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www.rhetorik.ch aktuell: (02. Feb, 2009)

Blochers Mediendominanz in diesem Jahr

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Auch negative Beiträge über Christoph Blocher haben seine Publizität erhöht. Blocher war nach der Abwahl geknickt und man hatte das Gefühl, er konnte seine Abwahl nie mehr verkraften. Am letzten Freitag erstaunte Blocher kämpferisch. Er argumentierte sicher und überzeugte. Auch im Blocher TV mit Matthias Ackeret argumentierte er auch souveräner, leierte nicht wie zu oft seine alte Platten herunter. Die Zuhörer erfuhren aufschlussreiche Details. Blocher schien sich sicher zu fühlen. Es könnte sein, dass sich diese Sicherheit auf das Abstimmungsresultat vom nächsten Wochenende auswirkt. Bis jetzt hiess es, dass ein "Ja" bei der Personenfreizügigkeit eindeutig stehe. Der Endspurt der SVP könnte das Abstimmungsresultat noch beeinflussen.




Nachtrag vom 3. Februar 2009:


Auch in Schaffhausen traf ich im Hombergerhaus einen Christoph Blocher, so wie ich ihn früher erlebt habe. Wie gewohnt - vor vollem Haus. Er verstand es innert weniger Minuten, das Schaffhauser Publikum persönlich anzusprechen. Jemand habe ihm telefoniert: "Nach Schaffhausen müssen Sie nicht kommen, die Schaffhauser sind in den Ferien". Einen andere Person habe ihm gesagt, er solle doch kommen, denn nicht alle seien in den Sportwochen. An das Publikum gerichtet, ergänzte dann der alt Bundesrat: "Ist doch gut, dass die anderen (gemeint waren die Befürwortern) in den Ferien sind". Nach diesem Einstieg, der mit einem Lachen quittiert wurde, baute der gewiefte Rhetoriker seine Argumentationskette an einem nachvollziehbaren roten Faden auf. - Es geht um die Frage, was wir mit der Personenfreizügigkeit machen, wenn es der Schweiz schlecht geht. - Blocher belegte mit Zitaten von Deiss und Calmy-Rey, dass der Bevölkerung vor der ersten Abstimmung immer versprochen wurde, dass jede Erweiterung dem fakultativen Referendum unterstellt sei. "Es gibt keinen Automatismus" (Deiss) "Falls die EU weitere Staaten aufnehmen will, kann die Schweiz dann wieder darüber abstimmen!" Davon sei jedoch heute von den Befürworten nichts mehr zu hören. Im Gegenteil: Sie sprechen von einer Guillotine. Wir würden mit einem "Nein" die Bilateralen Verträge bodigen. Wir hätten dann einen Scherbenhaufen. Dabei habe das Volk eindeutig das Recht und die Möglichkeit, Stellung zu nehmen und nach dem Nein müsste der Bundesrat das geschnürte Päcklein auflösen. Denn niemand könnte nämlich sagen, welcher Teil des Paketes mit den "Nein" verneint wird.


Mich erstaunte, wie strukturiert Blocher den Vortrag gliederte und die Gegenargumente raffiniert konterte: das geschnürte Päckli müsse mit einem Nein unbedingt ausgepackt werden, damit man nachher über die zwei Fragen getrennt abstimmen könne.

Man erlebte in Schaffhausen zum dritten Mal einen Rhetoriker, der mich an die guten alten Zeiten erinnerte. An jene Zeiten, als Blocher souverän und bestimmt Argumente auf den Punkt bringen konnte. Was mir auffiel: Er polterte weniger und sprach nicht ständig mit Hochdruck. Die Stimme blieb über längere Phasen moderat.


Nachtrag vom 8. Februar 2009:

Blocher musste eine neue Niederlage einstecken. Die Schweizer stimmten deutlich mit 59.6 Prozent für die Erweiterung der Personenfreizügigkeit.

Vor allem Wirtschafts- und Arbeitnehmerverbände reagieren erfreut auf die Zustimmung zur Weiterführung und Ausdehnung der Personenfreizügigkeit.


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