Der "Palin Effekt" hat auch Auswirkungen auf Satiresendungen.
Das "Center for Media and Public Affairs" hat die Anzahl Witze an Satiresendungen
gezählt: Anzahl Witze über Palin McCain: 286,
Anzahl Witze über Obama Biden: 42.
Der Spiegel
schreibt am 19. Oktober
"Eine erfolgreiche Imagepolitur sieht anders aus: Bitterböse
witzelt die US-Comedy-Show "Saturday Night Live" über Sarah
Palin - nun hatte die Vizepräsidentschaftskandidatin die
Chance zurückzuschlagen. Doch bei dem Auftritt zeigte sie sich
überraschend humorfrei. (...)
Comedy ist in diesem Wahlkampf zur Wunderwaffe geworden. Beide Kandidaten,
Barack Obama und John McCain, waren bei "SNL" zu Gast. Beide tingelten
durch die Late-Night-Talkshows. McCain machte seine Kandidatur im
März 2007 überhaupt erst in David Lettermans "Late Show"
publik - und wurde, nachdem er Letterman vor zwei Wochen rüde
sitzen gelassen hatte, von dem so lange zur Schnecke gemacht, bis er am
Donnerstag live bei ihm zu Kreuze kroch.
Der Auftritt Palins war auf Wunsch des McCain-Teams zustande gekommen und in
wochenlangen Verhandlungen eingefädelt worden wie ein Staatsbesuch.
Offiziell bestätigt wurde er aber erst im allerletzten Moment -
von Palin persönlich. "Ich will einfach nur dabei sein, um den
Amerikanern zu zeigen, dass wir über die politischen Schüsse,
die wir abgeben, hinauswachsen", hatte sie das mit einem für sie
typisch verqueren Sprachknäuel begründet.
Auch diese "SNL"-Ausgabe begann, wie alle in den letzten Wochen, mit einem
Fey-Sketch - über Palins "erste offizielle Pressekonferenz". Fey
machte sich darin über Palins jüngste Reden lustig, posierte
als Laufsteg-Model Palin und versprach: "Heute Abend ist nichts
tabu." Schön wär's gewesen.
Dann schnitt die Kamera zur echten Palin. Die stand mit "SNL"-Chef Lorne
Michaels im Flur und beschwerte sich über Fey: "Ich finde nicht,
dass das eine realistische Darstellung war." Alec Baldwin - Feys Co-Star
in "30 Rock" - trat dazu und tat, als halte er Palin für Fey. Als
er die echte Palin "erkannte", schaltete er auf Charmeur: "Leibhaftig
sind Sie viel schärfer."
Die künstlichen Witze kamen gequält daher, doch bei genauerem
Hinhören - und Hinschauen - offenbarten sich reale Spitzen gegen
Palin. Der engagierte Linke und Obama-Unterstützer Baldwin sagte
Palin ins Gesicht, sie sei eine "schreckliche Frau" - unter dem Vorwand,
er "dachte", er spreche mit Fey. Und im Hintergrund stand ein als
Republikaner-Ikone Abraham Lincoln kostümierter Statist, an der
Hand ein leibhaftiges Lama.
Kein Wunder, dass sich da nur John McCain noch einen Sinn für
Galgenhumor bewahrt zu haben scheint. Der zeigte am Donnerstag
bei Lettermans "Late Show" ein perfektes Gespür für die
nötige Mischung aus Humor und Ernst - als er sich zunächst
für seine plumpe Absage entschuldigte ("Ich hab's verbockt") und
sich dann vom Meister-Talker erbarmungslos - und am Ende ohne Witz -
auseinandernehmen liess.
So fragte ihn Letterman, woher er denn Palins Namen als Vizekandidatin
habe: "Aus dem Telefonbuch?" McCain, ohne mit der Wimper zu zucken:
"Wir haben da diese Dartscheibe ..."
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