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www.rhetorik.ch aktuell: (17. Nov, 2008)

Wirbel um Blocher Come-Back

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Karikatur von Kravarik
Im Bestseller "das Blocher-Prinzip" legte Matthias Ackeret dar, welche Prinzipien den Unternehmer, Politiker, Offizier und Wirschaftsmann schlussendlich zum Bundesrat gebracht hat. Im Dezember 2007 wurde dann aber die Ikone Blocher in einer Nacht und Nebelaktion überraschend als Bundesrat abgewählt. Seit jenem für die SVP schwarzen Tag erlebte man einen verletzten, gekränkten und frustrierten Christoph Blocher. In wöchentlichen "Blocher TV" Interviews kam er wiederholt auf diese traumatische Abwahl zu sprechen. Offensichtlich konnte er diese für ihn hinterhältige Aktion nie richtig überwinden. Er selbst behauptete, die Abwahl gut verkraftet zu haben. Man spürte aber, dass Christoph Blocher alles tun würde sich nochmals als Bundesrat zu profilieren. Nach dem Rücktritt Samuel Schmid war für ihn nun die Zeit reif. Der selbstbewusste Wirtschaftsmann sagt heute unumwunden, er habe die notwendigen Voraussetzungen. Er sei der beste, um die derzeitigen Krisen zu meistern. Er müsste sich nicht einleben, weil er den Job schon kennt. Es ist erstaunlich, dass er sich portieren lässt, obwohl er keine Chance hat, gewählt zu werden.
20 Minuten Umfrage
Der nun schon älter gewordene Blocher kommuniziert heute aber verbissener und holperige als früher. Es gibt Aussetzer, Wortfindungsstärungen, Formulierungsprobleme, wie zum Beispiel bei der "ARENA" Sendung mit Eveline Widmer - Schlumpf. Nur in geschützten Rahmen, wie beim "Tele Blocher", erinnert er an den früheren Politiker. Wer das letzte Interview im "10 vor 10" gesehen hat, konnte feststellen, dass Christoph Blocher "ich"-bezogener und uneinsichtiger geworden ist. Er hat nach wie vor ein ausgesprochen starkes, fast missionarisches Sendungsbewusstsein. Dies ist bei seinem Bruder Gerhard Blocher noch ausgeprägter. Ein lächerlichen TV Auftritt Gerhards hatte dem damaligen Bundesrat viel geschadet und seine Abwahl vielleicht gar erst ermöglicht. Die Gebrüder Blocher sprechen beide "blumig": sie haben die Bild-Rhetorik im Blut. Schon deren Vater, ein Theologe, hatte seinen Kindern bereits am Esstisch beibrachte: "Redet so, dass man es sieht!" Dank diesem Rat hat Christoph Blocher bis eine enorm grosse Medienpräsenz. Obwohl er mit seinen provokativen Thesen stets polarisiert, schart sich immer noch eine riesige Anhängerschaft, die ihn den Mann sehen, der von den Übeln der Globalisierung schützt und die Unabhängigkeit der Schweiz bewahrt.

Es ist erstaunlich und einmalig, dass das Phänomen Blocher vor diesen Erneuerungswahlen wieder eine solche Medienpräsenz heraufbeschwört. Auch Politologin Regula Stämpfli staunte, wie das Marketing Blochers einmal mehr gut funktioniert.

So wie der ehemalige SP Parteipräsident Hansjürg Fehr sich auf das Feinbild Blocher eingeschossen hatte und damit die Medienpräsenz von Christoph Blocher zusätzlich förderte, verhelfen derzeit die Blocher Gegner ihrem Feindbild zu grösserer Medienpräsenz.

Alle Medien wollen Interviews. Das Tagesanzeiger Magazin bringt diese Woche sogar einen Sonderbeitrag. Blocher wird von Kameras umringt und ein Kranz von Mikrofonen will seine Worte erhaschen. Das Teleblocher Interview, das am 18. November ausgestrahlt wird, könnte eine Traumeinschaltquote erhalten.

