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www.rhetorik.ch aktuell: (16. Jul, 2010)

Funktioniert das Murdoch Experiment?

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:


Rupert Murdoch
Der Medienmogul Rupert Murdoch hat seit Anfangs Monat die Onlineversion "Times" and "Sunday Times" abbonnementspflichtig gemacht. In der Vergangenheit waren solche Versuche gescheitert. Das online Publikum hat sich einfach geweigert, zu zahlen. Auch die Journalisten laufen davon, wenn ihre Artikel nicht gelesen werden. Hinter einem Zahlvorhang werden die Journalisten nicht mehr gelesen.

Das Problem mit abgeschirmten Webseiten ist, dass die Artikel nicht verlinkt werden können. Suchmaschinen finden die Artikel nicht. Der Zahl Stolperstein ist nicht nur finanziell ein Hindernis. Viele Leser wollen auch nicht, dass ihre Lesegewohnheiten von der Firma registriert und analysiert werden. Wenn man sich eine Zeitung am Kiosk kauft, dann ist man anonym. Selbst mit einem Papierabbonnement ist man nicht so durchsichtig wie beim Internetbezahlmodell, wo die Zeitung Statistik führen kann, welche Artikel wie lange von wem gelesen werden und im Prinzip eine detailierte Profilierung der Leser zulässt. Auch zahlwillige Kunden könnten sich deswegen weigern, ein Abbo zu kaufen. Längerfristig birgt das Bezahlmodell auch die Gefahr, dass einem die Artikel angepasst geliefert werden: je nach Profil wird der Artikel und die Wortwahl verändert. Die Zeitung könnte zu einem Chameleon werden, das die Farbe so wählt, dass jeder Leser zufriedengestellt ist.
Die Bezahlmauer
Es ist ein interessantes Experiment, das in England da gerade läuft. Es könnte die Frage:

' Funktioniert ein Zahlmodell für Onlinenachrichten und falls ja, wieviel sind sie bereit zu zahlen?


beantworten. Die New York Times hatte es versucht und war gescheitert, wird nochmals einen Versuch machen. Das Zahlsystem scheint für das Wall Street Journal, die Financial Times oder den Economist oder die Weltwoche zu funktionieren. Doch haben diese Journals einen Teil ihrer Artikel geöffnet und werden deshalb immer noch von Suchmaschinen besucht. Bei der Times, ist alles hinter einer Mauer.

Paradoxerweise wünschen sich viele Konkurrenten, dass Murdoch Erfolg hat. Ein funktionierendes Bezahlmodell fürs Internet würde das News Business wieder lukrativ machen.

Ersten Gerüchten nach, sieht es aber gar nicht gut aus. Nicht nur soll fast niemand ein online "Times" Abbo buchen. Auch die Abbonierten sollen kaum über die Registrationsseite hinauskommen. Es sei eine leere Welt. Doch das sind Aussagen aus der Bloggerwelt, wo das Unverständnis über den Schritt von Murdoch besonders gross ist.





Nachtrag vom 20. Juli, 2010:

Nach Guardian (einer Konkurrenz Zeitung vom Times) hat die Times 90 Prozent an Lesern eingebüsst seit die Seite zahlpflichtig ist. Quelle. Es ist sicher noch zu früh, Bilanz zu ziehen.




Alexa vom 5. August, 2010
Nachtrag vom 5. August, 2010:

Die Pageviews sehen nicht gut aus für die Times. Seit der Zahlpflichtigkeit sind die Pageviews wie erwartet zusammengebrochen. Um 68 Prozent seit 3 Monaten. Alexa.




Nachtrag vom 3. November, 2010 Ein NZZ Artikel
Alexa vom 3. November, 2010
vom 2. Movember zieht Zwischenbilanz. Die Verantwortlichen seien mit dem Zahlmodell zufrieden. Unklar ist jedoch, wieviel unter dem Strich Einnahmen verloren gegangen sind. Es scheint, dass die Einnahmen durch Gebühren, 400'000 Pounds (8*50'000) Pro Monat seien. Das ist herzlich wenig. Was ist an Werbeeinnahmen verloren gegangen? Aus dem NZZ Artikel:


Am Dienstag gab der Verlag erstmals Zahlen bekannt, welche "Times"-Chefredaktor James Harding als "enorm ermutigend" bezeichnete. Die beiden Blätter zählten im September eine - gemäss dem Branchentrend stark rückläufige - Auflage von wochentags 487 000 bzw. 1.1 Mio. am Sonntag. Seit Juli kamen 200'000 zahlende Leser im Internet dazu. Harding frohlockte, die Zeitungen hätten damit ihre zahlende Leserschaft zu steigern vermocht. Von den Online-Lesern waren allerdings 100 000 Abonnenten der beiden gedruckten Zeitungen, welche das Online-Angebot ohne Zusatzkosten nutzen können. Immerhin 105 000 Leser bezahlten in den letzten Monaten Gebühren, um die Zeitungen im Internet, auf dem iPad oder dem Smartphone zu nutzen. Davon lesen aber nur 50'000 die Zeitung so regelmässig, dass sie zur Zahlung einer Monatsgebühr von 8 £ per Internet-Browser oder £ 9.90 auf dem iPad bereit waren. Trotz der sehr zufriedenen Einschätzung des Verlags blieben in der Branche Zweifel, ob das Gebührenmodell erfolgreich sein wird. Ein Teil der zahlenden Online-Leser wurde durch Einführungsangebote angelockt. Der Verlag machte keine Angaben, wie viele Leser wiederholt Tages- oder Monatsgebühren zahlten und damit als fester Kundenstamm bezeichnet werden könnten. Ebenso offen blieb, in welchem Verhältnis die neuen Gebühreneinnahmen zu den Verlusten bei den Online-Werbeeinnahmen stehen. Jene dürften stark rückläufig sein, da die Zahl der Online-Leser der weiterhin gratis zugänglichen Frontseiten beider Blätter um 87% auf noch 2.7 Mio. pro Monat gefallen ist.



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