Nachtrag vom 13. Mai, 2010:
Zu den Antworten einer führenden konvertierten Fundamentalistin
Quelle: "Blick":
Frage | Kommentar |
N. I., Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats Schweiz: Guten
Tag - Marhan bi kum. Sonja Berthold, Zürich: Frau Illi, ist es
nicht unangenehm im Alltag mit einer Burka? Ich meine alle Hausarbeiten
sind doch extrem erschwert? Guten Tag Frau Berthold, ich trage nur in
der Öffentlichkeit den Gesichtsschleier. Zu Hause kleide ich mich
in westlicher Kleidung. Im Alltag ausser Haus ist der Gesichtsschleier
kein Hindernis. Ich trage keine Burka, meine Augen sind frei.
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Die Fundamentalistin sagt nicht: "Das bedeckte Gesicht
stört mich nicht". Sie tut so, als sei das Gesicht frei, obschon
sie nur einen Sehschlitz hat. Es geht bei der Burkafrage auch nicht um
die präzisen Begriffe von Kopfbedeckungen, sondern es geht generell
um die Vermummung des Gesichtes. Das ist eine typische Beschönigungstechnik
und Wortklauberei.
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C. M., Zürich: Ganz allgemein: Wann ziehen Sie den
Schleier aus und wie fühlen Sie sich dabei? Erleichtert? Ich ziehe
den Schleier aus, wenn ich nur unter Frauen bin oder zu Hause. Es macht
keinen grossen Unterschied für mich, ob ich ihn trage oder nicht.
Nur beim Suppenessen mit Niqab kann es Schwierigkeiten geben. ;)
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Es ist raffiniert, was Frau Illi sagt : "Für mich macht
es keinen Unterschied, ob ich die Verschleierung trage oder nicht. Denn
ihre persönliche Wahrnehmung ist immer richtig. Die "Ich-Aussage"
kann nicht widerlegt werden, obwohl der Unterschied zwischen Vermummung
und unvermummtem Gesicht enorm gross ist - nicht nur beim Suppenessen.
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C. G., Salmsach: Ich finde es schön, dass ein Mensch
seinen Glauben auslebt, aber ich bin auch Muslima und habe oft den Koran
gelesen, bin sehr oft in der Moschee gewesen, habe viele Predigten
gehört, aber nirgendswo steht, dass man eine Burka tragen muss,
im Gegenteil laut Prophezeihung dürfen Gesicht, Hände
und Füsse unbedeckt sein, merken Sie nicht, dass Sie ein total
schlechtes Licht auf den Islam werfen? Assalamu alaykum wa rahmadulah
wa barakathu. Im Quran steht nicht, dass das Verschleiern des Gesichtes
Pflicht ist. Jedoch gibt es in der Sunnah mehrere Beweise, welche die
Vorzüge dieser Form der Verschleierung aufzeigen. Der Hadith mit dem
Gesicht und den Händen ist ein schwacher Hadith. Ich finde jeder
darf den Islam leben, wie er ihn für richtig hält. Jedoch
möchte ich auch meinen Weg mit Gesichtsschleier leben dürfen.
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Weil die Fundamentalistin nicht belegen kann, dass der Koran
keine Gesichtsverhüllung vorschreibt, interpretiert die Rhetorikerin
die Verhüllung des Gesichtes und der Hände als einen schwachen
Hadith und leitet darauf das bindende Recht ab, dieses Verhalten als
religiöser Akt ausleben zu dürfen.
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K. M., Aargau: Was passiert, wenn eine Muslimin ihren Schleier
nicht trägt und der Mann das sieht? Ich persönlich kenne
keine Muslima, welche den Schleier nicht freiwillig trägt. Daher
wird die Reaktion des Mannes höchstens etwas ein erstaunter Blick
sein und evt. die Frage nach den Gründen.
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Dass die Frauen generell freiwillig die Unterordnung des
Schleiertragens auf sich nehmen, wird als Tatsache kolportiert. Es
ist für sie eine Voraussetzung, an der es für sie nichts zu
rütteln gibt. Deshalb darf darüber gar nicht gezweifelt
werden. Es ist so, weil es so ist. Illi demonstriert mit dieser
Begründung einen plumpen rhetorischen "Zirkelschluss".
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S. T., Uster: Guten Tag Frau Illi, können Sie kurz
beschreiben, wieso Sie den Schleier tragen? Für mich ist dies
eine Ehrerbietung Allah gegenüber, ein Teil meines Kultus. Ich
fühle mich mit dem Schleier viel freier. Ich muss nicht teilnehmen
an dem Wettkampf unter den Frauen, wie ich am meisten Auffalle. Mein
Äusseres gibt nicht Auskunft über meinen Charakter. Ich werde
als Person wahrgenommen und nicht als Objekt.