Der abgewählte Bundesrat schaffte es wieder die Medien in seinen Bann zu ziehen. Die Situation ist spannend, denn der Entscheid der Zürcher SVP, Christoph Blocher als Einzelkanditat zu küren, ermöglicht es der SVP, eine einmalige Kamikazeaktion zu betreiben. Weltwoche Chefredaktor Roger Köppel hat in der "Arena" darauf hingewiesen, dass die SVP nach im letzten Dezember nach der Abwahl festgestellt hat, Blocher sei der beste Bundesrat gewesen. Sie müsste diesen also konsequenterweise auch wieder vorschlagen. Würde die SVP Christoph Blocher fallen lassen, wäre die Partei bei den Blocher-Anhängern unglaubwürdig.

Es sieht so aus, als ob Blocher als Kandidat aufgestellt wird. Wohl kaum als Einzelkandidat; Es könnte ein Zweierticket geben.

Das Blocherphänomen hat sich zu einem Hypnose-Phänomen gemausert. Es ist erstaunlich, dass eine Partei freiwillig auf dem Weg ist einen Kamikazekurs zu beschreiten und sich viele Parteiangehörige wie Lemminge verhalten.

Bei der Rede nach der Abwahl drohte Blocher, er werde die Gegner beunruhigen. Das hat es tatsächlich geschafft.
Nachtrag vom 18. November:

Der Blick nimmt einen Teil dieser Ausführungen als Aufhänger und macht einen Teil zur Titelgeschichte. Leider ist im Artikel von Gestik die Rede. Ich hatte Körpersprache geschrieben.
Der "Blick" Text::
Kommunikations-Experte Marcus Knill über Christoph Blocher "Er macht den Eindruck eines verletzten Tieres":
Der früher so eloquente Redner hatte mehrfach Sprachfindungsstörungen, Formulierungsprobleme, regelrechte Aussetzer. Das kannte man früher von Christoph Blocher nicht. Aber seit seiner Abwahl treten die Aussetzer öfter auf. Für alle sichtbar auch in der Arena-Diskussion mit Evelyne Widmer-Schlumpf. Irgendetwas stimmt nicht mehr mit Christoph Blocher.
Gestik: Sein Gesicht wirkte verhärtet. Sein Ausdruck strahlte Sturheit, Verbissenheit und Ich-Bezogenheit aus. Er scheint in sich selbst gefangen. Auf mich machte Blocher den Eindruck eines verletzten Tieres. Die Wunde seiner Abwahl schmerzt unvermindert weiter. Obwohl er vor der Bundesversammlung keinerlei Chance hat, stiert er seine Kandidatur durch. Lieber opfert er sich selbst - und seine Partei -, als sich in sein Schicksal zu fügen. Auf die Frage, was aus der SVP im Falle einer erneuten Nicht-Wahl würde, antwortete Blocher mit einem Anflug von Schadenfreude im Gesicht: "Dann bleiben wir in der Opposition." Was wohl heissen soll: Wenn ich nicht kommen kann, dann ist die beste Lösung ausgeschaltet. Botschaft Trotz allem besitzt Blocher nach wie vor grosse Suggestionskraft. Er kann Menschen beeinflussen, fast wie ein Sektenprediger. Interessant die Momente, in denen er voll Sendungsbewusstsein über seinen neuen Auftrag sprach: "Meine Partei hat in dieser schwierigen Situation gesagt, du bist der Kandidat, der jetzt antreten sollte." Blochers Augen leuchteten regelrecht. Man hat unweigerlich das Gefühl: Dieser Mann glaubt wirklich, was er da sagt. Sein Auftrag ist für ihn wie Religion. Das Wort Religion kommt ja vom Lateinischen re-ligio - Zurückbindung. Blocher fühlt sich fest an diesen Auftrag gebunden. Nämlich die Schweiz zu bewahren vor allem Bösen. Blochers Botschaft hat messianische Züge. Deshalb ist er auch felsenfest davon überzeugt, dass er allein diesen Auftrag erfüllen kann.



