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www.rhetorik.ch aktuell: (04. Dez, 2010)

Bestätigte Kommunikationspannen

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Die Kommunikationsprozesse im Schweizer Bundesrat waren oft unkoordiniert. Einzelkämpfertum dominierte. Der Bundesrat sprach in heiklen Situationen selten mit einer Stimme. Es kam zu Indiskretionen. Der GPK-Bericht zur Libyen-Affäre hat dies nun offiziell bestätigt. Die Regierung habe in der Libyen-Affäre wie ein wilder Hühnerhaufen titelt Tagi-online.

Der Tagi kritisiert auch die GPK: sie wirke hilflos indem sie Ratschläge für die Zukunft erteile. Die vorgeschlagenen Korrekturen seien kaum mehr als Kosmetik. Die GPK trete "handzahm auf" - mit "weichgespülten Sätzen, wattierter Kritik, wohlabgewogenen juristischen Ausführungen". Das sei ärgerlich, aber auch verständlich, da die diplomatische Krise mit Libyen noch nicht ausgestanden sei.

Auch die Freiburger "La Liberté" geht mit dem Bundesrat hart ins Gericht. Die Libyen-Affäre sei vor allem eine Affäre Merz und Calmy-Rey. Letztere tue gut daran, dies nach ihrem Präsidialjahr ebenfalls zu tun. Die "Tribune de Genève" bezeichnet Merz als "öffentliche Gefahr". Wenn er noch im Amt stehen würde, wäre seine Demission unausweichlich. Auch für die Genferin Micheline Calmy-Rey hat das Genfer Blatt nur Häme übrig. Sie habe für sich und gegen die anderen gearbeitet. Einzig durch die erfolgreiche Internationalisierung des Konflikts, habe sie sich die Wahl zur Bundespräsidentin 2011 gesichert. Dass die EDA-Vorsteherin das Bundespräsidium übernehmen wird, "ist auch nicht eben ein Versprechen auf Besserung", hält die "Südostschweiz" fest.

Der Bericht enttarne die Standardantwort des Bundesrates nach dem Zustand im Gremium als "Schönfärberei". Der Bericht sei "eine Blamage auf 98 Seiten", titelte der "Blick Online":
Bei der Libyen-Affäre zeige sich dasselbe Bild, wie bei der UBS-Affäre, stellt das "St. Galler Tagblatt" fest. Der Bundesrat entpuppe sich in stürmischen Zeiten als Gruppe von Einzelkämpfern, die sich gegenseitig misstrauten. Auch die "Neue Zürcher Zeitung" zieht einen Vergleich zur UBS-Affäre: Das letztlich positive Ergebnis stehe im Widerspruch zum mangelhaften Management und zur miserablen Kommunikation während der Krise. Das Kollegialsystem mit der Teilung der Verantwortlichkeiten stosse im ausserordentlichen Lagen zunehmend an Grenzen. Der Kommentator in der "az-Gesamtausgabe" gab zu bedenken, dass der Bundesrat die schwierigste Schicksalsgemeinschaft überhaupt sei: "Sieben Alphatiere gleichberechtigt in einem Gremium - das ist der Versuch zur Quadratur des Kreises." Problematisch werde das Dauerexperiment meist erst, wenn ein Problem internationale Dimensionen annehme. Dies dürfte aber in Zukunft häufiger der Fall sein.

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