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Der Anfang vom Duell (Quelle: You Tube), Die Kandidaten verweigern die Auseinandersetzung. | Schweizer Fernsehen Kommentar (Quelle: Schweizer Fernsehen) |
Das Fernsehduell von Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat schon vor Beginn
am Sonntagabend in den Medien ein grosses Echo gefunden. Mehr als die
Hälfte der Deutschen wollten live dabei sein. Auch wir haben den
"Wahlkrimi" mitverfolgt. Es wäre spannend gewesen, zu erfahren,
wie sich die Beiden für den Auftritt vorbereitet hatten. Die Fragen
sind noch unter Verschluss. Hingegen ist der Themenkatalog bekannt. Es
wurde diskutiert über:
Steuern Mindestlohn (Steinmeier will einen Grundlohn von mindestens 7.50
Euro pro Stunde) Bildung (Steinmeier beabsichtigt - im Gegensatz zu
Merkel
- die Studiengebühren abschaffen) Opel Rettung Afghanistan-Einsatz
(Beide wollen aussteigen - doch kein Kandidat nannte ein Datum des
Ausstieges) Atomausstieg (Merkel will im Gegensatz zu Steinmeier
vorläufig die AKWs noch weiter Strom produzieren lassen)
Vor dem Auftritt fragen sich viele: Kommt es nur zum einem Duell mit "Platzpatronen", wie es Westerwelle behauptet? Die Kanzlerin im Streit mit ihrem Stellvertreter ist kein normales Setting. Ich gehe davon aus, dass es vor allem darum geht die zahlreichen unentschiedenen Stimmberechtigten zu überzeugen. Diese werden nicht nach der Aufmachung der Duellanten urteilen. Sie wollten vor allem Fakten und wünschten eindeutige Informationen. Obschon Angela Merkel beantragte, sitzend zu argumentieren, setzte sich Steinmeier durch. Beide standen hinter ihrem Pult. Das sachliche Gespräch begann recht verhalten. Ich kann mir gut vorstellen, dass die ganze Sendung vom Publikum als recht langweilig empfunden wurde. Der Konsens der Kanzlerin mit ihrem Aussenminister - und umgekehrt - schimmerte immer wieder durch, als wären beide froh, wenn die grosse Koalition weiter bestehen bleiben könnte. Am Anfang punktete Steinmeier deutlich. Er war angrifflustiger und machte bewusst, was alles erwartet werden müsste, wenn schwarz/gelb regieren würde. Nach der Devise: Sticheln - aber nicht zu aggressiv. Merkel verschanzte sich ständig hinter ihrem bekannten Plausibilitätsgerede. Es fehlten leider konkrete Botschaften. Am Anfang wirkte sie nervöser. Ihr fehlte die Lockerheit. Die giftigen ungehaltenen Blicke sprachen für sich. Konfrontationen zwischen den beiden "Duellanten" gab es aber weniger als mit den Journalisten. Im zweiten Teil holte Merkel etwas auf. Ich rechne damit, dass das Gespräch morgen von den Medien als unentschieden bewertet wird. Wenn man berücksichtigt, dass man hinsichtlich Erwartungshaltung mit einem Sieg Merkels gerechnet hat, sehe ich Steinmeier als Sieger nach Punkten. Aus meiner Sicht überraschte er, weil er glaubwürdiger und überzeugender sprach. Doch wird sich Merkel einen kompetenteren Eindruck hinterlassen. Ich vermute, dass sie bewusst Steinmeier geschont hatte und bewusst versuchte, sich mit Airbagrhetorik zu schützen (mit vagen Aussagen) Beide hatten ihre Schwachstellen. Steinmeier ritt gegen Merkel eine Attacke bei den Finanzen und Steinmeier bei der angeschlagenen Gesundheitsministerin (Da machte ein Eigentor, indem er die Thematik selbst anschnitt und daran kleben blieb) Es darf gesagt werden: Das Gespräch war fair. Doch blieben viele Fragen unbeantwortet. Die Schlussstatements wurden von beiden Kandidaten heruntergeleiert, als habe man sie auswendig gelernt. Gesamturteil: Unentschieden mit Vorteil Steinmeier. Für ihn war es ein Achtungserfolg. Dies kann sich auf die Wahl auswirken, indem die CDU/CSU nun verunsichert ist und die SP Aufwind bekommen kann, weil es ihr Vertreter gut gemacht hat. Ich hatte schon vor dem Gespräch damit gerechnet, dass sich Angela Merkel auf keinen Schlagabtausch einlassen will und sie vor allem darauf bedacht ist, keine Angriffsflächen zu bieten. Ich hätte mir jedoch erhofft, dass Sie immerhin konkrete Argumente ins Feld führt, die aufzeigen, dass man schwarz/gelb und nicht rot wählen darf. Merkel fehlte eindeutig das Profil. Sie verpasste die grosse Chance, die Differenzen zur SP herauszuschälen. Ich vermisste bei ihr vor allem konkrete Botschaften. |
