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www.rhetorik.ch aktuell: (24. Sep, 2009)

Werbung gegen Minarett Initiative

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Plakat von Frank Bodin Der Starwerber Frank Bodin hat gratis ein Plakat für die Gegner der Minarettinitiative entworfen. Es visualisiert mit einer Fotomontage:
  • Die Schweiz ist offen
  • Alle Religionen haben nebeneinander Platz
Das Bild von Frank Bodin (Werber des Jahres 2009 der Fachzeitschrift Werbewoche) könnte viele Stimmberechtigten beeinflussen. Bilder beeinflussen bekanntlich mehr als Worte. Am 29. November wird abgestimmt.

20 Minuten


Nachtrag vom 30. September 2009:


20 Minuten vom 30. Minuten: Anti-Minarett Plakat mit Minarett statt Wasserturm. Das Plakat der JSVP Luzern schockiert: Muslime meinen, das Plakat erinnere an die Judenhetze im Dritten Reich.


Nachtrag vom 6. Oktober: Hilft das Verbieten den Provokateuren?

Tagesanzeiger:

Die Minarett-Gegner dürfen ihre Abstimmungsplakate in Basel nicht auf öffentlichem Grund aufhängen. Auch Zürich und Winterthur tun sich schwer mit dem Plakat. Basel-Stadt hat mit dem Plakat der Minarett-Gegner kurzen Prozess gemacht: Das Bau- und Verkehrsdepartement konsultierte die Gleichstellungs- und Integrationsbüros, nahm den Gesetzestext zur Hand und befand: "Das Sujet ist ein klarer Verstoss gegen Paragraf 7 der Plakatverordnung." Dieser verbietet Kampagnen mit "rassistischem oder Geschlechter diskriminierendem Inhalt". Das Abstimmungsplakat darf deshalb im Kanton Basel-Stadt nicht auf öffentlichem Grund hängen. Soweit ist Zürich noch nicht. Die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG) hat der Stadt das heikle Sujet noch nicht einmal zur Prüfung vorgelegt. Inoffiziell hat sich das Hochbaudepartement von Kathrin Martelli (FDP) aber schon intensiv mit den raketenähnlichen Moscheetürmen und der verschleierten Frau auf der Schweizer Flagge auseinandergesetzt. "Präventiv", wie Sprecher Urs Spinner dem TA bestätigt.
20 Minuten;

Wie "Radio1" berichtet, verzichten die grossen Schweizer Zeitungsverlage mehrheitlich auf den Abdruck der Anti-Minarett-Inserate. Der "Blick" wie auch "20 Minuten" und der "Tages-Anzeiger" verzichten auf eine Publikation, da die Inserate gegen die Antirassismus-Strafnorm verstossen könnten. Noch keinen Entscheid hat die NZZ gefällt.


Nachtrag vom 7. Oktober, 2009: Rassimus-Kommission meint, dass die Plakate legal sind.


Nachtrag vom 8. Oktober, 2009: Das provokative Plakat spaltet nicht nur die Bevölkerung. Auch die Kantons und Stadtbehörden wissen, nicht was tun. Es gibt ein Flickenteppich von Meinungen. Selbst Bundesrat Leuenberger hat Mühe, sich klar zu positionieren. Er sagt ein Bild sei kein Argument. Das stimmt nicht. Bildaussagen sind Argumente und beeinflussen die Meinung nachhaltiger als abstrakte Worte. Wer clever argumentiert verknüpft das Argument mit einem passenden Bild. Aus News.search.ch:

Der Werbeeffekt durch die Diskussion um die umstrittenen Anti-Minarett-Plakaten beziffern Werber mit einem Gegenwert von über einer Million Franken, wie die "Tagesschau" berichtet. Durch die Ausbreitung auf die redaktionellen Bereiche der Medien werde die Zahl von einer Millionen Franken Werbeeffekt sogar noch ansteigen, erklärt Werbeexperte Thomas Städeli. Provokationen dieser Art seien gängige Strategie für Werbekampagnen, sagt Kommunikationsberater Marcus Knill. Er nehme an, dass die aktuelle Kontroverse die Schäfchen-Kampagne der SVP an Werbewirksamkeit übertrumpfen werde.


Nachtrag vom 8. Oktober, 2009

Immer wieder zeigt sich, dass Provokateure profitieren, wenn Plakate verboten werden. Dank des Protestes wird das Plakat erst recht beachtet und zusätzlich auf allen Medienkanälen kostenlos verbreitet. Über Tage dominiert das das provozierende Plakat die News.

