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www.rhetorik.ch aktuell: (28. Dez, 2009)

Blochers Geständnis

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:


Quelle: "Blocher TV". Im "Blocher TV" hat Christoph Blocher detailliert ausgeplaudert, wie er sich als Bundesrat im Oktober 2005 heimlich 20 Zentimeter Darm entfernen liess. Christoph Blocher gelang es damals, alles geheim zu halten: Er wartete bis am Freitag 7. Oktober 2005, liess sich von seiner Frau in die Tiefgarage des Spitals Neumünster in Zollikerberg fahren, wo ihn der Chefarzt Professor Frick persönlich beim Diensteingang hineinliess. Der damalige Bundesrat Blocher war im Spital unter falschem Namen angemeldet. Offiziell war er auf einer "Geburtstagsreise ins Ausland". Blocher erzählte die Geschichte, um zu illustrieren, dass man so etwas nur in der Schweiz machen könne.


Mit diesem Geständnis hat sich der abgewählte Bundesrat geschadet. Die Medien konnten nun darlegen, wie er damals den Bundesrat und die Öffentlichkeit belogen hatte. Diese nachträgliche Offenheit bringt Blocher keine Pluspunkte hinsichtlich Image ein. Die Medien können nun genüsslich publizeren, dass der ehemalige Bundesrat uns dick belogen hatte. Damit wird die Glaubwürdigkeit Blochers massiv geschmälert. Die Leser sagen sich: Ist es nicht möglich, dass der SVP Politiker uns auch bei anderen Gelegenheiten an der Nase herumführt und uns nicht immer die Wahrheit sagt?

Mit seiner überraschenden Beichte vor dem Christbaum hat Blocher immerhin etwas erreicht: der Vollblutpolitiker kriegte Medienpräsenz. Journalisten verfolgen jeden Samstag, was der ehemaligen Bundesrat verlauten lässt. Seine Internetplattform hat bestimmt dazu beigetragen, dass die Sonntagspresse immer wieder ungewöhnliche Überlegungen des SVP Vordenkers zitiert werden. Blocher ist stets für Überraschungen gut genug. So unterstützte er erstaunlicherweise in einem Interview die Studentenunruhen.


