|
In regelmässigen Abständen kommen Service-Clubs in den
Generalverdacht, es handle sich da um geheimbundähnliche Netzwerke,
deren Mitglieder sich Posten zuschanzen und sich gegenseitig Vorteile
verschaffen. Während der letzten Tage geriet der Rotary-Club unter
Beschuss des "Zürcher Tages-Anzeiger". Der Vorwurf, in Zürich
könne man nur "von Rotarys Gnaden" Handelsrichter werden, verstummte
erst, nach dem Outings des Chefredaktors Peter Hardmeier (er ist selbst
Mitglied des Service Clubs Kiwanis).
Ich wurde von den SN kurzfristig gebeten, fürs Forum ein paar
klärende Zeilen über Rotary zu schreiben.
Der Artikel erschien am 7. Februar 2009.
|
Rotary: Trotz Transparenz sind Missverständnisse möglich
Rotary - der Treffpunkt des Lokalkolorits - ein Geheimbund mit viel
Einfluss? Dies wurde in den letzten Tagen in den Medien suggeriert. Doch
Rotary ist nicht geheim, sondern nur zurückhaltend, wenn es um die
Kommunikation guter Taten geht.
Von Marcus Knill
Ist Rotary ein Club, dessen Mitglieder nach seinen Satzungen die
Freundschaft pflegen, privat und beruflich ethische Grundsätze
anerkennen und sich für die Verständigung unter den Völkern
in einer Weltgemeinschaft von Berufsleuten dienend einsetzen? Oder
versteckt sich hinter Rotary doch etwa ein Geheimbund, dessen Mitglieder
sich gegenseitig weiterhelfen? Die jüngsten kritischen Beiträge
in verschiedenen Medien suggerierten diese Unterstellung.
Als der Rotary Club Schaffhausen 1988 seinen fünfzigsten Geburtstag
feierte, nahm ich mit dem damaligen Präsidenten Hans Peter Rohr
an der Medienkonferenz teil. Ich erinnere mich noch gut, dass ein
Journalist sagte:
"Sie müssen doch zugeben, dass Rotary ein elitärer Club -
ein Geheimbund - ist."
|
Hans Peter Rohr klärte mit seiner Antwort treffend, was in der
Öffentlichkeit oft missverstanden wird:
Das französische Verb éliter heisst auswählen. Und
dies machen wir bewusst. Niemand kann sich bei uns bewerben. Der
Club schlägt ausgewählte Personen zur Wahl vor. Wir wollen
unterschiedlichste Berufe (Klassifikationen) in unserem Club. So
gesehen stimmt das Wort elitär. Wer findet, Rotary sei ein
Geheimbund, der irrt. Rotary ist lediglich zurückhaltend, wenn
es darum geht, die guten Taten und Spenden an die grosse Glocke zu
hängen. Die Clubs sind im Grunde genommen international verbreitete
Wohltätigkeitsclubs mit den Zielen humanitäre Dienste,
Einsatz für den Frieden und Völkerverständigung wie auch
"Dienstbereitschaft im täglichen Leben". Rotary hat weltweit grosse
Wohltätigkeitsprojekte. Durch die bewusste Zurückhaltung bei
der Öffentlichkeitsarbeit ist es verständlich, wenn hinter
Rotary etwas Geheimnisvolles vermutet werden kann. Dem ist aber nicht
so. Unsere Strukturen sind völlig transparent.
Rotary International hat als Logo ein Zahnrad mit 24 Zähnen. Seit
Plato symbolisiert der Kreis die Zahl Eins oder Ganzheit. Die Mitglieder
sind gleichsam die Zähne auf diesem Rad. Jeder Rotarier trägt
dazu bei, dass sich das Rad dreht. Wenngleich unterschiedlichste
Berufsgruppen ineinander greifen (Handwerker, Künstler, Manager,
Politiker, Beamte usw.), ergibt sich durch regelmässige Kontakte eine
Verzahnung, eine Wertegemeinschaft, in der jeder seine Fähigkeit
einbringt. Das entspricht den Vorstellungen des Gründers von
Rotary, Paul Harris (der erste Club wurde in Chicago am 23. Februar 1905
gegründet, nach dem Grundsatz: "Gemeinschaft von Berufsleuten"). Die
Angehörigen des Clubs sind unabhängig von politischen und
religiösen Richtungen.
Die Unterstellungen und Behauptungen im "TagesAnzeiger" von dieser Woche
beruhen auf einer falschen Einschätzung.
Erstens ist Rotary kein geheimer Zirkel.
Zweitens liegt in der Feststellung, dass Rotarier Rückenwind
geniessen, nichts Anrüchiges. Das "Rückenwind-Phänomen"
gilt für jedes Netzwerk, wie zum Beispiel Lions, Freimaurer,
Kiwanis oder Round-Table.
Wenn Journalisten zudem die Macht der Rotarier anprangern, hat sich
der Autor zu wenig mit dem Begriff Macht auseinandergesetzt. Jeder,
der etwas machen kann oder machen lassen kann, hat Macht. Verwerflich
ist nur der Machtmissbrauch.
Zurück zum Rotary-Rad: Das Drehen dieses Rades beleuchtete Zeitfragen
bewusst von verschiedenen Seiten. Der Wechsel der Sichten ist es, der
von den Mitgliedern als besondere Stärke von Rotary empfunden wird
und zwangsläufig zu einer Horizonterweiterung führt.
Marcus Knill ist Mitglied des Rotary Clubs Schaffhausen, Klassifikation:
Kommunikation und Medien.
|
|
Nachtrag vom 8. Februar, 2009:
Ein Kommentar in der Sonntagsausgabe der NZZ über Peter Hartmeier,
dem Noch-Chefredaktor des Tages-Anzeigers. Hartmeier, der selbst im
Lions Club engagiert sein soll, fiel in einem Meinungs-Artikel plötzlich ein,
dass Rotarier auch viel Gutes tun. Der Tagi Chef wird veraussichtlich dieses Jahr
als Verleger tätig werden.
Wikipedia Einträge über
|
|