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www.rhetorik.ch aktuell: (30. Jun, 2010)

Sinnvolle Leitbilder

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:


Im Migros-Magazin kommentiert Bänz Friedli seine Suche nach Leitbildern in Schulen. Er fand vorwiegend "sinnlose" Leerformeln, gedrechselte Formulierungen und wunderte sich, wie banales als hochstehende Aussagen in Worte gefasst werden können. So sei in einer Präambel zu lesen:



Die Bezeichnung wir steht für alle beteiligten Personen, insbesondere Schüler und Schülerinnen. Eltern, Hauswarte, Lehrpersonen sowie Behördemitglieder. Die Beziehung zwischen allen Beteiligten ist geprägt von Wertschätzung und gegenseitiger Unterstützung.


Solche Formulierungen errinnern an Airbagrhetorik, bei der nur heisse Luft produziert wird und Plausibilitäsformulierungen, die immer richtig sind und gut klingen:

Die Lehrerinnen und Lehrer geben den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, den Unterricht und das Zusammenleben im Schulhaus entsprechend ihrer Fähigkeiten und Voraussetzungen mitzugestalten. Sie ermöglichen Lernen mit allen Sinnen. Sie vermitteln situativ angepasste Arbeits- und Lerntechniken.


Warum wurden die Autoren der Schulleitbilder nicht gezwungen, beim Schreiben die Sinne anzusprechen? Auch in Spitälern sind Leitbilder oft sinnlose Hohlformeln. Zu oft wird Selbstverständliches in Worte gefasst, wie zum Beispiel:

Unsere Schule pflegt die Ressourcen aller Mitwirkenden. Wir haben eine offene, lebendige Schule, deren Lehrkräfte fähig sind, feinfühlig auf die einzelnen Kinder einzugehen. Unsere Schule ermöglicht eine ganzheitliche, altersgemässe Entwicklung.


Wird der Unterricht durch dieses aufwändige Zusammentragen von Selbstverständlichkeiten tatsächlich ganzheitlicher- altersgemässer und besser?


Von uns modifiziertes Leitbild einer Deutschen Schule in Gartenstadt. Das Bild eines wachsenden Baumes induziert in einem Bild, was eine Schule ist.
Der Autor des Kommentars im "Migros Magazin" schlägt als Leitbild die Kurzformel vor:

"Es gilt der gesunde Menschenverstand".


Es lohnt sich tatsächlich, ein konkretes Bild mit Worten auszumalen, das sich jeder vorstellen kann und den Geist der ganzen Schule prägt.

Vorbilder sind Sporttrainer, die der Mannschaft ein Leitbild mitgeben, das konkret ist und dennoch für alle gilt.

Bildrhetorik besteht aus Formulierungen, die die Sinne ansprechen. Es sind Aussagen, die uns mit den Ohren konkrete Bilder sehen lassen und das Gesagte sehen lassen. Das Bild eines Baumes, von einem Leitbild einer deutschen Schule in Gartenstadt kommt diesem Ideal näher als vage Formulierungen.



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