"Röbi Koller rennt gegen die Kirchenmauer"
titelte der Tagi online den ersten Kommentar nach dem Club vom 17. Februar.
Ich zitiere:
"Erstmals leitete Röbi Koller den "Club" im Schweizer Fernsehen
zum Thema "Der Papst verärgert seine Gläubigen". Sein Pech:
Die Gäste mochten nicht das sagen, was er von ihnen hören
wollte."
Die Diskussion im "Club" (SF) über den Aerger mit der
Vatikankommunikation drehte im Kreis. Moderator Röbi Koller wirkte
lahm, es fehlte die Spannung, aber auch ein klares Konzept. Er griff
nicht lenkend ein. Es war wie in einer Plauderstunde.
Obwohl Röbi Koller ein Medienprofi ist, konnte er bei
seinen ersten Einsatz nicht überzeugen. Ich vermisste seine
Präsenz, vielleicht lag es auch an der Zusammensetzung der
Gesprächsrunde. Jedenfalls verstanden die Papstgetreuen ihre
Botschaften zu festigen - dank geschickter Wiederholungstaktik. Sie
dominierten die Sendung, indem sie immer wieder das Wort ergriffen und
betonten, dass der Papst jedem die Hand geben müsse, der zur Kirche
zurück kehren wolle. Das gälte auch für Sünder und
Menschen, die fragwürdige Meinungen verträten.
Der "Club" packte erfreulicherweise ein aktuelles,
diskussionswürdiges und heisses Eisen an. Es ging um die katholische
Kirche und den Papst und die Exkommunikation der Pius-Bruderschaft mit
dem Holocaust-Leugner Richard Williamson. Offensichtlich wollte Koller
den Kirchenvertretern das Eingeständnis entlocken, dass der Papst
gravierende Fehler gemacht habe.
Doch seine Rechnung ging nicht auf:
Bischof Kurt Koch und Abt Marian Eleganti verteidigten ihren Chef. Abt
Marian betonte, er habe sogar Freude verspürt, als er von der
Aufhebung der Exkommunikation gehört habe. Er freue sich immer, wenn
der Papst die Hand nach jemandem ausstrecke. Und Kurt Koch hörte
nicht auf zu betonen, dass eine Aufhebung der Exkommunikation auf keinen
Fall das Gutheissen aller Werte der Betreffenden bedeute.
Koller gelang es kaum, die vielredenden Anwälte des Papstes zu
unterbrechen.
Der Papst-Kritiker und Philosoph Georg Kohler hielt die Rücknahme
der Exkommunikation für einen krassen Fehlentscheid. Kohler warf der
katholischen Kirche vor, einen Anspruch auf die einzige religiöse
Wahrheit zu erheben:
"Es gibt verschiedene Wege zur Wahrheit, das will Ratzinger nicht
akzeptieren, das ist totalitär"
Abt Marian machte deutlich, wie die Vorstellung der absolute
Ueberlegenheit
der katholischen Kirche in einigen Köpfen verankert ist:
"Man kann von einer Religion nur überzeugt sein, wenn man sie als
Wahrheit und den anderen als überlegen betrachtet."
Der "Club" ist eine der wenigen Sendungen, die auf Dialogen aufbaut. Im
Gegensatz zur Arena, bei der es meist nur darum geht, die eigene
Position vor Mikrofon und Kamera zu "verkaufen". Dialoge sind dort
selten, dafür Duelle. Im "Club" hingegen ist es möglich,
um Meinungen zu ringen. Dank der Sendezeit von 75 Minuten lassen sich
Fragen vertiefen und es kann Sachverhalten auf den Grund gegangen werden.
Im "Club" vom 17. Februar erlebte ich jedoch ein Treten auf der Stelle.
