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www.rhetorik.ch aktuell: (31. Mai, 2010)

Paukenschlag in Berlin

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Köhler
Bundespräsident Horst Köhler tritt Ende Mai überraschend und unwiderruflich zurück. In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist seit Willy Brand 1974 noch nie ein Bundeskanzler von sich aus zurückgetreten. [Ein Leser schrieb uns dazu: "Zuvor hatte Bundespräsident Heinrich Lübke im Oktober 1968 seinen Amtsverzicht zum Ende der Amtsperiode (30. Juni 1969) angekündigt, so dass die Wahl eines Nachfolgers 1969 zweieinhalb Monate früher als vorgesehen stattfand.]

Die Nachricht hat wie eine Bombe eingeschlagen. Alle waren vom plötzlichen Schritt des Bundespräsidenten überrascht.

Es sind Worte, die Köhler dazu gebracht hatten, den Bettel hinzuwerfen. Zuerst waren es seine Worte im Zusammenhang mit einem Afghanistanbesuch , die kritische Worte erzeugt hatten. Und diese Worte wiederum haben den Bundespräsidenten zu Fall gebracht. Sie trafen ihn zu hart.


Horst Köhler wurde unterstellt, dass er einen grundsatzwidrigen Einsatz der Bundeswehr zur Sicherung des Wirtschaftinteresses gut heisse. In einem Interview im Deutschlandradio sagte der Bundespräsident, notfalls sei auch "militärischer Einsatz notwendig ... um unsere Interessen zu wahren". Als Beispiel nannte er freie Handelswege.

Dies führte in breiten Kreisen zu grossen Missverständnissen, weil die Parteien und die Presse den Einsatz auf Afghanistan bezogen. Nach dem Medienwirbel musste Köhler seine missverständliche Aussage präzisieren und gab bekannt, dass es ihm um die Seewege gegangen sei und die Einsätze gegen Piraten. Diese Klärung genügte jedoch den Kritikern nicht.

In der Rücktrittserklärung bedauerte heute der Bundespräsident, dass seine Worte zu Missverständnissen haben. Wir konnten am Fernsehen einen zu tiefst enttäuschten Köhler sehen mit Tränen in den Augen. In der Erklärung fielen mir die vielen langen Sprechpausen auf. Streckenweise versagte sogar die Stimme. Offensichtlich haben Köhler die harten kritischen Worte enorm getroffen. Er hat die Bemerkungen und Medienreaktionen als respektlos empfunden - ihm und seinem Amt gegenüber. Persönlich habe ich das Gefühl, dass er auch von der Regierung zu wenig gestützt worden war.

Angesprochen auf die missverständlich Aussage des Bundeskanzlers liess letzten Freitag Angela Merkel über die Sprecherin lediglich ausrichten, sie nehme zu Köhlers Aussage keine Stellung, denn die Formulierung sei präzisiert worden. Dem sei nichts beizufügen. Das ist keine Signal der Unterstützung!

Erkenntnis:

Quellen:



Nachtrag vom 3. Juni, 2010:

Christian Wulff soll der neue Bundespräsident heissen. Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen hat als amtierender Bundesratspräsident das Amt des Bundespräsidenten bis zur Wahl eines Nachfolgers von Horst Köhler übernommen. Christian Wulff ist von der CDU/CSU und FDP für das Amt des Bundespräsideten nominiert worden und tritt am 30. Juli gegen Joachim Gauck an und muss von der Bundesversammlung erst noch gewählt werden.



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