Profi-Hacker attackierten Departement von Calmy-Rey
Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Bern. Das
Ausmass des Schadens ist noch unklar. Von Informatikpanne betroffen:
Das EDA im Bundeshaus West.
Von Informatikpanne betroffen: Das EDA im Bundeshaus West.
Das Schweizer Aussenministerium ist offenbar von professionellen Hackern
angegriffen worden. Laut einem EDA-Sprecher wurde das Departement Ziel
einer Viren-Attacke. Die Informatikfachleute des Eidgenössischen
Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hatten am
vergangenen Donnerstag in Zusammenarbeit mit der Softwarefirma Microsoft
entdeckt, dass das EDA Ziel einer professionellen Virenattacke war,
wie EDA-Sprecher Georg Farago am Montag auf Anfrage der AP bekannt gab.
Unbekannte Täter hätten beim Angriff am letzten Donnerstag eine
besondere Software eingesetzt, um in die Informatik-Infrastruktur des EDA
einzudringen und gezielt Informationen zu beschaffen. Die Software sei
sehr gut versteckt gewesen und habe kaum wahrnehmbare Störungen in
der Informatik-Infrastruktur verursacht. Inzwischen wird abgeklärt,
ob beziehungsweise welche Daten abgeflossen sind. Über die
mögliche Täterschaft machte das Departement von Micheline
Calmy-Rey keine Angaben.
Informatik-Netz abgeschottet
Inzwischen schottete das EDA sein Informatik-Netz gegenüber
dem Internet ab. Damit sollte laut Farago ein Datenfluss nach aussen
verhindert und eine Manipulation der Informatik-Infrastruktur durch
Dritte verunmöglicht werden. Es sei vorgesehen, die technischen
Einschränkungen innerhalb der kommenden Tage wieder aufzuheben.
An der Bewältigung des Hacker-Angriffs waren auch Fachleute des
Bundesamtes für Informatik und Telekommunikation (BIT) beteiligt,
ebenso die Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI).
Nicht der erste Hacker-Angriff
Das EDA war zusammen mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco)
bereits Ende 2007 Opfer eines Hacker-Angriffs. EDA- und Seco-Mitarbeiter
hatten in zwei Wellen über 500 E-Mails erhalten, die auf einen
angeblichen Fotowettbewerb hinwiesen. Klickten die Mitarbeiter auf
ein Foto, um ihre Stimme für den Wettbewerb abzugeben, luden
sie einen Trojaner herunter, der Spionageprogramme installierte
und ausführte. Das schädliche Programm wurde von damals
gängigen Virenscannern nicht erkannt.
Strafuntersuchung eingestellt
Die Bundesanwaltschaft leitete Mitte 2008 ein Verfahren gegen unbekannt
wegen Verdachts auf verbotenen Nachrichtendienst sowie auf unbefugtes
Eindringen in ein Datenverarbeitungssystem ein.
Wie Jeannette Balmer, Mediensprecherin der Bundesanwaltschaft am
Montag auf Anfrage der AP bekannt gab, wird die Strafuntersuchung nicht
weitergeführt. Das gerichtspolizeiliche Ermittlungsverfahren wurde
am vergangenen 26. September eingestellt. Die Ermittlungen hätten
keine schlüssigen Ergebnisse in Bezug auf Herkunft und Identität
der Täterschaft geliefert.
Auch EDI und EFD mit Problemen
Die Computerstörungen vom vergangenen Freitag im Eidgenössischen
Departement des Innern (EDI) und im Eidgenössischen
Finanzdepartements (EFD) wurden inzwischen behoben. Die Systeme arbeiteten
am Montag wieder einwandfrei, wie die stellvertretende BIT-Sprecherin
Karolina Kohout auf Anfrage sagte. Wie berichtet, hatte vermutlich
ein technisches Problem an einer Hardwarekomponente im Zusammenhang
mit einer Konfigurationsänderung an einem Domaincontroller die
Störung ausgelöst. Die Ursache des Problems wird mit dem
Hersteller geklärt.
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