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Wenn Frau Illi behauptet, im Stoffgefängnis fühle sie
sich freier, so darf sie dies behaupten. Es ist aber offensichtlich,
dass ein Durchschnittsbürger unter einem Stoffzelt sich nicht frei
fühlen kann. Die Behauptung, das Stoffgefängnis gebe ihr
Freiheit, ist somit für die Öffentlichkeit unglaubwürdig. Die
Behauptung, die Burkaträgerin gebe nichts von ihrem Charakter preis,
muss ebenfalls bezweifelt werden. Vor allem, nachdem ich den Bericht
einer Journalistin gelesen habe, die sich in Deutschland einen Tag lang
als Burkaträgerin in der Oeffentlichkeit bewegt hat. Sie hatte
durch das das Tragen der BURKA so stark gelitten , dass sie es nach
wenigen Stunden kaum mehr aushielt. Sie wurde in der Verhüllung
als Objekt wahrgenommen und musste abwertenden Blicke und böse
Bemerkungen erdulden.
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H. M., Winterthur: Warum bitte sehr sollte die Burka nicht
verboten werden? Wenn ich an einen Fussballmatch gehe, gilt auch das
Vermummungsverbot. Warum sollen Sie sich dann vermummen dürfen? Weil
das Tragen des Gesichtsschleier ein Teil meiner Religion ist und die
Schweiz ein religionsneutraler Staat. Aber auch ich müsste sicher
bei einem Fussballspiel mich beim Einlass identifizieren.
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Diese aufschlussreiche Frage von Herrn Müller wird
so beantwortet, als würde die Identifikation mit einem kurzen
Schleierlüften bei der Eingangskontrolle genüge getan. Wie
beim Autofahren oder beim Randalieren, müssen Personen jedoch
ständig identifiziert werden können. Weil der Fragesteller im
Online-Beitrag nicht nachgreifen konnte, gelang es der Fundamentalistin,
im Netz so zu antworten, als habe sie das Problem der Identifizierung
in der Oeffentlichkeit beantworten können und das zentrale
Verhüllungsproblem sei damit vom Tisch. Die Extremistin klammerte
bewusst aus, dass ein Mann (Polizist oder Zöllner) nicht unter den
Schleier schauen darf und eine punktuelle Kontrolle nichts zu tun hat
mit einer dauernder Identifikation.
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F. M, Solothurn: Sind Sie der Meinung der Islam sei die einzig
richtige Religion? Jeder religiöse Mensch bezeichnet seine
Religion als die richtige. Daher sage ich immer: für mich die
richtige Religion.
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Die Frage wird nicht beantwortet. Frau Illi lenkte mit einer
Ausweichtaktik ab: Illi sagte: Für mich ist es die richtige
Religion. Es wurde aber gefragt, ob es die einzig richtige sei. Dies
wäre nämlich ein wichtiges Erkennungsmerkmal bei Sekten. Sekten
finden unter anderem, nur ihre Religion sei die einzig richtige. Diese
Präzisierung haben wir jedoch nach der ausweichenden Antwort der
Fundamentalistin nicht mehr erfahren können .
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P. H., Wil: Behindert Sie Ihr Schleier beim Autofahren oder haben
Sie einen guten Rundumblick? Ich kann nicht Auto fahren und daher dies
auch nicht beurteilen.
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Mit der geschickten Antwort "Ich kann nicht Auto fahren",
wissen wir nicht, ob es die Konvertitin toleriert, dass man mit einer
Totalverhüllung Autofahren darf. Der Fehler liegt - aus meiner
Sicht - beim Fragesteller. Peter Huber hätte konkret fragen sollen:
"Darf eine total verhüllte Gläubige nach Ihrem Dafürhalten
ans Steuer - beim Autofahren?" Bei dieser Formulierung wäre ein
Ausweichen weniger gut möglich gewesen.
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C. M., Zürich: Für uns als Schweizer ist es doch
sehr eigenartig, wenn unser Gegenüber sein Gesicht nicht zeigen
will. Deshalb muss doch jede Vermummung verboten werden. Die Schweiz
ist ein religionsneutraler Staat, welcher mir in der Bundesverfassung
zusichert, dass ich meinen Kultus frei praktizieren kann. Daher habe
ich die Freiheit, mein Gesicht aus religiösen Gründen, die
belegbar sind, zu verschleiern.
