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www.rhetorik.ch aktuell: (12. Nov, 2010)

Kachelmanns Schweigen

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Nicht nur der Berater Kachelmanns nutzte in wichtigen Phasen den rhetorischen Baustein Schweigen. Rechtsanwalte wissen, dass sich das gezielte Schweigen bei Gerichtsverfahren oft lohnt. Wer schweigt, der verstrickt sich nicht in Gegensätze. Strafverteidiger wissen, dass Widersprüche auch passieren können, wenn man unschuldig ist. Kein Gedächtnis ist perfekt. Vor allem das Langzeitgedächtnis kann löchrig sein. Eine falsche Antwort, wie zum Beispiel eine falsche Angabe einer Urzeit, oder ein aus dem Zusammenhang genommener Gedanke, könnte das Aus bedeuten. In diesem Prozess wird der Tatbestand wohl nie ganz geklärt werden können. Es steht Aussage gegen Aussage. Wie bei anderen Prozessen mit Prominenten (der Jackson Prozess, dem Simpson Prozess oder der Ackermann Prozess kommen in den Sinn), geht es in diesem Prozess um Glaubwürdigkeit. Da spielen auch nichtverbale Signale eine Rolle:
  • bei Jackson spielte die Kleiderwahl eine Rolle.
  • bei Simpson waren es die Grimassen, die verurteilend wirkten.
  • bei Ackermann wurden die Siegergesten und das Lächeln beanstandet.
Medienanwälte haben von diesen Prominentenprozessen gelernt. Diese Profirechtsanwalte wissen, dass Heerscharen von Pseudopsychologen und Emotionomic-Experten jede Regung im Gesicht des Angeklagten interpretieren. In jedem Moment kann eine Foto gemacht werden, die dann auf dem Titelblatt ist. Da ist eine stoische Miene das Beste, auch wenn man nicht vermeiden kann, dass auch das meditierende Gesicht ver-interpretiert wird. Vielleicht hat Kachelmann sich während dieses Schnappschusses für eine Sekunde ausgeruht. Die Auswahl eines Bildmomementes ist eine der subtilsten Bildmanipulationen, die nur dann erkannt werden können, wenn man auch ein Video zum Vergleich hat.


Aus dem Tagi: Im Prozess gegen Jörg Kachelmann ist die Ärztin befragt worden, die bei Sabine W. Verletzungen nach der mutmasslichen Tat feststellte. Zudem äusserte sich die Freundin einer Geliebten über ein Telefonat, das den Angeklagten belasten könnte. Jörg Kachelmann, der vor Gericht schweigt, will gemäss eigenen Angaben nie mehr als Wettermoderator im Fernsehen auftreten - und dies unabhängig vom Ausgang des Prozesses.