Der Blick:
Geständnis vor dem Christbaum: Christoph Blocher erzählt von seiner geheimen Darm-OP als Bundesrat. Sein "Geständnis" machte Christoph Blocher in der neusten Folge seiner Sendung Teleblocher. Er erzählt detailliert, wie er sich als Bundesrat heimlich operieren liess - und die ganze Nation an der Nase herumführte. Es geschah im Oktober 2005: Sein Arzt riet ihm dringend zu einer Operation am Darm. Denn Blocher litt unter sogenannten Divertikeln: 20 Zentimeter Darm mussten entfernt werden! Blocher wollte alles geheim halten - was ihm der Chefarzt auch versprach. Mit dem Spitalaufenthalt wartete er bis am Freitag, den 7. Oktober 2005, denn in der Woche danach fand keine Bundesratzsitzung statt. An diesem Abend fuhr ihn seine Frau in die Tiefgarage des Spitals Neumünster in Zollikerberg. Dort wartete der Chefarzt persönlich auf Blocher - und lotste ihn über den Diensteingang in ein kleines Zimmerchen. Angemeldet im Spital war er unter falschem Namen. Am Samstag Morgen wurde Blocher 20 Zentimeter Darm entfernt. "Geburtstagsreise ins Ausland" Doch was erzählte er seinen Kollegen im Bundesrat? "Ich hab in Bern erzählt, ich würde zu meinem Geburtstag ins Ausland verreisen", sagt Blocher heute. "Nur mein Generalsekretär wusste davon." Blocher fürchtete die Aufmerksamkeit, die ein Bundesrat im Spital in der Öffentlichkeit erregt. Das sei eine Attraktion, die Zeitungen wären voll gewesen, begründet er die Geheimniskrämerei. "Liegt da ein Toter drunter?" Und auch im Spital wird Blocher versteckt. "Als ich am Samstag Morgen in den Operationssaal gebracht wurden, deckte man ein grünes Tuch über mich. Die Leute im Gang wussten nicht, ob da ein Toter drunterliegt!" Doch fast wäre die ganze Sache aufgeflogen: Denn während der Operation gab es Komplikationen. Und die Sitzung im Bundesrat stand an. Blocher: "Ich musste da unbedingt hin." Widerwillig entliess ihn der Chefarzt dorthin - obwohl Blocher leiden musste. "Ich fühlte mich hundselend". Der Weibel in Bern habe ihn entsetzt angeschaut und gefragt, ob alles in Ordnung sei. Geheim-OP als verdorbenen Fisch getarnt "Ich habe dann erzählt, ich hätte einen traurigen Fisch gegessen", lacht Blocher. Auch Pascal Couchepin sei besorgt gewesen: "Tu es malade?", habe er ihn gefragt. Blocher überstand die Sitzung mit Müh und Not und liess sich wegen dem ominösen "Fisch" noch eine Woche krankschreiben. Keine Krankenschwester, keine Nachtschwester, kein Arzt packte aus. Das beeindruckte Blocher am meisten. "Zeigen sie mir ein anderes Land, in dem das möglich ist!"
Der Tagi:
Geheim-OP: Hätte Blocher besser geschwiegen? Christoph Blocher verschwieg als Bundesrat dem Kollegium eine Darmoperation. Verstiess er damit gegen die Pflichten der Landesregierung? "Warum geht er gerade jetzt an die Öffentlichkeit?": Kritik an Christoph Blochers Enthüllung, er habe sich unter strenger Geheimhaltung am Darm operieren lassen. Im Aide Memoire, das die amtlichen und repräsentativen Pflichten der Bundesräte regelt, gibt es keine Bestimmung, die vorschreibt, ob ein Bundesrat dem Kollegium gesundheitliche Probleme mitteilen muss. Darin heisst es lediglich, dass die Mitglieder der Landesregierung grundsätzlich "immer erreichbar" sein müssen. Die Bundeskanzlei hält deshalb in Plänen für jeden Zeitpunkt fest, welcher Bundesrat wann und wo kontaktiert werden kann. Bekannt ist, dass Bundesrätin Ruth Metzler jeweils auf die Minute genau vermeldete, wann sie gerade einen Tauchgang absolvierte. Hintergrund der Regelung ist, dass die Landesregierung immer - am Weihnachtsabend genauso wie um Mitternacht - beschlussfähig sein muss. Christoph Blocher hat streng genommen keine Regeln verletzt, in dem er die Landesregierung über seine anstehende Darmoperation im Dunkeln liess. Denn er wäre während seines Spitalaufenthalts über seinen Generalsekretär erreichbar gewesen. Nur in den wenigen Stunden der Operation war dies nicht gewährleistet. Im Falle schwer wiegender Komplikationen hätte der Generalsekretär die Landesregierung und seinen Stellvertreter des Justizdepartements informieren können. "Offenbar fehlte Vertrauensbasis" Ob Blochers Vorgehen auch politisch vertretbar war, ist eine andere Frage. Im Parlament gehen die Meinungen auseinander. "Blocher hätte besser geschwiegen", findet FDP-Fraktionspräsidentin Gabi Huber, "es scheint ja kein weltbewegender Eingriff gewesen zu sein." Zudem wäre es von Blocher nicht mehr als anständig gewesen, seinen Stellvertreter im Departement zu informieren, so die Urner Politikerin. "Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Bundesrat seine Kollegen über einen solchen medizinischen Eingriff unterrichtet", erklärt im Gegenzug CVP-Nationalrätin Ruth Humbel. Sie hält das Vorgehen Blochers für ein Armutszeugnis des damaligen Bundesrats: "Offenbar fehlte eine Vertrauensbasis: Ein Bundesrat müsste über gesundheitliche Probleme im Kollegium sprechen können, ohne zu befürchten, dass die Information nach aussen dringt." Stutzig macht Humbel, dass Blocher gerade jetzt an die Öffentlichkeit geht. Das liege wohl daran, dass er im Gespräch bleiben wolle. Entscheid Blochers "völlig richtig" Christoph Mörgeli, der nach eigenen Angaben über die Darmoperation Blochers informiert war, hält den Entscheid seines Parteikollegen für "völlig richtig": "Wenn Christoph Blocher seine Bundesratskollegen über die anstehende Operation informiert hätte, hätte er genauso gut selber eine Pressekonferenz geben können." Blocher habe sich dem medizinischen Eingriff ja während der Ferienzeit unterzogen. Und seine Handlungsfähigkeit sei in keinem Moment beeinträchtigt gewesen. Selbst im gegnerischen Lager bringt man Blocher für seine Geheimtuerei ein gewisses Verständnis entgegen. "Solange eine Erkrankung keine Auswirkungen auf die Amtsfähigkeit hat, überwiegt das private Geheimhaltungsinteresse", sagt der Daniel Vischer, Jurist und grüner Nationalrat. Die Öffentlichkeit habe kein Anrecht auf ein Gesundheitsbulletin der Landesregierung. "Allerdings hätte Blocher den Bundespräsident informieren müssen." Das ändere aber nichts daran, dass auch Bundesräte das Recht hätten, medizinische Eingriffe zu verschweigen. Dass in diesem Amt auch gewisse Lebenslügen nötig seien, sei legitim und vertretbar.
20 Min:

Enthüllungen Christoph Blochers streng geheime Operation Der ehemalige Bundesrat Christoph Blocher hat sich vor vier Jahren als Mitglied der Landesregierung unter strenger Geheimhaltung am Darm operieren lassen. In Bundesbern wusste abgesehen von Blochers Generalsekretär niemand vom Eingriff. Für die Operation nutzte Christoph Blocher die Herbstferien des Bundesrats. Blocher musste sich nach eigenen Angaben im Oktober 2005, seinem zweiten Amtsjahr als Bundesrat, wegen Divertikeln ein Stück Darm entfernen lassen, wie Blocher in der jüngsten "Teleblocher" Ausgabe offenbarte. Er wollte damals vermeiden, dass eine grosse Mediengeschichte daraus wird und unterrichtete nur seine Familie sowie seinen Generalsekretär Walter Eberle vom Eingriff. Ansonsten gab er vor, aus Anlass seines 65. Geburtstags ins Ausland zu reisen. Für die Operation nutzte er die Herbstferien des Bundesrats. Er rückte nach der letzten Bundesratssitzung in der Nacht ins Spital ein, in dem er unter falschem Namen gemeldet war, und wurde über Schleichwege ins Zimmer gebracht. Das Personal, das ihn betreute, wurde von Blochers Arzt angewiesen, den Spitalaufenthalt des Bundesrats geheimzuhalten. Für den Transport in den Operationssaal wurde der prominente Patient mit einem Tuch bedeckt, damit er nicht erkannt wurde. Um die Sache auch vor dem Bundesrat geheimzuhalten, sah sich Blocher dann zu einer weiteren Notlüge gezwungen. Zur ersten Bundesratssitzung nach der Ferienwoche wollte ihn sein Arzt eigentlich noch nicht gehen lassen, weil die Operation schwieriger war als erwartet. Er bestand aber auf der Teilnahme, obwohl ihm "hundeelend" war, wie Blocher sagte. Auf die besorgten Nachfragen eines Weibels und von Bundesratskollege Pascal Couchepin erklärte er, einen schlechten Fisch gegessen zu haben.

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