Leider war es ein langweiliger Abend Zwei Wochen vor der deutschen Bundestagswahl ist das einzige TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Frank-Walter Steinmeier unentschieden ausgegangen. Ein offener Schlagabtausch blieb aus. |
Die politischen Kommentatoren finden mal den einen, mal die andere überzeugend nach dem grossen Duell der beiden Kanzlerkandidaten. Unter dem Strich lautet das Fazit der deutschen Medienlandschaft wohl so: Steinmeier hat die Erwartungen übertroffen, diese waren aber niedriger als jene gegenüber Merkel. Unter dem Strich ein Patt also: Beide haben gewonnen. Diese Einschätzung stützt die erste Umfrage der ARD. Frank-Walter Steinmeier hätte gegen Angela Merkel "ein Unentschieden erreicht": 42 Prozent der befragten Zuschauer stimmten der Infratest dimap-Erhebung zufolge für Merkel, 43 Prozent für Steinmeier. Zwei weitere Umfragen widersprechen sich in ihren Aussagen: Nach einer ersten Forsa-Umfrage ging Merkel als knappe Siegerin aus dem Fernsehduell hervor. Die von RTL in Auftrag gegebene Umfrage zeigte eine Zustimmung von 37 Prozent der 2000 Befragten für Merkel und von 35 Prozent für Steinmeier. Die Umfrage des ZDF zur Halbzeit hingegen zeigt eine stärkere Bewertung von Frank-Walter Steinmeier. In einer Befragung von 600 Personen zur Halbzeit der 90-minütigen Sendung sahen am Sonntag 31 Prozent Steinmeier vorne und nur 21 Prozent Merkel. 48 Prozent sahen ein Unentschieden. Dieses Resultat spiegelt jedoch, was auch die politischen Kommentatoren erwähnten: Steinmeier habe in der ersten Hälfte der Diskussion besser abgeschnitten, Merkel in der zweiten Hälfte aufgeholt. "Die Beiden", so fasst es ARD-Kommentator Ulrich Deppendorf schön zusammen, seien "einfach nicht so angelegt", dass sie aufeinander losgehen. |
Streit gab es vor allem mit den Moderatoren: Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier sind im TV-Duell eher zahm miteinander umgegangen, lobten die Zusammenarbeit in der Grossen Koalition. Blitzumfragen von ARD und ZDF zufolge hat der SPD-Kandidat die Erwartungen der meisten Zuschauer übertroffen. |
3. Minute. Start ins Duell: Steinmeier lobt gleich zu Beginn die Arbeit der grossen Koalition. Westerwelle: #Frank-Walter Steinmeier geht es so wie dem 1. FC Köln. Er müsste auf Angriff spielen.." 5. Minute. Erste Frage an Merkel, auch die Kanzlerin lobt zunächst die Arbeit von Schwarz-Rot. Westerwelle: #Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass die grosse Koalition gelobt wird. Die Ouvertüre des Duells ist nur Geschmuse." 15. Minute. Thema Jobs: Steinmeier wirft der Union vor, sie habe in ihrem Leipziger Programm den Kündigungsschutz abschaffen wollen. Westerwelle: #Das ist doch ein Hohn. Kein Mensch hat den Kündigungsschutz in Frage gestellt." 17. Minute. Thema Gier-Manager: Merkel kritisiert die Millionen-Abfindung von Ex-Arcandorchef Karl-Gerhard Eick. Westerwelle: #Da hat sie so was von recht." 25. Minute. Thema Opel: Steinmeier ist zuversichtlich, dass die 4 Opel-Werke in Deutschland gerettet werden, die meisten Jobs in Deutschland erhalten bleiben. Westerwelle: #Es läuft für die beiden nicht gut. Ich müsste mich sehr wundern, wenn nicht jetzt die ersten Zuschauer massenweise abschalten." 30. Minute. Auch Merkel rechtfertigt die Milliarden-Hilfe für Opel. Westerwelle: "Hier hätte jetzt die Opposition stehen müssen, weil sich beide Doppelpässe zuspielen. Frau Merkel ergänzt Herrn Steinmeier, Herr Steinmeier ergänzt Frau Merkel." 32. Minute. Thema Energie: Merkel verteidigt die Kernenergie, plädiert für längere AKW-Laufzeiten. Steinmeier will am Atom-Ausstieg wie vereinbart festhalten. Westerwelle: #Herr Steinmeier träumt sich in ein Wunderland. Natürlich brauchen wir erneuerbare Energien. Aber wer heute aus der sauberen Kohle und sicherer Kernkraft aussteigen will, der gefährdet Wohlstand und Umwelt." 