In Dubai wurde das höchste Gebäude der Welt, der
Burj Dubai eröffnet. Er heisst nun Burj Chalifa
und ist 828 Meter hoch. Wahrscheinlich war die Namensänderung
eine Bedingung für die Finanzhilfe des Nachbarstaates Abu Dhabi.
Noch aus 100 Kilometern kann man den Turm noch sehen.
12'000 Menschen werden im Turm leben und arbeiten. 8 Grad ist der Temperaturunterschied
zwischen Basis und Spitze.
Spiegel
Die NZZ:
Da kommen einem Erinnerungen an den Turm zu Babel. Seit damals werden
Turmbauten gleichgesetzt mit menschlicher Hybris, aber auch mit Macht
und Selbstbewusstsein. So markierte der Islam seinen Siegeszug nach
Westen mit hochhausartigen Minaretten: zunächst in Kairouan, dann
in Marokko, um schliesslich mit der Giralda von Sevilla ein zeitloses
Juwel zu realisieren. Zum Abbild des menschlichen Strebens nach Gott
sollten dann die oft erst im 19. Jahrhundert vollendeten Türme der
gotischen Kathedralen werden. Erst aber als vor gut hundert Jahren eine
neue Stahlbautechnik und leistungsstarke Aufzüge den Bau von hohen
Büro- und Wohngebäuden möglich machten, wurden Türme
zum Zeichen des Fortschritts.
Im nunmehr profanierten Turmbau klangen aber weiterhin kirchliche
Vorbilder nach. So verströmt das Chrysler Building ein quasisakrales
Fluidum, und das - ähnlich wie nun der Burj Dubai - mitten in einer
Weltwirtschaftskrise vollendete Empire State Building scheint gotische
Formen zu beschwören. Ihm tun es die Petronas Towers in Kuala
Lumpur gleich, auch wenn diese Doppelturmanlage, die 1998 einen neuen
Weltrekord setzte, an Minarette denken lässt. Damals träumte
Norman Foster von einem 840 Meter hohen Millennium Tower, der wie eine
Nadel in den Himmel über Tokio ragen sollte. Doch dann zeigte
der 11. September 2001, dass man die wirtschaftliche und politische
Potenz verkörpernden Wolkenkratzer auch hassen konnte. Die von
der Zerstörung der Twin Towers ausgelöste Angst währte
aber nicht lange. Denn schon 2003 sorgte die orientalisch dekorierte
Stahlbetonkonstruktion des 509 Meter hohen Taipei 101 in Taipeh für
den nächsten Höhenrekord.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt tatsächlich:
wenn ein neues "höchstes Gebäude der Welt" eingeweiht wird,
geht es der Wirtschaft in der Regel schlecht:
Das 186 Meter hohe Singer-Gebäude in New York wurde kurz vor
der
Börsenpanik von 1907 eröffnet.
Das Empire State Building in New York wurde 1931 auf dem
Höhepunkt
der Grossen Depression vollendet. Geplant worden war es während
der Booms der 20er Jahre.
Die Türme des World Trade Center wurden 1973 eröffnet,
der Sears Tower in Chicago ein Jahr später. In den USA herrschten
damals hohe Arbeitslosigkeit und Inflation.
Als die Petronas Towers in Kuala Lumpur (Malaysia) 1998 fertig
gestellt wurden, litten die so genannten "Tigerstaaten" massiv unter
der Asienkrise.
Bereits 1999 hatte der in Hongkong ansässige Analyst Andrew Lawrence
in seiner Studie "Der Wolkenkratzer-Index" argumentiert, der Bau von
Mega-Gebäuden sei ein Vorzeichen für schlechte Zeiten. Auch
Mark Thornton hatte bereits 2005 festgestellt, dass Wolkenkratzer der
physische Ausdruck der Bullenmärkte sind, die sie erbaut haben: "Alle
Komponenten eines grösseren Boom- oder Crash-Zyklus sind vorhanden."
Die Zusammenhänge liegen auf der Hand: Eine lockere Geld- und
Kreditpolitik treibt die Landpreise hoch, also wird in die Höhe
gebaut. Hinzu kommen aufgeblasene Egos, wie Thornton festhielt: "Es
geht um Hochmut: Man will noch etwas höher bauen und in solche
Prestigebauten einziehen, denn das hebt den Wert einer Visitenkarte."