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Titelblatt Blick


Im "Bund", "Tagi" und in der "BAZ" erschien folgender Text:
Wie stark angeschlagen ist Blocher?
"Christoph Blocher ist der beste und fähigste Kandidat unserer Partei." Diesen Satz wiederholen die SVP-Politiker in diesen Tagen fast schon gebetsmühlenartig - und auch Blocher selber sieht sich als Nummer Eins der Partei, wie er gestern auf "Teleblocher" unmissverständlich klar machte. Blocher, 68, hat in der Tat in den vergangenen Jahrzehnten das Schweizer Politgeschäft dominiert. Nur: Kann er das auch in Zukunft?
Blocher "wie ein verletztes Tier"
Zweifel sind angebracht. In seinen jüngsten Auftritten zeigte sich Blocher angeschlagen. Im Interview mit "10vor10" vom vergangenen Montag verhaspelte er sich mehrmals, suchte nach Worten und fand doch nicht die richtige Formulierung. "Irgendetwas stimmt nicht mehr mit Blocher", lautete nach dem Auftritt das Verdikt des Kommunikations-Experten Marcus Knill im "Blick". Blocher mache auf ihn den Eindruck eines verletzten Tiers.


Quelle: Infographik NZZ


Nachtrag vom 19. November 2008

Auch der Tagesanzeiger, die Basler Zeitung und die NZZ kommt zu einem ähnlichen Schluss. Die Echos vom "Blick" Beitrag zeigen, dass Blocher polarisiert.




NZZ-online:

"Niemand in der SVP bestreitet, dass ich der Fähigste bin." Diesen Satz sprach Christoph Blocher in zahllose Mikrofone, nachdem ihn seine Zürcher Kantonalpartei als alleinigen Bundesratskandidaten lanciert hatte. "Ich muss das machen in dieser schwierigen Zeit." Die öffentlichen Auftritte von Christoph Blocher irritieren. Der 68-jährige Polit-Haudegen wirkt fahrig, angespannt, erschöpft. Er argumentiert nebulöser als früher. Man erinnert sich auch nicht daran, dass er sich schon einmal derart ostentativ als ungekröntes Oberhaupt der SVP tituliert hat. Ist sein Versuch, den am 12. Dezember 2007 verlustig gegangenen Bundesratssitz zurückzuerobern, die Zwängerei eines Gekränkten? Ausserhalb der SVP versteht jetzt niemand, weshalb Altbundesrat Blocher glaubt, er allein sei dazu befähigt, die Armee zu disziplinieren, die Wirtschaft anzukurbeln, die Schweiz zu retten. Die politische Karriere von Christoph Blocher
1964 - 1971 Bürgerlichen Studentengruppe Studentenring an der Uni ZH. Präsident der juristischen Fachschaft, Mitglied des Grossen Studentenrates
1974 - 1978 Mitglied des Gemeinderates Meilen
1975 - 1980 Zürcher Kantonsrat
1977 - 2003 Präsident der SVP Kanton Zürich
1979 - 2003 Nationalrat
1986 - 2003 Präsident der AUNS
2003 - 2007 Bundesrat, Vorsteher des EJPD, Abwahl am 12. Dezember 2007 durch das Parlament.
2008 Vizepräsident der SVP Schweiz
Christoph Blocher hat, obschon er selber nie die SVP Schweiz präsidierte, seinen Nimbus als unantastbare Galionsfigur der Volkspartei konsequent kultiviert. Das Zürcher Albisgütli avancierte zum Wallfahrtsort für seine Fangemeinde. Er hat Millionenbeträge in politische Kampagnen investiert. Er hat Standortbestimmungen ("Zehn Jahre nach dem Nein zum EWR-Vertrag", Dezember 2002), Entgegnungen ("Lappi tue d'Augen uf", Februar 2003) und Wahlzeitungen ("Blocher stärken! SVP wählen!", Herbst 2007) millionenfach unters Volk gebracht. Die Rechnung ging für die SVP auf.


Ebenso konsequent hat Christoph Blocher SVP-intern seine politische Linie durchgesetzt. Wer sich ihm in den Weg stellte, musste früher oder später mit Sanktionen rechnen. Die Grabenkämpfe zwischen Bernern und Zürchern wurden zwar mit offenem demokratischem Visier ausgetragen, aber auch mit Haken und Ösen. Sachpolitisch hatte sich Blochers Zürcher Linie spätestens 2003 durchgesetzt. Vorher und nachher blieben parteiintern auf der Strecke: Die Bundesräte Adolf Ogi, Samuel Schmid, Eveline Widmer-Schlumpf, die Bündner SVP in corpore und all jene Enttäuschten, die sich jetzt in der neuen BDP zusammenraufen.

