungen. Er hat eine so schlimme Szene sicher schon unbewusst als "worst case
scenario" antizipiert. Doch lag bei dieser Sendung für den Moderator
nicht ein Unfall sondern eine anderes Problem im Vordergrund:
Die Medien prophezeiten einen weiteren Rückgang der
Einschaltquoten. Bereits wurden Namen als Nachfolger Gottschalks genannt.
Doch dieses Frage ist mit diesem Zwischenfall vorläufig vom Tisch.
Wenn eine schwierige Situation unverhofft eintritt, muss bei jeder
UeberRASCHung antizyklisch gehandelt werden. Das Gegenteil von RASCH ins
LANGSAM. Statt schnell und rasch zu handeln, muss ein gedanklicher STOPP
eingeschaltet, muss ENTSCHLEUNIGT werden. Obschon es dem Moderator die
Sprache verschlagen hatte, nutzte er gemäss Krisenhandbuch eine
kurze Pause, um zu überlegen, die Situation zu klären und zu
entscheiden, die Sendung abzubrechen. Das war richtig.
Thomas Gottschalk hat veranschaulicht, dass in
Krisensituationen eine Denkpause notwendig ist.
Horror-Unfall bei "Wetten, dass ...?" Samuel Koch wollte über fahrende
Autos springen. Doch er fiel zu Boden und blieb verletzt liegen. Thomas
Gottschalks Live-Sendung wurde abgebrochen.
Dann die erste Wette: Samuel Koch (23) wollte mit gefederten
"Springschuhen" über immer grössere, auf ihn zufahrende Autos
springen. Insgesamt sollten es fünf sein. Beim ersten Wagen ging
alles gut. Beim zweiten zögerte Samuel, brach den Sprung ab. Das
dritte Auto meisterte er. Beim vierten Wagen aber stürzte Samuel
und schlug knallhart auf dem Boden auf. Er blieb regungslos liegen.
Michelle Hunziker
reagierte sofort. "Wir brauchen einen Arzt!", rief sie. Sara schlug
auf der Couch die Hände vors Gesicht. Die Kamera schwenkte sofort
vom 23-jährigen Wettkandidaten weg und aufs Publikum: auch dort
herrschte grosse Betroffenheit. Samuels Mutter war ebenfalls unter den
Zuschauern. Sein Vater fuhr ausgerechnet den Wagen, bei dem Samuel so
schlimm stürzte.
Nach einigen Minuten wurde entschieden, die Sendung zu unterbrechen,
bis Samuels Zustand geklärt ist. Ein sichtlich geschockter
Thomas Gottschalk meinte, so etwas sein ihm während seiner langen
TV-Karriere noch nie widerfahren.
Nach ungefähr einer halben Stunde erschien der Moderator wieder auf
dem Bildschirm. Samuel sei ansprechbar, könne seine Beine bewegen und
sei auf dem Weg in die Klinik. Es gehe ihm den Umständen entsprechen
gut, aber das ermögliche trotzdem keine Weiterführung der
Show. Man habe beschlossen, die Sendung abzubrechen. "Wir fühlen uns
verpflichtet, nicht auf heiter zu machen, wenn wir nicht heiter sind",
begründete Gottschalk den Schritt.
"Ich habe immer gesagt, das wäre für mich das Allerschlimmste:
wenn einem meiner Kandidaten etwas passiert", meinte der Moderator weiter.
Die Szene wurde sofort in einem Youtubefilm gezeigt.
Das Fernsehen handelte vorbildlich. Der Unfall wurde nicht wiederholt -
wie es bei Ski- oder Autorennen üblich ist
Quellen:
Gottschalk:
"Ich bringe es nicht fertig, die Sendung zu moderieren, ohne zu wissen,
dass alles gut ist. Es ist für jeden Entertainer schwierig,
seine Gäste
nach Hause zu schicken. Hier sind Gäste wie Cher, die aus aller Welt
angereist sind. Aber ich kann hier nicht weiter machen. Die Untersuchung
wird eine Stunde dauern und ich weigere mich, weiterzumachen, ohne zu
wissen, was los ist. Mir tut der Unfall mehr leid als alles andere. Ich
fühle mich verantwortlich. Aber ich hatte bei den Proben nichts
gemerkt".
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Diese Worte überzeugten. Der Entscheid war richtig. Die Emotionen
waren nicht gespielt. In Krisensituationen gilt es zum richtigen
Zeitpüunkt die richtigen Worte zu finden.
In der Sendung "Wetten Dass ..." von
Thomas Gottschalk ist Wettkandidat
Samuel K verunfallt. Der
Quelle: Spiegel:
Der 23-jährige Student Samuel K. war am Samstagabend in die Show
gekommen, um auf futuristisch anmutenden Sprungfedern mit einem Salto
über Autos zu springen, die auf ihn zufahren - vom Smart bis zum
Geländewagen. Fünfmal in vier Minuten wollte er das schaffen,
um die Wette zu gewinnen.
