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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Jan, 2010)

Hackerattacke auf Google in China

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Nach Hackerangriffen aus China auf email Konten von Google in China erwägt Google, sich aus China zurückzuziehen. Google Medienmeldung.



Heise:

Der Internetkonzern Google will sich nicht länger der chinesischen Zensur beugen und nimmt dafür sogar einen Abzug aus dem grössten und am schnellsten wachsenden Internetmarkt der Welt in Kauf. Auslöser der Kehrtwende sind nach Angaben des Unternehmens massive Hacker-Angriffe aus China, der Diebstahl von Programminformationen sowie die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit im chinesischen Internet. Internationale Bürgerrechtsgruppen begrüssten die Entscheidung am heutigen Mittwoch als einen mutigen Schritt zum Schutz der Internetfreiheit und der Menschenrechte. "Wir haben entschieden, dass wir nicht länger bereit sind, unsere Suchergebnisse auf Google.cn zu zensieren", schrieb Googles Chefjustiziar David Drummond im offiziellen Weblog des Unternehmens. Der Konzern wolle in Gesprächen mit den Behörden klären, ob die lokale Suchmaschine ohne Zensur betrieben werden kann. "Wir sind uns bewusst, dass dies bedeuten kann, dass wir die Website Google.cn und möglicherweise auch unsere Büros in China schliessen müssen." Die Angriffe, die Überwachung und die Versuche im vergangenen Jahr, die freie Meinungsäusserung in Chinas Internet weiter zu begrenzen, veranlasse Google, sein China-Geschäft auf den Prüfstand zu stellen. Bei den Hacker-Angriffen aus China sind nach einem Bericht des Wall Street Journal wichtige Quellcodes gestohlen worden, mit denen potenziell Zugang zu anderen Daten gewonnen und Sicherheitsmängel identifiziert werden können. Google sprach nur vage vom "Diebstahl geistigen Eigentums" und einem "hoch raffinierten und gezielten Angriff auf unsere Unternehmensstruktur, der aus China kam". Es seien ähnliche Angriffe auf mindestens 20 weitere grosse Unternehmen in den Bereichen Internet, Finanzen, Technologie, Medien und Chemie entdeckt worden. US-Behörden hätten sich eingeschaltet. Vorrangiges Ziel des Angriffs seien E-Mail-Konten von chinesischen Menschenrechtsaktivisten gewesen. Doch sei das Ziel nach vorliegenden Erkenntnissen nicht erreicht worden. Die Angreifer hätten sich lediglich Zugang zu zwei E-Mail-Postfächern verschaffen und nur Kontoinformationen und Betreffzeilen der E-Mails einsehen können, nicht aber ihren Inhalt, berichtete Google. Unabhängig davon sei entdeckt worden, dass Dutzende Konten von Nutzern, die sich für eine Verbesserung der Menschenrechte in China einsetzen, von aussen regelmässig überwacht worden seien. Dafür seien höchstwahrscheinlich Passwörter ausgespäht oder Schadprogramme benutzt worden.


Der Spiegel:

Die Ankündigung klingt drastisch: Google droht, sein China-Geschäft möglicherweise komplett aufzugeben. Analysten sehen hinter dem Vorstoss des Suchmaschinengiganten den Versuch, ein langjähriges Problem zu lösen - das weniger mit Menschenrechten zu tun hat als mit Kostenkalkül. (...) Analysten nehmen die Ankündigungen des Suchmaschinenriesen durchaus ernst. Sie vermuten einen lang geplanten Strategieschwenk. Ein Rückzug aus China stehe zwar nicht unmittelbar bevor, sagt etwa Heath Terry, Analyst bei FBR Capital. Der Konzern habe aber unumkehrbar "die Diskussion darüber eröffnet". Sandeep Aggarwal, Analyst bei Collins Stewart, sagt, man solle Googles Drohung "nicht auf die leichte Schulter" nehmen. Andere spekulieren drüber, ob der Konzern mit seiner expliziten Kritik an der chinesischen Internetzensur den eigenen Rausschmiss provoziert hat. Aus dem Umfeld von Google ist ähnliches zu hören. Ein Rückzug aus China sei nun "wahrscheinlich", heisst es.


Nachtrag vom 15. Januar, 2010:

Heise: :

Ersten Analysen des Antivirenherstellers McAfee zufolge nutzten die vermutlich chinesischen Angreifer bei ihrem Einbruch eine bislang unbekannte Sicherheitslücke im Internet Explorer aus. Die Lücke findet sich in den Versionen 6, 7 und 8 und lässt sich missbrauchen, um über eine manipulierte Webseite Code in einen Windows-Rechner zu schleusen und zu starten. Die Angreifer nutzten dies, um einen Trojaner-Downloader in den angegriffenen Rechner zu schleusen. Der lud wiederum über eine SSL-gesicherte Verbindung weitere Module von einem Server nach, unter anderem eine Backdoor, mit der die Angreifer aus der Ferne Zugriff auf den Rechner hatten. Die Links zu den präparierten Webseiten wurden wohl an ausgesuchte Mitarbeiter in den jeweiligen Firmen per Mail gesendet.


Nachtrag vom 23. Januar, 2010:

Bruce Schneider weisst in einem CNN Beitrag daraufhin, dass die Chinesischen Hacker eine "Hintertür" im Google Email system ausgenutzt hatten. Solche Hintertüren sind eingerichtet, um Sicherheitsdiensten wenn nötig Zugang zu Emails oder Telephonkonversationen zu gewähren. Der Google Hacking Vorfall illustriert die Gefahr von solchen Hintertüren: ihre Existenz kann zu Sicherheitspannen führen. Für Regierungen oder Firmen können solche Lecks katastrophal sein, denn sie ermöglichen Politik und Wirtschaftsspionage. Aus Heise:

Für die US-Regierung eingebaute Hintertüren in Internet-Diensten wie E-Mail, soziale Netzwerke oder das Telefonnetz ermöglichen nicht nur die Terrorabwehr durch die Behörden, sondern öffneten auch Kriminellen die Tore für Spionage und Spam. Das behauptete der renommierte Security-Experte Bruce Schneier in einem Gastkommentar auf der Website des US-Fernsehsenders CNN. Unter anderem hätten chinesische Hacker eine auf Wunsch der US-Regierung eingebaute Hintertür in Googles E-Mail-Dienst Gmail ausgenutzt, um Regimegegner auszuspähen. Damit lüden die USA Kriminelle geradezu ein, die private Kommunikation im Internet auszuspionieren, um etwa Kontodaten und Kreditkarten-Informationen zu erfahren. Schneier nennt weitere Beispiele wie die Telefonüberwachung nach dem 11. September und das Abhören griechischer Minister in den Jahren 2004 und 2005.





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