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Mit dem Argument, die Verhüllung müsse aus
religiösen Gründen praktiziert werden können, wischt die
Fundamentalistin mit ihrer "Logik" die Tatsache vom Tisch, dass bei in
unserem Kulturkreis das Verhalten zwischen zweier Menschen einander das
Gesicht zeigen dürfen, wenn nichts zu verbergen ist. Ein Verstecken
des Gesichtes wirkt bekanntlich nicht nur bei uns sonderbar.
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C. A., Hombrechtikon: Guten Tag. Was machen Sie wenn das
Burka-Verbot wirklich durchkommt? Sie wollen sich nicht ernsthaft ein
Leben lang zu Hause einsperren? Doch, ich werde mich nicht so einfach
vertreiben lassen. Dies hiesse für mich in der Realität
Hausarrest oder bestenfalls mit dem Auto von Tür zu Tür
transportiert zu werden.
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Hier offenbart die Fundamentalistin, dass sie uns hinsichtlich
Verhüllung keinen Schritt entgegenkommt. Hier wird erstmals die
extreme militante Haltung eindeutig erkennbar.
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Z. R., Basel: Guten Tag Frau Illi, wie stehen Sie zum Thema
Steinigung? Die Steinigung würde Ehebrecher, Männer und
Frauen betreffen. Jedoch ist sie nur in einem absolut hundertprozentig
islamischen System anwendbar. Ein solches existiert nicht auf der
ganzen Welt.
P. W, St. Gallen: Wollten Sie damit sagen, dass sie
die Steinigung als Bestrafung in einem islamischen System gutheissen
würden? Die Steinigung ist ein Bestandteil der Scharia. Diese hat
aber, wie bereits mehrmals geschrieben, nur in einem hundertprozentig
islamischen System eine Berechtigung. Ein solches System gibt es nicht.
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Einmal mehr wird indirekt ersichtlich, dass die Steinigung
nicht abgelehnt wird und die Fundamentalistin- einmal mehr- nicht bereit
ist, sich von dieser fragwürdigen Haltung zu distanzieren. Die
Ausweichtechnik besteht darin, dass lediglich gefolgert wird: Weil es
kein hundertprozentiges islamisches System gibt, gibt es bei uns keine
Steinigungen.
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Nachtrag vom 14. Mai, 2010
Solche Bilder lösen in der Öffentlichkeit begreiflicherweise
Abwehrreflexe aus. Unter Kommunikation verstehen wir
offene Kommunikation, sich ins Gesicht schauen - die Brücke
zum Du aufbauen. Dass uns Gesichtsverschleierungen irritieren, ist
verständlich und darf diskutiert werden.
Die verschleierte Nora Illi wurde verständlicherweise ein Quotenhit.
Nicht nur beim Schweizer Fernsehen. Auch TeleZüri brachte ein
Interview mit dem "sprechen Tuch" Traumeinschaltquoten. Wir müssen
nachträglich zur Kenntnis nehmen, dass es nicht das das Fernsehen
war, das die Burkathematik gepusht hat. Bei der Islamfrage liegt seit
der Minarettinitiative ein vage Angst in der Luft. Seit Wochen wird zudem
die Verhüllung von Frauen europaweit diskutiert. In Frankreich wurde
seit Monaten über ein Verbot diskutiert. Belgien hatte jüngst
ein Verbot eingeführt und in der Schweiz wurde nicht nur durch den
Entscheid des SP Gemeindepräsidenten Banga in Grenchen entschieden,
dass niemand an einem Schalter verschleiert erscheinen dürfe.
In verschiedenen Parlamenten, Kantonsregierungen und selbst im Bundesrat
war die Diskussion über die Vermummung seit Wochen ein Dauer-
thema. Darf man sich der identifikation durch Verschleierung entziehen
(Autofahren, in der Oeffentlichkeit) Ich bin der Ueberzeugung, dass
man dieses Problem weder mit Ausklammern noch durch Todschweigen
lösen kann. Das Fernsehen musste somit das Thema aufgreifen. Nun
wird nachträglich dem Schweizer Fernsehen vorgeworfen wurde, es
habe den Extremisten zu viel Sendezeit eingeräumt, weil einige
Extremisten die Plattform für ihre Botschaften geschickt nutzen
können und wussten, wie man Medienauftritte nutzt.
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Medienminister Moritz Leuenberger und Medienwissenschaftler
Roger Blum rüffeln nun das Fernsehen: "Blick"- online:
Kaum je hat eine Splittergruppe die Schweizer Medien mehr beherrscht als
der Islamische Zentralrat Schweiz.