Jörg Kachelmann steht seit Anfang September in Mannheim vor Gericht. Der Schweizer TV-Moderator ist wegen Vergewaltigung seiner Ex-Freundin angeklagt. Heute Mittwoch fand der 15. Prozesstag statt. Insgesamt hat das Landgericht Mannheim 23 Verhandlungstage angesetzt. Dies könnte sich aber noch ändern. Möglicherweise wird das Urteil erst 2011 eröffnet. Im Fall eines Schuldspruchs im Sinne der Anklage droht Kachelmann eine Gefängnisstrafe von mindestens fünf Jahren. Tagesanzeiger.ch/Newsnetz berichtet laufend über den Kachelmann-Prozess. Die Berichterstattung umfasst Prozessberichte, Hintergrundartikel, Videobeiträge und Bilder. Zudem gibt es auf Tagesanzeiger.ch/Newsnetz ein Dossier zum Kachelmann-Prozess. (vin) Stichworte Im Kachelmann-Prozess ist am Mittwoch eine Freundin einer Geliebten des Wettermoderators befragt worden. Thema war ein Telefongespräch, das die Geliebte Katharina T., eine 29-jährige Försterin, und Kachelmann am 9. Februar 2010 geführt hatten - das war am Tag nach der mutmasslichen Vergewaltigung von Sabine W. Und über dieses Telefongespräch hatten sich Katharina T. und deren Freundin unterhalten. Nach Angaben der Geliebten machte Kachelmann beim Telefongespräch einen gestressten und fahrigen Eindruck. "Seine Stimme klang komplett aufgelöst. (...) Ich habe gedacht, dass etwas Schlimmes passiert sein musste", hatte Katharina T. bereits der Polizei erzählt. Noch am selben Februarmorgen schickte Kachelmann ihr ein SMS: "Mir geht es nicht gut". Deren Freundin bestätigte im Wesentlichen diese Darstellung bei der Befragung durch das Landgericht Mannheim. Wie die 23-jährige Studentin weiter erklärte, sei Katharina T. irritiert gewesen, dass Kachelmann angerufen habe, nachdem sie ihre lose Beziehung im Januar beendet hatten. Die Beziehung zwischen Kachelmann und der Försterin sei zwischenzeitlich recht angespannt gewesen. Nach Meinung der Freundin zeigte sich Katharina T. überzeugt, "dass bei Kachelmanns gehetztem Leben irgendwann die Bombe hochgeht". Das Telefonat am Tag nach der möglichen Tat könnte als belastendes Indiz gewertet werden. Streit zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung Wegen Katharina T. sind Staatsanwaltschaft und Verteidigung aneinandergeraten. Grund für die Auseinandersetzung war der Umstand, dass Katharina T. bei ihrer nicht-öffentlichen Vernehmung am vergangenen Montag nur zögerlich eingeräumt hatte, dass sie einen Exklusivvertrag mit der Illustrierten "Bunte" hat. Dass sie ihre Erlebnisse mit dem wegen Vergewaltigung angeklagten Moderator öffentlich machen will, sorgte bei der Verteidigung für grossen Unmut. Kachelmanns Rechtsanwalt Reinhard Birkenstock nannte das Verhalten der Zeugin "unverschämt". Den Vermarktungsdeal mit der Illustrierten nahm Birkenstock zum Anlass, indirekt die Glaubwürdigkeit der 29-jährigen Försterin und Umweltschutzaktivistin in Zweifel zu ziehen. Auch habe die frühere Geliebte dem Angeklagten während seiner Untersuchungshaft Kondome und eine Intim-Waschlotion als Geburtstagsgeschenk in das Mannheimer Gefängnis geschickt. Dies sei "eine Geschmacklosigkeit", zumal die Zeugin nach der Verhaftung Kachelmanns zunächst ihre Loyalität in einer E-Mail an den Moderator bekundet habe, wie der Verteidiger betonte. Der Staatsanwalt sagte, die Zeugin habe am Montag korrekt auf die Fragen der Verteidigung geantwortet. Es sei ihr überlassen, ob und welche Verträge sie mit einer Illustrierten aushandle oder nicht. Die Verteidigung versuche dagegen, die Medien seit Beginn des Prozesses für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. So würden immer wieder Details aus Zeugenvernehmungen öffentlich, obwohl diese unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden haben. Der Anklagevertreter geht davon aus, dass die frühere Geliebte erst aufgrund der Berichte über den polygamen Lebenswandel Kachelmanns ihre Einstellung zu dem früheren Geliebten geändert habe. Sie habe zunächst mit sich gerungen. Erst spät sei ihr Entschluss gefallen, weshalb sie sich erst Monate nach der Verhaftung Kachelmanns bei der Staatsanwaltschaft gemeldet habe. Kachelmanns Angst: "Deisler reloaded" Noch vor der Mittagspause begann das Mannheimer Gericht mit der Vernehmung von Zeugen aus dem beruflichen Umfeld des Wettermoderators. In den Zeugenstand trat ein Redakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), der mit Kachelmann zusammgearbeitet hatte. Dabei kam auch ein E-Mail zur Sprache, das der Schweizer TV-Mann am 10. Februar 2010 an die Programmdirektion des MDR gesendet hatte. Er wolle nicht als "Deisler reloaded" oder Heulsuse der Nation oder Schlimmeres enden. Deshalb wolle er künftig nur noch das Wetter, aber keine Talksendungen mehr moderieren, liess Kachelmann die Chefetage des MDR wissen. Sebastian Deisler war einer der talentiertesten Fussballer Deutschlands. Er stammt - wie Kachelmann - aus Lörrach und musste seine Karriere wegen schwerer Depressionen beenden. Von der Befragung von Berufskollegen erhofft sich das Gericht Informationen zur Verfassung von Kachelmann nach der angeblichen Vergewaltigung. Kratzspur am Hals und Hämatome an Oberschenkeln Der 15. Verhandlungstag im Kachelmann-Prozess hatte mit der Vernehmung einer Gynäkologin begonnen. Die Ärztin der Heidelberger Frauenklinik sagte, dass Sabine W. am Morgen nach der mutmasslichen Tat "beginnende Hämatome an den Innenseiten von beiden Oberschenkeln" gehabt habe. Ähnliche Verletzungen habe sie auch bei einem anderen Vergewaltigungsopfer gesehen. "Solche Hämatome entstehen, wenn die Beine auseinander gedrückt werden", sagte die 28-jährige Frauenärztin. Im Weiteren sei eine Verletzung am Hals - "vergleichbar mit einer Kratzspur" - erkennbar gewesen. An einem Arm hat die junge Ärztin zudem Striemen festgestellt. Bei den Untersuchungen des Unterleibs seien ihr keine Verletzungen aufgefallen, sagte die Zeugin vor dem Mannheimer Landgericht. Die Patientin sei "sehr ruhig und gefasst gewesen". Sie habe weder den Namen des mutmasslichen Täters noch Genaueres zum möglichen Tathergang berichtet, berichtete die Gynäkologin. Die Patientin habe lediglich gesagt, dass es am Abend Streit mit ihrem Freund gegeben habe und er sie gegen 2 Uhr vergewaltigt und mit einem Messer bedroht habe. Der Gerichtsvorsitzende fragte die Ärztin, ob sie schon öfter Vergewaltigungsopfer untersucht habe. Die Ärztin antwortete: "Ja, es waren bisher 10." Am 1. Dezember geht der Prozess weiter Die Vergewaltigung, die Sabine W. ihrem Ex-Freund Kachelmann vorwirft, soll sich in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2010 in der Wohnung der Frau in Schwetzingen ereignet haben. Der 52-jährige Schweizer bestreitet die Tat. Inzwischen gehen die Prozessbeteiligten davon aus, dass das Urteil im Kachelmann-Prozess erst 2011 fallen wird. Bisher war der 21. Dezember 2010 als letzter Verhandlungstag geplant. Das Landgericht Mannheim wird das Verfahren am 1. Dezember fortsetzen. Grund der Unterbrechung ist, dass zwei Ersatzschöffen an anderen Strafverfahren teilnehmen und deshalb nicht im Kachelmann-Verfahren anwesend sein können.
Kachelmann's Verteidiger legt sein Amt überraschend nieder.

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