Nach meinem Dafürhalten gilt es jetzt die eigenen Stammwähler
in der Stadt Zürich zu mobilisieren. In der Vergangenheit hat
dies die SP im rot-grünen Zürich meist besser geschafft
als die bürgerliche Seite. Die FDP muss deshalb nicht nur die
Stammwähler dazu bringen auch im zweiten Wahlgang an die Urnen
zu gehen. Es braucht einen zusätzlichen Effort. Denn durch
die umstrittenen eidg. Sachfragen kam es im ersten Wahlgang zu einem
einmaligen Grossaufmarsch. Das wird am 29. März nicht mehr der Fall
sein. Es braucht für beide Seiten einen zusätzlichen Aufwand. Es
gilt für Kandidatinnen möglichst viel Präsenz zu zeigen,
zahlreiche Auftritte zu organisieren und Medienauftritte zu nutzen,
eventuell auch mit Internetaktionen. Wenn es die FDP nicht schafft, die
Stimmen der SVP für sich zu gewinnen, könnten sie von der SP
überholt werden. Hier hat nämlich die FDP ein Problem. Wenn es
um einen Zusammenarbeit ging mit der SVP war die SVP im bürgerlichen
Lager meist ein verlässlicher Partner als die FDP. Ich erinnere
an die letzte Regierungsratswahl, bei der Regierungsrätin Gut
nicht zuletzt dank Unterstützung der SVP die Wahl schaffte. Dann
wurde jedoch bei der Ständeratskandidatur von Ueli Maurer, die
SVP von der FDP im Regen stehen gelassen. Vermutlich wurde bei den
gestrigen Stadtratswahlen der SVP Kandidat Liebi wiederum nicht von
der FDP unterstützt. Ich kann mir deshalb sehr gut vorstellen,
dass die SVP recht gefrustet ist und über den eigenen Schatten
springen muss, wenn sie im zweiten Wahlgang - im Interesse einer
bürgerlichen Politik - die FDP Kandidatin - trotz Groll - dennoch
unterstützt. Kathrin Martinelli bleibt nichts anderes übrig,
als mit einem Gang zu Canossa, in Gesprächen die SVP dazu zu bringen,
trotz den Vorgeschichten, die FDP Kandidatin im zweiten Wahlgang zu
unterstützen. Gelingt es der FDP nicht, auf die SVP zuzugehen,
kommt es zu einer Retourkutsche und Mauch wäre gewählt.
Nicht die Rhetorik der beiden Frauen ist nun während
der kommenden Wochen entscheidend. Wer die Wähler besser
mobilisieren kann, wird das Rennen gewinnen. Ausschlaggebend ist,
wer die Stimmberechtigten besser für sich gewinnen kann. Die FDP
ist nun im zweiten Wahlgang eindeutig auf die SVP angewiesen. Die FDP
muss über den Schatten springen und auf die SVP zu gehen. Ohne
bürgerlichen Block sehe ich für Kathrin Martinelli schwarz.
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