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www.rhetorik.ch aktuell: (13. Jan, 2009)

Zum Medienrummel Ramona

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Die 13 jährige Ramona mit ihrem Sohn Nico beantwortet Fragen der Journalisten. Photo: Manuel Zingg
Die Geschichte einer 13 jährigen Schülerin, die mit Bauchschmerzen in den Spital eingeliefert wird - mit der Diagnose "Blinddarmentzündung" - und dann ein Kind auf die Welt bringt, ist eine klassische Mediengeschichte:

  • sie kann personalisiert werden
  • sie weckt Emotionen
  • sie ist aussergewöhnlich


Dass eine Schülerin nicht gelernt hat, mit Medien umzugehen, liegt auf der Hand. Weil niemand das Management im Umgang mit Informationen an die Hand genommen hatte, musste es schief kommen. Alle Akteure informierten individuell und unkoordiniert. Oft auch gegensätzlich: Ramona selst, ihre Mutter und Grossmutter, der mutmassliche Vater, der Klassenlehrer sowie der Arzt. Ein Medienrummel war somit vorprogrammiert.


Aus der "Basler Zeitung":

Medienrummel in Obergerlafingen - 13-jährige Mutter im Dauerstress 09.01.2009, 12:20 Uhr Das Interesse um die 13-jährige Schülerin, die vor Weihnachten einen Sohn gebar, ist riesig. Die frisch gebackene Grossmutter leidet, ihre Tochter will wieder zur Schule. "Jetzt nehme ich keine Telefonate mehr an", sagt die Mutter der 13-Jährigen zum "Blick"-Reporter. Angeblich haben sogar TV-Stationen aus dem Ausland für ein Interview angefragt. Vor der Haustür stehen sich die Reporter die Füsse platt, doch die will sie nicht mehr reinlassen, "das ist uns alles zu viel", so die 47-Jährige. Zwar prahlt ihre Tochter, Ramona, "ich bin fitter als meine Mam", doch langsam scheints auch der jüngsten Mutter der Schweiz zu viel zu werden. "Ich bin froh, wenn sich der Rummel wieder legt." Im Interview mit Radio1 sagte die 13-Jährige, sie wolle nächste Woche wieder zur Schule gehen. Für Söhnchen Nico ist dann wohl ihre Mutter zuständig. "Wegen des enormen Medieninteresses" sei der Termin für die Rückkehr an die Schulbank aber noch unklar.

Jugendpsychiater rät Ramona: Ein grosser Medientermin, dann Schluss Von Daniel Rohrbach, 09.01.2009, 16:00 Uhr Riesig ist das Interesse von Radio, TV und Presse um die 13-jährige Ramona Obi aus Obergerlafingen, die am 19. Dezember den kleinen Nico zur Welt brachte. Tipps erhält sie von Behörden, auf dass wieder Ruhe einkehre. Tapfer liess Ramona Obi am Freitag den Medienrummel bei sich zu Hause in Obergerlafingen über sich ergehen. Die Kamerateams von Schweizer Fernsehen, Telebärn, Tele Züri, Tele M1, Zeitungsfotografen und Journalisten standen sich in der Wohnstube auf den Füssen herum. Nachdem Ramonas Mutter Heidi Obi an den Tagen zuvor nur dem "Blick" Eintritt in ihr Eigenheim gewährte, entschloss sie sich - auf Anraten des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes - den ganzen Medienstress für sich und ihre Tochter in einem Aufwisch hinter sich zu bringen. "Damit bei uns endlich wieder Ruhe einkehrt", wie sie mehrmals betonte. Ein wenig verlegen, doch ungekünstelt und nicht ohne Stolz posierte Ramona mit ihrem kleinen Nico und beantwortete artig die Journalistenfragen. Als schön aber auch anstrengend umschrieb sie ihr Mutterdasein und gab mit entwaffnender Ehrlichkeit zu, dass die Rund-um-die-Uhr-Betreuung ihres Nicos aus ganz schön stressig sein könne. Und sie bedauerte, dass wegen des ganzen Rummels sie nicht mehr einmal dazu komme, Nico mit dem Kinderwagen auszuführen. Ramona Obi möchte schon bald wieder zur Schule gehen. Allerdings nicht bereits in zwei Wochen, wie sie sich das eigentlich vorgestellt hatte. Wegen des ganzen Rummels möchte sie sich dazu etwas mehr Zeit lassen. Voraussichtlich nach dem Sportferien im Februar will sie den Unterricht in der 1.Oberstufe in Gerlafingen aber wieder aufnehmen. Für den Hütedienst werden dann ihre Mutter und ihre Grossmutter besorgt sein. "Auf mein Umfeld konnte ich zählen", sagte Heidi Obi. Auch materiell sei "alles da". Von ihrer Tochter nicht beantwortet haben wollte Heidi Obi die Frage, ob Ramona denn wirklich nichts von der Schwangerschaft bemerkt habe. "Sie muss jetzt zuerst verarbeiten, was da überhaupt passiert ist", sagte sie dazu. Ähnliches gilt wohl auch für Heidi Obi zu sagen. "Jetzt bin ich schon ein wenig stolz", sagte sie zu ihren unverhofften Grossmutterfreuden. Zuerst sei ihre Mutter aber "schon nicht so glücklich gewesen". Sie habe es an ihrem Gesicht an gesehen, beantwortete Ramona eine entsprechende Frage. Kurz darauf drängte Heidi Obi ihre Tochter dazu, den Journalisten zu sagen, was sie doch schon lange wolle und soufflierte ihr dabei die Worte: "Lasst mich jetzt in Ruhe." Nico hingegen, nachdem er zuvor noch ein Demonstrationswickeln über sich ergehen lassen musste, döste zufrieden ein. (Solothurner Tagblatt)