Loyale Entourage - treue Basis Die heutige Basis der SVP akzeptiert Blochers parteiinterne Vormachtstellung fast uneingeschränkt. Das gilt erst recht für seine engste Entourage: Der nationale Parteipräsident Toni Brunner, dessen Vorgänger Ueli Maurer und Fraktionschef Caspar Baader tragen die Kandidatur Blochers vorbehaltlos mit. Nationalrat Christoph Mörgeli schlüpfte zeitgleich mit Samuel Schmids Rücktrittserklärung in seine jahrelang erprobte Rolle als erster Sekundant Blochers. Nationalrat Hans Fehr, als Geschäftsführer der jahrelang von Blocher präsidierten Auns von Amtes wegen zum Gleichschritt verpflichtet, sieht für die SVP-Fraktion keine andere Möglichkeit, als Blocher zu nominieren: "Weil er der Fähigste ist."

Bevor Christoph Blocher ins Rennen gestiegen ist, hat er strategisch kalkuliert. Er versicherte sich, dass die SVP-Führung hinter ihm steht. Er weiss auch, dass das SVP-Fussvolk hinter ihm steht - jene immer grösser gewordene Basis, die ihm an Parteitagen, an Kundgebungen und Inszenierungen mit Ovationen überschüttet hat. Jetzt geht er davon aus, dass er seine Basis vor den Kopf gestossen hätte, wenn er nicht nochmals angetreten wäre. Handkehrum erwartet er, dass ihm die SVP-Bundeshausfraktion Gefolgschaft leistet. Ohne Wenn und Aber. Das ist die rationale Rechnung Christoph Blochers.

Der "Plan Blocher" Hinzu kommt die emotionale Komponente. Weder Christoph Blocher noch seine SVP haben den 12. Dezember 2007 vergessen. Die Abwahl des amtierenden Bundesrats Blocher bedeutete für die meisten Mitglieder der SVP einen Affront sondergleichen. Was für Aussenstehende eine bittere Pille sein mochte, war für die SVP ungleich schlimmer. Eine Demütigung. Auch Blocher gelingt es zurzeit nicht, seine Wut zu kaschieren. Die Verbitterung über seine Abwahl ist mit Sicherheit eine Triebfeder seines Handelns.

Viele spekulieren, dass der alternde Fuchs noch einmal politisch taktiere. Christoph Blocher stellt dies in Abrede. Für "Schlaumeiereien" im Vorfeld der Bundesratswahl sei er nicht zu haben. Das mag wohl sein. Allerdings: Jene Exponenten innerhalb der SVP, die dem "Plan Blocher" der Zürcher Kantonalpartei kritisch gegenüberstehen, sollten sich wappnen. Die Sekundanten werden alles daran setzen, dem "Plan Blocher" parteiintern zum Durchbruch zu verhelfen. Falls die Bundeshausfraktion anders entscheiden würde, wäre das für die SVP ein Desaster.

Von aussen betrachtet, überzeugt die Übungsanlage gleichwohl nicht. Die Bundesversammlung entscheidet am 10. Dezember nach eigenem Gutdünken und in demokratischer Wahl, wer für die Nachfolge Samuel Schmids am besten befähigt ist. Der Weg ins Bundesratszimmer hat noch nie mit dem Kopf durch die Wand geführt.




Nachtrag vom 21. November Im "Blick" vom 21 zeigt Henry Habegger eine "Bubentrick" auf, mit dem Blocher doch gewählt werden könnte: Die SVP-Fraktion nominiert in einem Zweier-ticket Blocher und Maurer. Nach den ersten beiden Wahlgängen erreicht niemand das absolute Mehr. Ab dem dritten Wahlgang fällt der Kandidat mit den wenigsten Stimmen aus dem Rennen. Keine weiteren Kandidaten können einsteigen. Nachdem der Grüne fällt als Letzter rausfällt, ist Maurer an der Spitze aber unter dem absoluten Mehr. Maurer steigt vor dem entscheidenden Wahlgang aus. Nur Blocher bleibt übrig. Blocher muss nur eine Stimme kriegen, um gewählt zu werden, gegen den Willen der Bundesversammlung.