Auch das Staatsfernsehen hat einen Narren gefressen an der Organisation,
-deren knapp 40 Aktivmitglieder mehrheitlich konvertierte junge Schweizer
sind. Ihre Posi-tionen - Polygamie, häusliche Gewalt und Billigung
der Steinigung - sind radikal.
Doch der IZRS erhielt vom Gebührensender, der durch den
Service-public-Auftrag zur Ausgewogenheit verpflichtet ist, innerhalb
von sieben Wochen gleich dreimal eine Medienbühne, von welcher
manche Parteien nur träumen.
Am 30. März durfte IZRS-Sprecher Qaasim Illi im "Club"
sein ultrakonservatives Weltbild verbreiten. Am 23. April
widmete SF der jungen Organisation eine -eigene "Arena". Gast war
IZRS--Präsident Nicolas Blancho. Letzten Dienstag durfte Nora
Illi (26), IZRS-Frauenbeauftragte und Gattin von Qaasim Illi, im
medienwirksamen Nikab von der Freiheit hinter dem Schleier schwärmen.
Nun hagelt es beim Schweizer Fernsehen Kritik von allen Seiten. Zwar wird
goutiert, dass sich SF des Themas Islamismus annimmt - doch dass einer
Kleinstgruppierung derart viel Platz eingeräumt wird, stösst
auf Unverständnis. "Das Schweizer Fernsehen übertreibt",
sagt Medienwissenschaftler Roger Blum.
Zum einen gebe es Gruppierungen, die den Islam in der Schweiz weitaus
besser repräsentieren. Zum anderen findet er das Talkshow-Format
falsch: "Bei einer Reportage ist die journalistische Kontrolle höher
als in einer Diskussionssendung." Es sei zuverlässig erwiesen,
dass solche Auftritte mit Redegelegenheit bei einem Teil des Publikums
propagandistische Wirkung haben.
Auch SP-Medienminister Moritz Leuenberger ärgert sich
über die Islamistenbühne Leutschenbach. "Das zeigt ein
Ringen um Aufmerksamkeit und Einschaltquoten", sagt der Bundesrat zu
SonntagsBlick. "Es verzerrt die Wirklichkeit, denn im Schweizer Alltag
sind weder Burkas zu sehen noch Hassprediger zu hören. Wenn das so
weitergeht, tritt in jeder Sendung mindestens eine Burkaträgerin
auf, eine Quotenburka gewissermassen."
Die massive Medienpräsenz des IZRS schüre Ängste, gibt
Herbert Winter (63) zu bedenken, der Präsident des Schweizerischen
Israelitischen Gemeindebundes. Es sei "problematisch, dass SF, aber auch
andere Medien dem Zentralrat so viel Publizität einräumen".
SF-Chefredaktor Hansruedi Schoch verteidigt die Auf-tritte: "Sowohl
"Club" als auch "Arena" haben das Thema aus verschiedenen Perspektiven
und aufgrund unterschiedlicher Aktualitätslagen beleuchtet. Der
Zentralrat war zwar vertreten, aber jeweils nur als eine Stimme unter
vielen; -andere muslimische Gruppierungen kamen ebenso zu Wort." In der
"Arena" allerdings war Nicolas Blancho der einzige Muslimvertreter am
vorderen Stehpult.
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Bundesrat Leuenberger rüffelte das Schweizer
Fernsehen zu Unrecht. Die Medien mussten
die Thematik verarbeiten. Wenn Fundamentalisten medienrhetorisch so gut
geschult ist, dass sie dominieren können, dann liegt der Fehler bei
den Kontrahenten, die nicht gelernt haben, politisch extreme Positionen
zu entlarven. Ausser den Moderatoren haben die Wenigsten Nora Illi eine
klare Antwort abgerungen. Bei Ausweichformulierungen
wie "Dies gibt es bei uns in der Schweiz nicht",
zur Frage der Genitalbeschneidung, der Zwangsehe, den Ehrenmord, der Steinigung
oder dem Schlagen von Frauen, müsste konsequent
nachgegriffen werden bis sich der Fundamentalist sich von menschenverachtenen
Ritualen verbal distanziert.
Das Thema extremer Konvertiten darf nicht unter den Tisch
gekehrt werden, nur weil derzeit nur wenige burkatragende Frauen auf der
Strasse anzutreffen sind. Es geht bei diesen heiklen Fragen nicht um die
Anzahl. Es geht um die Bereitschaft ihrer Integration und das Aufdecken
des Vorspielens falscher Sachverhalte.
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