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www.rhetorik.ch aktuell: (07. Apr, 2010)

Abstraktes SP Parteiprogramm

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die SP hat ihr neues Parteiprogramm vorgestellt. Darin wird erklärt, man wolle den Kapitalismus überwinden und mehr Demokratie in die Wirtschaft bringen. Es gibt ein Problem mit konkreten visualisierten Kernaussagen. Im Bekanntenkreis konnte sich kaum einer etwas unter dem Parteiprogramm vorstellen. Die SP immer noch nicht gelernt hat, Botschaften sinnvoll zu kommunizieren.

Was will die Partei mit dem Programm konkret aussagen? Welches Bild visualisiert das Programm oder die Kernbotschaft? Es werden keine Sinne, keine Emotionen angesprochen. Wir sehen keine konkreten Bilder. Wenn wir eine Kernaussage nicht sehen, können wir sie nicht begreifen

Schon beim Plakat mit dem Wort JA wunderte man sich, ob von den Werbern niemand gemerkt hat, dass man mit dem rote Ja eine "Nickerpartei" assoziiert, die zu allem JA sagt. Zum Beispiel auch zur Ausschaffung von Ausländern. Beim visualisieren von Botschaften entscheiden nicht die Macher, was gut ist, sondern die Adressaten. Wird von ihnen eine Aussage missverstanden, ist der Sender schuld. Aus Schaffhausen CH:

Fehr präsentiert neues SP Parteiprogramm. Heute hat die SP Schweiz den Entwurf ihres neuen Parteiprogramms vorgestellt. Verfasser des rund 50 seitigen Dokumentes ist der Schaffhauser Nationalrat Hans-Jürg Fehr. Nun müssen die verschiedenen Sektionen der SP über den Entwurf beraten. Wie Hans-Jürg Fehr gegenüber Radio Munot erklärte sei es ihm wichtig, dass die einzelnen Mitglieder der SP an der Entstehung des neuen Parteiprogramms mitwirken können. Grundwerte der SP wie Freiheit, Grundrechte und soziale Gerechtigkeit sollen nach wie vor im neuen Parteiprogramm enthalten sein. Unter dem Punkt Visionen setzt Fehr einen neuen Punkt ins Parteiprogramm. Darin wird die Frage behandelt, was für eine andere Form von Wirtschaftsordnung als die Kapitalistische für die SP vorstellbar ist. Die endgültige Version des Parteiprogramms soll am 31. Oktober am Parteitag in Lausanne verabschiedet werden.


NZZ: die sieben SN Parteiprogramme:

Die sieben SP-Parteiprogramme

Das neue Parteiprogramm ist das siebte in der Geschichte der SPS. Die Programme der Partei widerspiegeln den Wandel der Arbeiterbewegung, aber auch den gesamten gesellschaftlichen Wandel in der Schweiz. Eine Übersicht:
  • 1888: Gründung der SPS. Das erste Programm, vom ehemaligen Freisinnigen Albert Steck entworfen, hat als Leitgedanken die Organisation der Wirtschaft durch das Volk. Dieses Ziel soll durch Reformen und Verstaatlichung erreicht werden.
  • 1904: Vor dem Hintergrund harter Arbeitskämpfe und Streiks gibt sich die SPS ein marxistisch geprägtes Parteiprogramm: Es postuliert den Klassenkampf und die Überführung der Produktionsmittel aus dem Privat- in den Gesellschaftsbesitz.
  • 1920: Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges, der russischen Revolution, des Landesgeneralstreiks und der verbreiteten sozialen Not werden Militär- und Imperialismuskritik sowie die Diktatur des Proletariats ins neue Parteiprogramm aufgenommen.
  • 1935: Das Erstarken des Faschismus und Nationalsozialismus in Europa führen zu einem Verzicht auf die Diktatur des Proletariats und zu einem Bekenntnis zur Landesverteidigung im SP-Parteiprogramm. Dies ermöglicht eine Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Parteien und ebnet der SP langfristig den Weg in die Landesregierung (1943 wird Ernst Nobs erster SP-Bundesrat).
  • 1959: Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und des Wirtschaftsaufschwunges zielt das neue SP-Programm auf Reformen mit dem Ziel der Vollbeschäftigung, Gerechtigkeit und sozialen Sicherheit.
  • 1976/1982: Die Integration der neuen sozialen Bewegungen (68er Linke, Feministinnen, Umweltschützer) und die Rezession von 1974 führen 1976 zu einer Programmrevision, die die Überwindung des Kapitalismus als Ziel formuliert. Das Parteiprogramm von 1982 nimmt dieses Ziel auf und artikuliert weitere Gesellschaftskritik.
  • 2010: Mit dem neuen Parteiprogramm will die SP auf die Herausforderungen der Globalisierung reagieren. Der Kapitalismus soll durch "Wirtschaftsdemokratie" überwunden werden. Klimaschutz und Wehrpflicht-Abschaffung sind weitere Ziele.
Der Entwurf ::