Selbst, wenn alle Kantone das Plakat verbieten, profitieren die Macher des Droh Burka Plakates. Dank des Verbotes in Basel wirkt das verbotene Plakat bereits in aller Leute Augen (über die online Berichte und die Artikel in den Gratiszeitungen). Die Darstellung beeinflusst die Meinung der Bevölkerung. Denn Bilder wirken bekanntlich unbewusst und suggestiv. Ein PR Profi hätte bestimmt abgeraten, das Plakat mit den Verboten aufzuwerten. Falls es nämlich nicht aufgehängt werden darf, werden die Plakate sicherlich illegal plakatiert und in der Bevölkerung regt sich zwangsläufig Widerstand gegen die Beschneidung der Meinungsfreiheit. Nichts wäre schlimmer gewesen für Provokateure, als wenn sich niemand hätte provozieren lassen.
Mit dem Medienwirbel und dem unklaren Entscheid der Eidgenösischen Kommission gegen Rassismus hat die SVP bereits mehr erreicht, als sie erträumt haben. Das umstritten Bild kommt täglich vor aller Leute Auge. Die Verbote tragen dazu bei, dass die Plakate noch mehr beachtet werden und ihre Wirkung nicht verfehlen. Wenn bei der Abstimmung die SVP mit ihrer fragwürdigen Initiative besser abschneidet als prognostiziert, dürfen sie dies auch den Kreisen verdanken, die auf die Provokation reingefallen sind. Zensur und Verbote waren seit je meist kontraproduktiv.

Ob die Plakate verboten werden oder nicht. Der Werber der umstrittenen Kampagne hat schon heute das erreicht, was er wollte. Der letzte Schweizer kennt die Darstellung mit den schwarzen Minaretttürmen. Die Wirkung des Bildes kann nicht mehr gestoppt werden.


"Tagi online"

Umstrittenes Minarett-Plakat: Auch die Medienhäuser tun sich schwer. Nicht nur die Städte, auch die Medienhäuser haben Mühe mit dem Minarett-Plakat: Ringier lehnt die Publikation des umstrittenen Sujets konsequent ab. Andere Verlage prüfen, ob sie das Plakat überhaupt drucken wollen.


"20 Min:"

Wirbel um Anti-Minarett-Initiative Absage aus Basel für die Befürworter der Anti-Minarett-Initiative: Ihr Wahlplakat darf wegen "rassistischen und diskriminierenden Inhalts" nicht ausgehängt werden. Auch in anderen Städten eckt das Plakat an; dort wagt man sich aber nicht auf die Äste hinaus und gibt den schwarzen Peter weiter. JSVP schockiert mit Anti-Minarett-Plakat Auf einem neuen Plakat der JSVP Luzern verdrängt ein Minarett den Wasserturm. Muslime sind schockiert: Das Plakat erinnere sie an die Judenhetze im Dritten Reich. Während andere Grossstädte zögern, das Anti-Minarett-Plakat zuzulassen, hat die Stadt St. Gallen bereits einen Entscheid gefällt. Es hat den Aushang der umstrittene Plakate bewilligt.


Der "Blick:"

Die Wogen gehen hoch wegen des neusten Coups der SVP-Propagandisten: Das Plakat mit einer Frau in einer schwarzen Burka und Minaretten in Form von bedrohlichen Langstreckenraketen geht für viele Menschen unter die Gürtellinie Doch so weit die Werber mit ihrer Kampagne gegen Minarette auch gehen - gegen das Antirassismus-Gesetz verstossen sie damit offenbar nicht. Diese Wertung kommt von einem Gremium, das sich selten auf die Seite der SVP schlägt, der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR). Sie stützt sich dabei auf frühere Urteile zu kontroversen Inseraten. "Von der heutigen Rechtslage und den bereits von Gerichten ausgesprochenen Urteilen ausgehend muss geschlossen werden, dass diese und ähnliche Plakate strafrechtlich nicht verboten sind", schreibt die EKR in ihrem Bericht. Noch zu keinem Entscheid durchgerungen hat sich der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät. Er wünscht sich ein koordiniertes Vorgehen der Schweizer Städte in der Frage, ob die Plakate in den Strassen auftauchen sollen oder nicht. Bisher haben einzig die Städte Genf und St. Gallen den Aushang der umstrittenen Plakate erlaubt.


NZZ:

Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) übt harsche Kritik am umstrittenen Plakat, das für die Anti-Minarett-Initiative der SVP und der EDU wirbt. Eine explizite Empfehlung spricht die Kommission allerdings nicht aus. Experten sind geteilter Meinung: Peter Studer (ehemaliger Präsident des Presserates) ist gegen ein Verbot. Andere Experten vertreten die Meinung, man müsse das Plakat verbieten.



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