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www.rhetorik.ch aktuell: (18. Mai, 2010)

Neuer SRG Chef Roger de Weck

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Roger de Weck ist der neue Generaldirektor der SRG. Der Tagi titelt "Rotes Staatsfernsehen" in Anführungsstrichen:


Je rechter die Partei, desto unzufriedener: Die Wahl des neuen SRG-Generaldirektors Roger de Weck kommt bei SP und CVP gut an. Die SVP hingegen spricht von einer "politischen Wahl". Skeptisch ist die FDP.



De Weck ist ein scharfer Denker und Analytiker. Obschon er ein dezidierter Europabefürworter ist und sich eher links positioniert, glaube ich, dass der neue Generaldirektor die SRG nicht als parteipolitischer Denker managen wird. Er ist ein Top Journalist, und kennt sein Handwerk à fond. Auch ein FDP oder SVP Generaldirektor müsste fähig sein, Sachentscheide von der persönlichen politischen Haltung sauber zu trennen.
Am Schluss des Interviews mit Roger Klapproth wird dem neuen Fernsehchef eine heikle Frage gestellt: "Was ist eigentlich ihre Lieblingssendung?" De Weck: "Stefan Klapproth. Sie führen mich aufs Glatteis. Doch ich kann schlittschuhfahren. Welches meine absolute Lieblingssendung ist, das verrate ich nicht."




Quellen:




Schaffhauser Nachrichten. Forum


Nachtrag vom 21. Mai, 2010: Zur überraschenden Wahl Roger de Wecks: Quo vadis SRG?

Mit Roger de Weck ist kein Superdirektor gewählt worden, dafür wird ein sachbezogener intellektueller Medienmann das Szepter bei der SRG übernehmen. Eine Persönlichkeit, die sich eindeutig und unmissverständlich positioniert hatte und dadurch zwangsläufig polarisiert. Eigentlich müssten wir froh sein, dass sich der neue Chef des grössten elektronischen Unternehmens präzise ausdrückt und nicht so schwammig formuliert, wie zahlreiche Weichspülpolitiker.

Auch der Medienspiegel bestätigt nach der überraschenden Wahl, dass der Zeitungsjournalist alter Schule die öffentliche Meinung spaltet. Dem neuen Generaldirektor attestieren zwar alle, er sei intelligent, angesehen und rhetorisch brillant. Dennoch befürchtete die Rechte ein rotes Staatsfernsehen, dass Führung der elektronischen Medien nun in europafreundliche linke Hände geraten werde. CVP, SP und Grüne sind über die Wahl begeistert. Den ersten Medienechos entnehme ich folgende Fragen:

Wird der neuen SRG Chef mehr Geld einfordern oder wird er eher sparen? Bockt er - wie einst bei der Tagi Sparübung - falls unpopuläre Entscheide anstehen? Wie meistert ein Vollblutjournalist und unerfahrener Manager den trockenen Verwaltungsjob? Kann der neue Medienkapitän tatsächlich Qualität und Quote unter einen Hut bringen?

Dem Zweifel an seinen Führungkompetenzen begegnet de Weck mit konkreten Beispielen, die belegen, dass er früher bereits geführt hat.

Den Bedenken der Kritiker, mit der Wahl des europafreundlichen, linken SRG Chefs könnte es zu einem roten Staatsfernsehen kommen, nahm Denker de Weck den Wind aus den Segeln, indem er auf den SRG Programmauftrag hinwies, dem er verpflichtet sei.

Zu den laufenden Sparprozessen wollte sich de Weck nicht äussern, bevor er sich nicht eingearbeitet habe. In keinem Interview liess er sich aufs Glatteis führen. Es gelang in keinem Gespräch, den bedachten Analytiker zu einer unbedachten Bemerkung hinzureissen. Bei heiklen Fragen wies er darauf hin, dass er sich zuerst ein Bild von einer Sendung machen müsse und alle Fakten zu berücksichtigen habe, bevor er urteile.

Seinem Hinweis, es gehe ihm um eine VerSACHlichung der Diskussion, entnehme ich, dass es dem parteilosen liberalen Denker tatsächlich um die SACHE geht. SACHpolitik scheint ihm wichtiger zu sein, als Parteipolitik.

Bei der Quotenfrage stelle ich fest, dass der neue Generaldirektor ein Mann des "Sowohl als auch" und nicht des "entweder-oder" ist. Er will Beides unter einen Hut bringen: Qualität und Quote. Ob dieser Balanceakt gelingen wird?

Angesprochen auf die enge "DU - Beziehung" zu vielen Verlegern, kehrt de Weck diesen verstecken Vorwurf ins Positive: In der globalisierten Medienwelt sei es ein Vorteil, den Verlegern nahe zu stehen. Man könne es sich nicht mehr leisten, sich zu bekämpfen.

FAZIT: De Wecks Antworten überzeugen mich, weil jedes Wort sitzt, weil er das Dialogische, das Vermittelnde, betont und sich auf den SACHbezogenen Auftrag bezieht, dem er verpflichtet sei. Ich bin sicher, dass unter der neuen Führung der SRG die Medienfragen verSACHlicht werden. Rhetorisch überzeugte mich de Weck immer als scharfer Denker und Analytiker. Nun muss er sich nur noch als sachbezogener Manager bewähren. De Wecks These "Zuerst arbeiten und dann reden" wird ihm bei der neuen Tätigkeit ebenso so hilfreich sein, wie sein bisheriges Kommunikationsprinzip: :Zuerst denken, dann reden!"




Nachtrag vom 22. Mai, 2010

Der Programmauftrag der SRG SSR, Radio und TV ist klar umrissen: Hier ist der Text zum Gesetz und Konzession:

... tragen zur Bildung und kulturellen Entfaltung, zur freien Meinungsbildung und zur Unterhaltung bei. Sie berücksichtigen die Besonderheiten des Landes und die Bedürfnisse der Kantone. Sie stellen die Erreignisse sachgerecht dar und bringen die Vielfalt der Ansichten angemessen zum Ausdruck." Das steht in der Bundesverfassung. Das Gesetz über Radio und Fernsehen sieht - neben dem Anspruch der Rätoromanen -"gleichwertige Programme in den drei Amtssprachen - und beauftragt die SRG. "das Verständnis, den Zusammenhalt und den Austausch unter den Landesteilen, Sprachgemeinschaften , Kulturen und gesellschaftlichen Gruppierungen" zu fördern, inklusive Auslandschweizer und Ausländer.



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