Rhetorik.ch

Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com
Aktuell Artikel Artikel Inhaltsverzeichnis Suche in Rhetorik.ch:

www.rhetorik.ch aktuell: (31. Okt, 2010)

Bunga Bunga

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die Bunga-Bunga Story in den News: Quelle Youtube
Belusconis jüngster Sexskandal hat einen Namen: "Bunga Bunga". Berlusconi könnte in einen Prostutionsskandal verwickelt sein. Die Frau heisst "Ruby", ist 17-jährig und kommt von Marokko.

Es ist erstaunlich was sich Berlusconi alles leisten kann. Warum die Bevölkerung Verständnis für solche Escapaden hat, ist nicht klar. Ob es die Unterhaltung ist?
Der Bunga-Bunga Song von Elio: Quelle Youtube


Aus der "NZZ am Sonntag:

Ruby
Ruby. Quelle. Ruby erscheint auf den meisten Bildern mit pixelliertem Gesicht.
Die italienische Sprache ist um einen Ausdruck reicher: "Bunga Bunga". Dabei dürfte die Mehrheit der Bevölkerung bis vor zwei Tagen nicht einmal gewusst haben, was der seltsam klingende Begriff bedeutet. Seit einer neuen Affäre um Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, bei der wieder eine Minderjährige im Mittelpunkt steht, ist der Ausdruck in aller Munde.

Der Sänger Elio hat bereits einen Hit des Popstars Shakira umgedichtet. Aus ihrem "Waka Waka" zur Fussball-WM machte er "Bunga Bunga". Sein Text ist eine bitterböse Satire auf den Skandal, der seit Tagen die Seiten der italienischen Zeitungen füllt. Zugleich wurde "Bunga Bunga" Synonym für vergnügliche erotische Abende oder eine Umschreibung für das wiederholt abstossende Verhalten Berlusconis.
In Nachschlagewerken wird "Bunga Bunga" mit einer brutalen Sexualpraktik in Afrika erklärt. Von "alten, schönen Spielchen" spricht der 74-jährige Regierungschef, die ihn viel zum Lachen gebracht hätten. Laut dem "Corriere della Sera" hat Libyens Staatschef Muammar Ghadhafi, der die Spielchen in seinem Harem pflege, Berlusconi dafür begeistert. "Bunga Bunga" kommt auch im Witz vor, den Berlusconi angeblich am liebsten erzählt. Er handelt von zwei Ministern der Regierung Prodi, die von einem afrikanischen Stamm gefangen werden. Sie dürfen zwischen "Bunga Bunga" oder Tod wählen. Die Pointe: Beide werden vergewaltigt und sterben, gleich, wofür sie sich entscheiden. Der Skandal wurde im Zuge von Ermittlungen gegen zwei Freunde des Ministerpräsidenten bekannt: In dieser Sache verhörte die Staatsanwaltschaft eine 17-jährige Marokkanerin, die sich unter dem Namen Ruby in Mailand als Partygirl durch das Leben schlägt. Mit 14 war sie von ihren Eltern in Süditalien ausgerissen, mehrfach haute sie aus Heimen ab. Den Untersuchungsrichtern erzählte sie laut Medienberichten von "Bunga Bunga", erotischen Spielen bei Festen in Berlusconis Villa Arcore bei Mailand. Ruby war zu diesen Festen eingeladen. Berlusconis Koalitionspartner Umberto Bossi, Chef der Lega Nord, befürchtet den Sturz der Regierung, denn wegen der jungen Marokkanerin hat der Ministerpräsident möglicherweise Amtsmissbrauch begangen. Im Mai dieses Jahres hatte die Mailänder Polizei Ruby festgenommen. Sie soll einer Freundin mehrere tausend Euro und Schmuck gestohlen haben. Noch am gleichen Tag erfuhr Berlusconi von der Festnahme und erreichte über ein Telefongespräch mit dem Polizeichef von Mailand ihre Freilassung. Der Regierungschef gab Ruby dabei als Verwandte des ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak aus. An seinem Anruf findet Berlusconi nichts Schlimmes - anders als die Opposition, die seinen Rücktritt fordert.




Nachtrag vom 4. November, 2010

Wird es enger für Berlusconi?

