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www.rhetorik.ch aktuell: (15. Nov, 2009)

Blocher TV und die Kritiker

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Albert Anker Bild, 19. Jhd.
Zur Jubiläumsaufnahme der hundertsten "Blocher TV"-Sendung hatte der Verleger der Schaffhauser Nachrichten Norbert Neininger alle Kritiker eingeladen, eine Aufzeichnung des Interviews live mit zu verfolgen. Neininger ist der Herausgeber des Bestsellers "Blocher- Prinzip" und auch Initiant des "Blocher TV". Das Blocher TV, das nicht nur im Internet, sondern auch im Schaffhauser Fernsehen jede Woche gezeigt wird, wurde zuerst von verschiedensten Seiten heftig kritisiert. Es gab sogar eine Beschwerde. Der Moderator Matthias Ackeret wurde als "Steigbügelhalter" Blochers bezeichnet, der dem abgewählten Bundesrat nur wohlwollende Fragen stelle und dessen Antworten nie kritisch hinterfrage. Nachdem aber auch Profis wie Kurt Felix erkannt hatten, dass Matthias Ackeret, der jedes Mal das Gespräch ohne Vorbereitung - ohne Ablesen - ohne nachträgliches Schneiden bewältigen konnte, fanden plötzlich Fachleute, die das Modell als besondere journalistische Leistung zu schätzen wussten.


Albert Anker Bild, 21. Jhd.
Man hörte sogar, dies sei einmalig und im Grunde genommen ein echter Dialog. Selbst Hochschulen interessierten sich für dieses Pilotprojekt. Man erkannte: Der Interviewer kann dem SVP Politiker - dank gutem Zuhören - zu Aussagen bewegen, die er sonst nie machen würde. Überall wurden Aussagen zitiert und viele Antworten führten zu zahlreichen Schlagzeilen. Es wurde allmählich erkannt, dass Blocher die Sendung nicht bezahlt und das Schaffhauser Fernsehen pro Sendung lediglich für die Spesen aufkommt und mit einem Budget von 500 Fr pro Sendung auskommt, verstummten Kritiker nach und nach.

Auch ich durfte an der Jubiläumssendung persönlich mit dabei zu sein. Mich interessierte es, wie im Restaurant Blümlisalp die Sendung von den ehemaligen Kritikern auseinander genommen wird. Ich konnte den Anlass vor Ort live mitverfolgen. In einem lesenswerten Bericht glossierte nachträglich Peter Rothenbühler dieses Treffen mit den vielen Chefredaktoren und illustrierte den Artikel mit einem guten Stimmungsbild, das tatsächlich einem Ankerbild ähnelt.


In der Diskussionsrunde wagte es nur PR Spezialist Klaus Stöhlker, den Interviewer direkt zu attackieren. Es komme ihm vor, als werde eine Person von der anderen an einem Nasenring herumgeführt, monierte er. Dieser Vergleich erinnerte mich an Bilder, die bei Referaten nicht stimmen können. Wie beispielsweise: "Der Zahn der Zeit wird über diese Wunde auch Gras wachsen lassen". Jedenfalls konnte niemand an meinem Tisch Stöhlkers Nasenringbild vernünftig einordnen. Der Kritiker war mit seinem Einwand allein auf weiter Flur. Wahrscheinlich verliess er dennoch die Blümlisalp im Glauben, er habe an diesem Abend als Einziger den Mut gehabt, Klartext zu reden. Aus meiner Sicht braucht es aber keinen Mut, missverständliche Analogien auszusprechen.

Ich habe mit verschiedenen Medienexperten über das Fernsehexperiment "Blocher TV" gesprochen. Auch ehemalige Kritiker vermuteten, dass dieses Modell innert weniger Jahren von verschiedensten Seiten kopiert wird.

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