Ramonas Ex-Freund bestreitet Vaterschaft 10.01.2009, 07:57 Uhr Gross ist die Aufregung um die jüngste Mutter der Schweiz, Ramona aus Obergerlafingen, und ihren Sohn Nico. Wer der Vater des Kleinen ist, bleibt aber unklar. Ihr 13-jähriger Ex-Freund aus dem Nachbardorf Recherswil sei Nicos Vater, so Ramona. Doch dieser scheint das nicht wahrhaben zu wollen. Sein Sporttrainer sagte gegenüber der "Solothurner Zeitung", er habe mit ihm geredet. "Er hat mir gesagt, er habe gar nie mit der Ramona geschlafen, er habe das nicht gewollt. Er sei nicht der Vater, das werde der Vaterschaftstest beweisen." Und auch die Mutter des jungen scheint nicht an die Version zu Glauben, dass ihr Sohn gerade erst Vater geworden sein soll. "Wir sagen nichts. Solange nichts bewiesen ist, gibt es keine Informationen", so die Frau zur "Solothurner Zeitung". Und: "Er hat schon genug am Hals mit der Schule, nun auch noch diese Scheisse." Anders tönt es bei der Mutter von Ramona: "Es geht uns gut, das ist die Hauptsache. Wir wissen zwar, wer der Vater ist, aber zum jetzigen Zeitpunkt wollen wir nichts dazu sagen", so die frischgebackene Grossmutter zur "Solothurner Zeitung".


Blick
Die Geschichte zeigt, dass Informationsmanagement bei Medienauftritten ein Muss ist. Vor Medienauftritten müssen die Informationen gemanagt und koordiniert werden. Im Fall Ramona hätte zuerst festgelegt werden müssen, wer vor den Medien spricht. Falls dies mehrere Personen sind, hätte geklärt werden müssen, was gesagt wird und was nicht gesagt wird. Was von den Betroffenen vor allem nicht beachtet wurde ist die Frage, wo die Grenze zwischen Privatheit und Öffentlichkeit gezogen werden soll. Ein Koordinator hätte eine Kernbotschaft festlegen müssen, die den Medien kommuniziert wird. Diese Botschaft muss aus Tatsachen bestehen. Aber nicht alles was wahr ist, müsste gesagt werden.

Ramona hätte in einem Kurzcoaching für Medienauftritte in einem Simulator vorbereitet werden müssen. Ein Kind kann nicht wissen, wie die Medien ticken. Es gibt Personen, die sich inhaltlich nicht hätten äussern sollen. Der mutmassliche Vater zum Beispiel hätte bei Anfragen nur konsequent sagen müssen:

"Es ist eine Abklärung im Gang. Bis die Resultate auf dem Tisch liegen, gebe ich keine Stellungsnahme ab!"



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