Der "Blick" schreibt:
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GfS-Chef Claude Longchamp unterrichtet, forscht, bloggt - und trägt
dabei eine Fliege. Immer. So auch bei der Bekanntgabe seiner massiven
Fehleinschätzung im Vorfeld der Minarett-Abstimmung. Dafür
gabs schon Kritik. Jetzt legten die Nationalkomiker Giacobbo/Müller
nach: Für das eigenwillige Muster seiner Fliege und seinem Gilet
gabs gestern in ihrer Sendung Häme und Spott. Es seien "alte
Vorhänge", die der Politologe da vor den Fernsehkameras trage. Mode
ist bekanntlich aber Geschmackssache und darüber lässt sich
nicht streiten. Über die Fehlprognose schon: Longchamp sagte eine
Nein-Mehrheit von 53 Prozent voraus. Effektiv stimmten dem Minarett-Verbot
57 Prozent zu. Moritz Leuenberger übte Kritik aus, ebenso wie
Christoph Mörgeli. Auch der Interims-Direktor des SF, Ueli Haldimann,
liess das katastrophale Ergebnis nicht auf sich sitzen und kündigte
an, die Methodik des GfS untersuchen zu wollen. Diese will aber auch
selber die Ursachen für die krasse Differenz zwischen Umfrage und
Abstimmung untersuchen. Longchamps Outfit ist von der Untersuchung davon
nicht betroffen. Zu beiden Punkten will das GfS aber gegenüber
Blick.ch keine Stellung nehmen. |
Bei dieser Abstimmung wäre jeder Prognostiker auf die Nase
gefallen. Die veröffentlichte Meinung stimmt in solchen Fällen
selten mit der Meinung überein, die auf dem Stimmzettel kund getan wird.
Viele Menschen haben bei offiziellen Befragungen die Initiative angeblich abgelehnt
und auch öffentlich erklärten, sie würden "Nein" einlegen. Dann aber -
bei der echten Abstimmung - wurde heimlich auf dem Stimmzettel ein "Ja"
geschrieben. Es ging bei den Proteststimmen nicht mehr um die
Minaretttürme sondern um ein Unbehagen gegenüber Bildern, die
tagtäglich auf der Strasse gesehen wurden und in den Medien vermittelt werden:
- Schülerinnen, die sich weigern, am Schwimmunterricht teilzunehmen.
- Matchos, die 10 Meter vor der verhüllten Frau einhergehen.
- Bilder von Terroristen, die sich im Namen des heiligen Krieges aufopfern.
- Geschichten von Zwangsheiraten, Blutrache, Beschneidungen, Steinigungen.
Solche Bilder haben auch Feministinnen und besorgte Bürger aus unterschiedlichsten Schichten
und Parteien dazu gebracht, ein "Ja" einzulegen. Umfragen konnten dieses Phänomen
nicht erfassen. Die krasse Fehlprognose wird nicht nur bei Politologen noch zu reden geben.
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