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www.rhetorik.ch aktuell: (20. Okt, 2008)

Satire im Wahlkampf

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Palin tritt in "Saturday night live" auf. Sie kommt schlecht weg.
CNN diskutiert, wer bei beim Palin Auftritt in SNL besser weggekommen ist.
Der Fey Effekt: ist die falsche Sarah Palin gut oder schlecht für Palin? SNL hat die besten Einschaltquoten seit 14 Jahren.
John McCain, der einen Auftritt bei David Letterman mal abgesagt hatte, kriecht zum Kreuze und entschuldigt sich: Er habe einen Fehler gemacht. McCains Auftritt brachte Letterman die seit 3 Jahren beste Quote.


Der "Palin Effekt" hat auch Auswirkungen auf Satiresendungen. Das "Center for Media and Public Affairs" hat die Anzahl Witze an Satiresendungen gezählt: Anzahl Witze über Palin McCain: 286, Anzahl Witze über Obama Biden: 42.

Der Spiegel schreibt am 19. Oktober "Eine erfolgreiche Imagepolitur sieht anders aus: Bitterböse witzelt die US-Comedy-Show "Saturday Night Live" über Sarah Palin - nun hatte die Vizepräsidentschaftskandidatin die Chance zurückzuschlagen. Doch bei dem Auftritt zeigte sie sich überraschend humorfrei. (...) Comedy ist in diesem Wahlkampf zur Wunderwaffe geworden. Beide Kandidaten, Barack Obama und John McCain, waren bei "SNL" zu Gast. Beide tingelten durch die Late-Night-Talkshows. McCain machte seine Kandidatur im März 2007 überhaupt erst in David Lettermans "Late Show" publik - und wurde, nachdem er Letterman vor zwei Wochen rüde sitzen gelassen hatte, von dem so lange zur Schnecke gemacht, bis er am Donnerstag live bei ihm zu Kreuze kroch. Der Auftritt Palins war auf Wunsch des McCain-Teams zustande gekommen und in wochenlangen Verhandlungen eingefädelt worden wie ein Staatsbesuch. Offiziell bestätigt wurde er aber erst im allerletzten Moment - von Palin persönlich. "Ich will einfach nur dabei sein, um den Amerikanern zu zeigen, dass wir über die politischen Schüsse, die wir abgeben, hinauswachsen", hatte sie das mit einem für sie typisch verqueren Sprachknäuel begründet. Auch diese "SNL"-Ausgabe begann, wie alle in den letzten Wochen, mit einem Fey-Sketch - über Palins "erste offizielle Pressekonferenz". Fey machte sich darin über Palins jüngste Reden lustig, posierte als Laufsteg-Model Palin und versprach: "Heute Abend ist nichts tabu." Schön wär's gewesen. Dann schnitt die Kamera zur echten Palin. Die stand mit "SNL"-Chef Lorne Michaels im Flur und beschwerte sich über Fey: "Ich finde nicht, dass das eine realistische Darstellung war." Alec Baldwin - Feys Co-Star in "30 Rock" - trat dazu und tat, als halte er Palin für Fey. Als er die echte Palin "erkannte", schaltete er auf Charmeur: "Leibhaftig sind Sie viel schärfer." Die künstlichen Witze kamen gequält daher, doch bei genauerem Hinhören - und Hinschauen - offenbarten sich reale Spitzen gegen Palin. Der engagierte Linke und Obama-Unterstützer Baldwin sagte Palin ins Gesicht, sie sei eine "schreckliche Frau" - unter dem Vorwand, er "dachte", er spreche mit Fey. Und im Hintergrund stand ein als Republikaner-Ikone Abraham Lincoln kostümierter Statist, an der Hand ein leibhaftiges Lama.

Kein Wunder, dass sich da nur John McCain noch einen Sinn für Galgenhumor bewahrt zu haben scheint. Der zeigte am Donnerstag bei Lettermans "Late Show" ein perfektes Gespür für die nötige Mischung aus Humor und Ernst - als er sich zunächst für seine plumpe Absage entschuldigte ("Ich hab's verbockt") und sich dann vom Meister-Talker erbarmungslos - und am Ende ohne Witz - auseinandernehmen liess. So fragte ihn Letterman, woher er denn Palins Namen als Vizekandidatin habe: "Aus dem Telefonbuch?" McCain, ohne mit der Wimper zu zucken: "Wir haben da diese Dartscheibe ..."



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