34. Minute. Uhrenvergleich: Merkel und Steinmeier haben bis jetzt beide jeweils 13 Minuten und 19 Sekunden geredet. Westerwelle: #Selbst bei der Redezeit herrscht Gleichheit. Wenn das so weitergeht, dann sind heute abend diejenigen die Sieger, die da nicht stehen." 53. Minute. Thema Arbeitsmarkt: Merkel will zusätzliche Jobs über zusätzliches Wachstum. Westerwelle: #Neue Arbeitsplätze gibt es nur, wenn wir endlich Ja sagen zu modernen Technologien - und nicht mehr immer nur einseitig die Risiken sehen." 59. Minute. Thema Staatsfinanzen: Merkel und Steinmeier verteidigen die hohe Neuverschuldung. Westerwelle: #Es ist verheerend. Beide verteidigen die gesamte Regierungszeit, das ganze Schuldenmachen. Und sie werden nicht gestellt. Das ist für die Demokratie sehr unerfreulich." 60. Minute. Steinmeier nennt Steuersenkungen nach der Wahl nicht finanzierbar, Merkel will Entlastungen. Westerwelle: #Erst jetzt - nach einer Stunde - gibt es zwischen Frau Merkel und Herrn Steinmeier den ersten Dissenz. Er will belasten, sie will irgendwann entlasten - quasi als Belohnung für einen Aufschwung. In der Krise ist das erste töricht, das zweite ist halbherzig. Niedrigere Steuern für kleinere und mittlere Einkommen sind doch die Voraussetzung dafür, dass wir mehr Wachstum, neue Arbeitsplätze und damit auch gesündere Staatsfinanzen bekommen." 62. Minute. Thema Gesundheit: Steinmeier kritisiert die FDP, die den Gesundheitsfonds abschaffen will. Westerwelle: #Hier merkt man, dass die Opposition fehlt. Herr Steinmeier attackiert die FDP - und wir können uns nicht wehren." 65. Minute. Auch Merkel verteidigt den Gesundheitsfonds, will ihn erhalten. Westerwelle: #Union und SPD sind beide verantwortlich für dieses bürokratische Monstrum namens Gesundheitsfonds. Logisch, dass sie es gemeinsam verteidigen, obwohl jeder Bürger weiss, dass diese Planwirtschaft alles teurer und nichts besser macht." 71. Minute. Thema Afghanistan: Merkel und Steinmeier verteidigen den Bundeswehr-Einsatz. Westerwelle: #Bei diesem schwierigen Thema haben beide klug argumentiert und bislang auch die richtige Politik gemacht. Wir Liberale wollen, so wie jeder vernünftige Politiker, den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr so rasch wie möglich beenden. Aber überstürzt und kopflos dürfen wir uns nicht zurückziehen, weil sonst am Tag danach unsere Sicherheit hier in Europa noch stärker von Terroristen bedroht ist." 77. Minute. Merkel will eine Koalition mit der FDP, weil die Regierung dann #mehr Wachstum" freisetzen könne. Westerwelle: #Ich freue mich, dass Frau Merkel sich jetzt zu Schwarz-Gelb bekennt. Aber in der Union insgesamt gibt es leider viel zu viele, die insgeheim auf eine Fortsetzung von Schwarz-Rot setzen." 90. Minute. Das TV-Duell ist zu Ende! Westerwelle: "Keiner hat gewonnen, von diesem Duell wird nichts übrig bleiben. Die beiden wichtigsten Themen haben gefehlt: Familie und Bildung. Das waren Szenen einer Zwangsehe. Scheidung nur durch die Wähler." |
Das angebliche Streitgespräch hatte vielmehr den Charakter eines Kabinettgespräches - kontrolliert und höflich. Die Beisshemmung ist verständlich. Beide arbeiteten eng zusammen und durften ihre gemeinsame Arbeit nicht herabwürdigen.Wahrscheinlich wissen sie bereits heute, dass sie wahrscheinlich nochmals zusammenarbeiten müssen. Würde nämlich Schwarz-Gelb gewinnen wäre Steinmeier weg vom Fenster. Ein grosse Koalition wäre für Steinmeier bereits ein Erfolg. Diese Option hatte er bestimmt im Hinterkopf. die Voraussetzungen fehlten für ein aggressives Duell. Ich teile das Urteil der NZZ. Beide kämpften tatsächlich mit stumpfem Degen. |
Nachtrag vom 21. September, 2009 Das geschönte Riesenbild von Steinmeier ist in ganz Deutschland jetzt zu sehen. Siehe Kommentar vor dem Steinmeier Merkel Schlagabtausch. |
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