Das Programm der SP ist in vier Teile geteilt - mit dem Fokus auf je einen zentralen Punkt:
  1. Die Ausgangslage: Regulierung der Globalisierung: Die Globalisierung der letzten Jahrzehnte versteht sich primär als Öffnung von Märkten. Zwar profitiert die Schweizer Volkswirtschaft insgesamt von der Globalisierung. Der beschleunigte Anpassungsdruck überfordert aber zahlreiche Menschen. Gleichzeitig wächst die Gruppe der GlobalisierungsverliererInnen auch bei uns an. Das fordert die Sozialdemokratie direkt heraus. Die SP setzt dem eine Globalisierung der Regulierungen entgegen, die wirksame soziale und ökologische Gestaltung der Globalisierung auf allen Ebenen.
  2. Die Werte: Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit: Gerechtigkeit ist der zentrale Wert der Sozialdemokratie. Er ist untrennbar mit zwei anderen wichtigen Werten verbunden: Solidarität und Freiheit. Die Geschichte der Sozialdemokratie ist die Geschichte des Kampfes für Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit. Sie war es, die in ganz Europa die Ideen der Französischen Revolution und der Revolution von 1848 weiterführte. Dabei geht es immer um die Befreiung des Menschen aus Abhängigkeiten und ihre Befähigung zur Führung eines selbstbestimmten Lebens. Kurz: Um die Freiheit, dass jede und jeder die Chance hat, etwas aus seinem Leben zu machen.
  3. Die Vision: Demokratisierung der Wirtschaft: Das heutige System ist ungerecht. Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise haben deren Mängel einmal mehr dramatisch vor Augen geführt. Für die SP ist klar: Es braucht eine Vision jenseits des aktuellen Wirtschafssystems: Die Demokratisierung der Wirtschaft. Diese ist als politischer Prozess zu verstehen, der im Hier und Heute ansetzt und vorangetrieben werden kann. Demokratisierung der Wirtschaft ist das Gegenmodell zur neoliberalen Marktgläubigkeit: Statt Privatisierung aller privatisierbaren Bereiche meint sie die Demokratisierung aller demokratisierbaren.
  4. Der Weg: Sozialstaat um die vorsorgende Sozialpolitik ergänzen: Der Sozialstaat des 21. Jahrhunderts braucht zwei Beine. Zum nachsorgenden Standbein, das Risiken absichert, tritt ein vorsorgendes, das den Menschen dazu befähigt, seine Chancen zu ergreifen. Der vorsorgende Sozialstaat befähigt seine Bürger und Bürgerinnen, ihre soziale Lage zu verbessern und den sozialen Aufstieg in Angriff zu nehmen. Der Staat wird damit mehr als ein Reparaturbetrieb. Er entwickelt sich zu einem befähigenden und ermöglichenden Staat weiter, der dafür vorsorgt, dass alle ein selbstbestimmtes und von Bevormundungen aller Art emanzipiertes Leben führen können.




Nachtrag vom 11. April, 2010:

"Sonntag" vom 11. April, 2010




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