Nachtrag vom 22. November 2008: Zum Ausdruck "Blocher ist wie ein verletztes Tier"

Die Analogie Blocher ist wie ein verletzten Tier ist nicht neu: Schon Roger Köppel schrieb in der Weltwoche über Blochers Auftritt in der "Arena" Sendung gegen Eveline Widmer- Schlumpf:

"Wie war die Konfrontation zwischen Widmer-Schlumpf und ihrem abgewählten Vorgänger? Blocher wirkte, immer noch, wie ein verletztes Tier, das zu gewaltigen Hieben und Tritten ausholte, die Gegner wegtrampelte und -stampfte, aber es mangelte an Feinmotorik und Präzision. Man merkte ihm an, dass er als Bundesrat über unbegrenzte Redezeit verfügte, er liess sich, einmal in Fahrt, nicht mehr unterbrechen, pfadete rhetorisch drauflos, doch die Monologe kamen zu selten und zu spät auf den Punkt. Die Bundesrätin liess die Angriffe wie an zähem Leder abprallen. Sie dozierte Statistiken und juristische Ableitungen, wirkte gut vorbereitet, aber sie hatte auch den vollen Flankenschutz des Publikums und eines insgesamt souveränen Moderators, der unfreiwillig zum Bodyguard der Bundesrätin wurde, weil es die neue Studiodramaturgie erzwang."

Quelle: Weltwoche Ausgabe 21/8




Nachtrag vom 23. November 2008: Blochers Retter Rhetorik

Obschon Christoph Blocher keine Chance mehr hat, Bundesrat zu werden, lässt er sich doch nominieren und fühlt sich verpflichtet, das Land in der Krisensituation zu retten. Aussenstehende beurteilen dieses Verhalten als Zwängerei. Blocher begründet zwar seine Nomination immer mit der "schwierigen Situation", in der die Schweiz steckt. Er beschwört dabei die Krisen, obschon er nicht Wirtschaftsminister würde und mit dem VBS Departement vorlieb nehmen müsste. Dem Land drohen nach Blocher auch soziale Spannungen und Gewalt, Flüchtlingsströme und die Armee sei nicht auf die neue Lage der Krisensituationen vorbereitet. Blocher sieht sich als Retter, der immerhin als Verteidigungsminister die notwenigen Korrekturen vornehmen könnte.

Blochers Krisenrhetorik ist einmalig. Er setzt sie in allen Interviews ein - auch im Blocher TV und in allen Voten vor Mikrofon und Kamera. Er versteht es sehr gut, die Krise möglichst krass herbeizureden, die Szenarien detailliert zu schildern und gibt stets zu erkennen, dass nur er der richtige Mann in diesen schweren Zeiten ist. Würde man ihn nicht wählen, müsste die Oeffentlichkeit nur mit der Nummer Zwei vorlieb nehmen. Aber kein anderer hat nach Blocher die Erfahrung wie er als ehemalige Bundesrat. Er müsste sich nicht wie andere in der Exekutive einarbeiten und findet, niemand habe so eine Führungserfahrung (Wirtschaft, Politik, Armee, Management, Finanzen) wie er. In allen Auftritten wiederholt er dies bis zum Abwinken: In solch schwierigen Zeiten brauche die Schweiz den besten Mann. Alle hätten ihm gesagt: Du musst Deine Erfahrung einbringen! Deshalb werfe er die Flinte nicht ins Korn und beisse der Sache zu lieb in das Amt. Es ist nicht an mir, das Amt zu wollen. Es ist die Angelegenheit der Partei zu entscheiden, ob sie den besten will. Wenn die Partei findet, in dieser schwierigen Situation müsse man den besten Mann nehmen. Dann stelle er sich notgedrungen zu Verfügung. Bloch weiss es uns weiderholt es ständig: Ich bin nun mal die Nummer Eins.

Blocher versteht es sehr gut, auch eine Asylkrise herbeizureden. Denn Krisen brachten den Retter-Rhetoriker stets in Hochform.

Dem Retter-Rhetoriker mangelt es jedoch oft am notwendigen Realitätssinn. Bei Christoph Blocher erkennen wir immer mehr das mangelnde Gespür für das Machbare. Er ist gleichsam blind geworden für Fakten und politische Tatsachen. Ihm fehlt es vor allem jetzt an der notwendigen Selbstkritikfähigkeit. Damit ist das Phänomen Blocher bald nur noch Geschichte.



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