Es fehlte eine echte themenbezogen geführte Diskussion. Jede
Seite leierte die eigene Position herunter. Moderator Koller hätte
versuchen müssen, den Pseudodialog zu lenken und dem Gespräch
mit gezielten Fragen eine neue Richtung zu geben. Die Wiederholung der
gleichen Argumentationsmuster langweilte bald das Publikum. Als normaler
Fernsehkonsument hätte ich nach einer Viertelstunde weggezappt,
doch ich blieb auf Sendung. Ich wollte sehen, ob es Röbi Koller doch
noch gelänge, das verstockte Gespräch zu führen. Röbi
Koller wird bestimmt über die Bücher gehen müssen. Ich kann
mir durchaus vorstellen, dass ihn die Papst - Thematik innerlich nicht
erwärmte und er bei der Auswahl der Teilnehmenden unglücklich
war. Doch bin ich der Meinung, dass ein Moderator auch mit unliebsamen
Teilnehmern einem Gespräch Dynamik geben kann. Dies setzt aber
voraus, dass er in der Frage- und Lenkungstechnik bewandert ist. Nach
bewährter Manier erkundigte ich mich, wie Kollers erste Sendung
angekommen sei, meine Beurteilung verschwieg ich während der
Umfrage. Die Urteile waren einhellig negativ. Hier einige Aussagen:
- Röbi Koller moderierte, als spule er eine Pflichtübung ab.
- Der Moderator wirkte "abgelöscht".
- Es fehlte ihm die Freude am Moderieren.
- Koller schien viel älter als bei der Sendung Quer.
- Ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Sendungen ein hohe Einschaltquote haben.
- Ich glaube, Koller fehlte das notwenige Lampenfieber, das es braucht, damit inneres Feuer entsteht.
- Wahrscheinlich lag dem Moderator die kirchliche Thematik nicht.
- Koller wirkte wie ein Oberlehrer, der genau weiss, was die Schüler antworten.
- Nicht nur Koller war energielos, die ganze Sendung war langweilig!
- Mit so einem Thema kann man auch keine Katze hinter den Ofenloch hervorlocken.
- Warum hatte sich der Moderator nicht besser vorbereitet?
Die Kommentare im Tagesanzeiger klangen weitgehend vernichtend:
- Es war eine der langweiligsten Sendungen!
- Tut mir leid, aber Herr Koller ist beim Club an der falschen Adresse.
Er war schlecht vorbereitet und musste immer auf die Notizen schauen.
- Zu Koller: Wenig Spontaneität. Er hat gelangweilt "in die Welt
geguckt".
- Da muss sich Röbi Koller noch wacker ins Zeug legen, damit er
neben Christine Maier bestehen kann.
Welche Konsequenzen könnte Röbi Koller aus diesen negativen Rückmeldungen ziehen?:
Der neue Moderator müsste künftig jedes Thema sorgfältig
ausarbeiten und sich intensiv vorbereiten. Er müsste sich auch für
die Denkweise der Gesprächsteilnehmer interessieren und ein
Gesprächskonzept zurechtlegen (während der Sendung ist dann
das Konzept im Kopf und nicht mehr auf dem Papier). Die Erfahrungen aus
"Quer" und dem Sendegefäss "Persönlich" genügen für
die anspruchsvolle Moderation im "Club" nicht. Der "Club" ist keine
unverbindliche Plauderrunde. Es geht hier um Dialoge und kontraverse
Meinungen, die diskutiert, vertieft werden müssen. Diskutieren kommt
von discutere (lat. zerlegen)- ein Thema soll von verschiedensten Seiten
beleuchtet werden und der Moderator muss das Gespräch leiten. -
Ich gehe davon aus, dass Röbi Koller - als erfahrener Medienmann -
seine offensichtlich lässige Haltung (das ist doch keine Sache -
das mache ich locker vom Hocker) sofort ablegt und vor der nächsten
Sendung die notwendige Spannung aufbaut. Er wirkte nämlich, als
fehle ihm das notwendige Lampenfieber, die Präsenz, die innere
Spannung (der Eu-Stress). Ohne Freude, ohne höchste Konzentration
wird Koller der Durchbruch nicht schaffen. Wenn er bis zum nächsten
Einsatz in einer Woche seine Einstellung nicht ändert, werden ihm
die Zuschauer weglaufen. Dann sackt die Quote langfristig zusammen. Dies
hat beim Fernsehen recht unangenehme Folgen. Wenn ich dem Moderator
raten müsste, was er nach diesem negativen Start ändern sollte,
würde ich ihm zeigen, wie Christine Maier dank Selbstkritik und
Fleiss sich laufend verbessern konnte. Sei nahm die erste Kritik ernst
und ist zur Top- Moderatorin aufgestiegen. Falls Röbi Koller jedoch
beratungsresistet wäre und glaubt, nicht er, sondern die Zuschauer,
die Gäste, die Kritiker und das Umfeld müssten sich ändern,
dann sähe ich schwarz für ihn.
|