Statt wegen der Vorwürfe den Kopf einzuziehen, setzte Berlusconi noch eines drauf: Es sei besser, hübsche Mädchen als Homosexuelle zu lieben, erklärte er freimütig. Damit zog er sich nicht nur den Zorn von Schwulenorganisationen zu, sondern sorgte auch bei Bevölkerungsgruppen für Irritationen, die ihn sonst unterstützen. Sie sei empört und beschämt, sagte beispielsweise die 70-jährige Anna Sidozzi zu Berlusconis Äusserung. Auch den Ruby-Skandal werde der Ministerpräsident vielleicht überleben, "aber er wird immer schwächer", schätzt Franco Pavoncello von der John Cabot University. In "normalen, modernen" Demokratien wäre dem Politikwissenschaftler zufolge "so etwas nicht möglich". Berlusconi dagegen argumentiert, dass die Wirtschaftskrise nicht der richtige Zeitpunkt für den Sturz einer Regierung sei. Und er hat Recht damit, dass eine vorgezogene Neuwahl das Land geteilt und führungslos machen würde - eine Aussicht, die viele Italiener fürchten.


Nachtrag vom 20. Januar, 2011:

Berlusconi ist immer noch unter Druck NZZ:
Italiens Staatspräsident Napolitano hat den Regierungschef Berlusconi am Dienstagabend zu einem einstündigen Gespräch im Quirinalspalast empfangen. Anlass des Treffens waren die Vorbereitungen zum 150. Geburtstag des italienischen Einheitsstaates im März. Für eisige Stimmung sorgten jedoch die schweren Vorwürfe der Staatsanwaltschaft an Berlusconi im Fall Ruby, der das Ansehen der Republik schwer zu besudeln droht und an den Sittenverfall im Römischen Reich erinnert. "Aufgewühlte Öffentlichkeit" Schon vor dem Treffen hatte Napolitano dem Ministerpräsidenten in einem Communiqué nahegelegt, seine Position vor dem Gericht so schnell wie möglich zu klären. Die Ermittlungen hätten die Öffentlichkeit stark aufgewühlt. Tatsächlich sind die hiesigen Medien, die nicht von Berlusconi kontrolliert werden, voll von Zeugenaussagen und anderen Informationen, die Spitzenpolitiker einer anderen Demokratie längst zum Rücktritt bewogen hätten. Berlusconi kündigte dagegen nach dem Treffen mit Napolitano an, dass er nicht daran denke, den Magistraten, die ihn zu einer Einvernahme am 21., 22. oder 23. Januar vorgeladen hatten, Rede und Antwort zu stehen. Ebenso wies er die Rücktrittsforderungen der gesamten Opposition zurück. Anzeige: Die "schockierenden Karten der Staatsanwaltschaft" (so die katholische Zeitung "Avvenire") legen nahe, dass sich Berlusconi im Mai vergangenen Jahres deshalb persönlich und unter Vortäuschung falscher Tatsachen um die Freilassung der damals minderjährigen Prostituierten Karima al-Marhoug alias Ruby Rubacuori bemühte, weil er das Verhältnis mit ihr zu vertuschen versuchte. Etliche Zeugenaussagen, Aufnahmen von Telefongesprächen und andere Indizien scheinen darüber hinaus zu belegen, dass der 74-jährige Regierungschef zumindest in Mailand nachgerade ein Harem von Prostituierten unterhielt. Die Dirnen wurden nach dieser Darstellung von der jungen lombardischen Regionalrätin Nicole Minetti, die früher ein Showgirl und Berlusconis "Dentalhygienikerin" gewesen sein soll, "organisiert". Dies geschah in Zusammenarbeit mit dem Chefredaktor von Berlusconis Sender Rete 4, Emilio Fede, und dem schillernden Modellagentur-Manager Lele Mora. Nicht nur junge Frauen, die zu Festen bei dem Ministerpräsidenten eingeladen wurden, sondern auch ein früherer Polizeichef gaben zu Protokoll, dass Berlusconis Partys zu Orgien ausgeartet seien. Berlusconi bestreitet weiterhin alle Vorwürfe, wirft den Untersuchungsbehörden vor, ihn wie schon seit vielen Jahren aus rein politischen Gründen zu verfolgen, und bestreitet auch die Zuständigkeit des Mailänder Gerichts. Im Fall des ihm vorgehaltenen Amtsmissbrauchs sei ein Sondergericht für Regierungsmitglieder zuständig. Zudem sei der damalige Anruf Berlusconis bei der Präfektur in Mailand zur Privatresidenz des Polizeichefs in der Gemeinde Sesto San Giovanni umgeleitet worden, für die das Gericht in Monza zuständig sei. Laut den Verteidigern fällt auch der andere Vorwurf, nämlich jener der "Ausbeutung einer minderjährigen Prostituierten", in die Zuständigkeit von Monza, da sich Berlusconis Villa ebenfalls in dem Gebiet befindet. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hält dem entgegen, dass der Ministerpräsident seine Macht nicht bei einer Amtshandlung missbraucht habe und für Sexualdelikte das für den gesamten Distrikt verantwortliche Gericht, nämlich das von Mailand, zuständig sei.

Rhetorik.ch 1998-2011 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com