Was genau passiert ist - für die Zuschauer ist es zu diesem Zeitpunkt
nicht ganz klar. Aus der Perspektive des anfahrenden Autos war vorher
gegen viertel vor neun zu sehen, wie Samuel läuft, springt - aber
wohl nicht hoch genug - und hängenbleibt. Nur für den Bruchteil
einer Sekunde zeigt die Kamera, wie der junge Mann langgestreckt und
regungslos auf dem Boden liegt. Der eigentliche Sturz ist im Fernsehen
nicht zu sehen - und die Regie schaltet sofort weg.
"Darf ich die Regie um einen Hinweis bitten, wie wir weitermachen?"
"Germany's Next Topmodel"-Gewinnerin Sara Nuru hält sich die
Hände vor den Mund. Dann verharrt die Kamera auf den geschockten
Zuschauern im Saal - ein gruseliges Bild.
Im Hintergrund hört man Hunziker: "Wir brauchen ein Tuch, ein
Tuch davor!" - um die Szene abzuschirmen. Dann wieder Gottschalk: "Wir
können nur hoffen, dass es ohne grössere Konsequenzen..." Und:
"Darf ich die Regie um einen Hinweis bitten, wie wir weitermachen?"
Die Regie entscheidet, die Liveshow zu unterbrechen, bis die
Ärzte sagen können, wie es dem Kandidaten geht. "Ich kann
jetzt nicht so weitermoderieren, als wäre nichts geschehen", sagt
Gottschalk. Dann läuft ein Best of "Stars & Musik" aus der Konserve,
dazu die Einblendung: "Wir haben 'Wetten dass ...?' wegen eines Unfalls
unterbrochen. Wir halten Sie auf dem Laufenden."
Nachtrag vom 6. Dezember:
Der
Spiegel vom 6. Dezember: Lieber toll als tollkühn:
Das sofortige Umschalten der Kameras nach dem Unfall, die Abschirmung
des Opfers mit einer Decke, die schnelle Entscheidung, die Sendung
abzubrechen: all das waren richtige Entscheidungen. Sie haben gezeigt,
was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch von der privaten
Konkurrenz unterscheiden kann: Anstand.
Nachtrag vom 7. Dezember:
Der BLICK schaltete am 7. Dezember den folgenden Titel:
Samuel bleibt wohl gelähmt
Der Titel basiert auf den Aussagen der Mediensprecherin des
Universitätsspitals Düsseldorf - Susanne Doheide.
20 Min:
Der schwer verunglückte "Wetten, dass ..?"-Kandidat Samuel Koch
ist aus dem künstlichen Koma erwacht. Nach zwei Tagen sei der
23-Jährige wieder bei vollem Bewusstsein und ansprechbar, sagte
der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Düsseldorf, Wolfgang
Raab, am 7. Dezember an einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Er
habe allerdings "schwere Lähmungen".
"Er ist wach und orientiert. In der Nacht haben wir ihn erneut operiert,
um das verletzte Rückenmark vom Druck zu entlasten", sagten die
Doktoren. Die Lähmungen betreffen nicht nur die Beine, sondern
auch "mindestens auch ein Teil der Arme", zitieren deutsche Medien
die Mediziner. Der Patient bleibe vorerst auf der Intensivstation
der Neurochirurgischen Klinik und stehe nun unter Schmerzmitteln: Er
ist ansprechbar, könne aber wegen eines Luftröhrenschnitts
nicht sprechen, zeige sich aber laut den Ärzten kooperativ und
kämpferisch. Erinnern kann er sich an den Unfall nicht: "Er kann
keine detaillierten Auskünfte über den Unfall geben."
"Im bestmöglichen Fall kann er sich erholen - teilweise oder
vollständig - über die nächsten Monate", sagte der
Neurochirurg Professor Hans-Jakob Steiger laut "Bild". Zugute kommt
Samuel sein Training: Weil der 23-Jährige so fit ist, könnte
er schon in zwei Wochen mit der Rehabilitation beginnen. Doch auch wenn
eine endgültige Diagnose noch nicht gestellt werden könnte,
gebe es wenig Hoffnung auf Heilung. "Ich kann ausschliessen, dass er
die Klinik zu Fuss verlassen kann. Eine vollständige Erholung ist
unserer Ansicht nach unwahrscheinlich", sagte Steiger.
Nachtrag vom 13. Dezember :
Ein Beispiel über das Informationsmanagement über den Zustand eines
prominenten Patienten kann
hier gesehen werden.