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www.rhetorik.ch aktuell: (22. Sep, 2008)

Medienauftritt eines Herzspezialisten

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Quelle Ein Chirurg muss in erster Linie gut operieren können - doch muss er auch fähig sein die Oeffentlichkeit sachgerecht, verständlich und mediengerecht zu vermitteln. Ich zitiere Tagi-online zu Medienkonferenz des Herzspezialisten.

"Der Herzstillstand dauerte vier Minuten" Der Bundesrat liegt noch im Koma, wie Thierry Carell eben am Inselspital bekannt gab. In den nächsten 24 Stunden soll versucht werden, ihn zu wecken. Ich habe den Medienauftritt von Thierry Carell mitverfolgt. Die mit Spannung erwarteten Informationen wurden von zahlreichen Fernsehstationen, Radiostationen und der Presse mitverfolgt.
Der Auftritt Carells war überzeugend und glaubwürdig. Jedes Wort war bedacht. Es fehlten Spekulationen und Hypothesen. Man darf sagen: Es war ein vorbildlicher Auftritt. Die Person (das Menschliche), die Fakten (die Sachbezogenheit) stimmte überein. Details werden konkret genannt. Auch was geplant wird hinsichtlich Aufwachversuchen.
Professor Carell informiert die Medienvertreter Artikel zum Thema

Heute Nachmittag und am Dienstag früh sollen die Medikamente reduziert werden, so dass Merz wieder zu Bewusstsein kommen könnte. Bei Bundesrat Merz musste ein fünffacher Bypass am Herz eingeführt werden, was keine unübliche Operation sei, wie Carell betont. Merz bleibt auf der Intensivstation Carell rechnet damit, dass Merz einige Tage bis Wochen auf der Intensivstation bleiben muss. Die Operation sei sofort durchgeführt worden, weil die Ärzte weitere Komplikationen befürchteten. Die Operation sei ohne grössere Probleme verlaufen. Die Ärzte gehen nicht davon aus, dass andere Organe durch den Kreislaufkollaps Schaden genommen haben. Der Herzstillstand habe drei bis vier Minuten gedauert. Wie sich das auf die Hirnfunktionen auswirke, könne man noch nicht sagen. er vor die Medien trat. Die Söhne und die Frau von Hans-Rudolf Merz haben jederzeit die Möglichkeit, den Bundesrat zu besuchen. Der Gesundheitszustand von Bundesrat Merz stösst schweizweit auf grosses Interessen: Mehrere Radio- und Fernsehstationen berichten live von der Medienkonferenz im Inselspital.


Nachtrag: Pietätlos? Die in der Tagesschau anlässlich des Zusammenbruch von Merz konnte man keine Person erkennen. Es gab keine Nahaufnahmen. Nachdem Bundespräsident Couchepin am Montag das Fernsehen der Pietätlosigkeit bezichtigt, müsste man eher bei den BLICK-Aufnahmen bei der Montagausgabe von Pietätlosigkeit sprechen und nicht bei den Tagesschausequenzen. "20 Min:" "Der "Blick" zeigte heute ein Bild von der Einlieferung ins Inselspital Bern auf der Titelseite. Das Krankenhaus will sich bei den Angehörigen entschuldigen, da es die Einwilligung gab. Gegen den "Blick" klärt der Bund rechtliche Schritte ab.


Nachtrag: Quelle: Der beste Mann fürs Herz Von David Vonplon

Thierry Carrel ist der Star der medizinischen Königsdisziplin. Der Freiburger ist nicht nur ein herausragender Herzchirurg - er ist auch ein begnadeter Kommunikator. Finanzminister Merz in besten Händen. Thierry Carrel am Sonntagabend vor den Medien, nur wenige Minuten nach gelungener Operation am Herzen von Bundesrat Hans-Rudolf Merz. "Der Eingriff ist sehr gut verlaufen. Wir haben fünf Bypässe angelegt. Das ist eine normale Operation." Ruhig und konzentriert erläutert Herz-Chirurg Thierry Carrel gestern Abend den Verlauf der heiklen Operation am Herzen von Finanzminister Merz. Kein Zweifel: Hier spricht ein Spitzenmediziner, der die Sache vollkommen im Griff hat. Flüssig, wortgewandt und auch für Laien verständlich, beantwortet er die Fragen der Journalisten in seinem sympathischen Welsch-Schweizerdeutschen Dialekt. Es ist nicht zu übersehen: Dieser Arzt verfügt nicht nur über herausragende medizinische Fähigkeiten, sondern ist auch in der Kommunikation ein Ausnahmekönner.

Für seinen Auftritt erhält Carrel Bestnoten: "Er zeigte, dass man auch unter Druck verständlich und kompetent informieren kann", findet Marcus Knill, Experte für Medienrhetorik.


Bei Carrel ist Bundesrat Merz in besten Händen: Der 48-Jährige hat schon über 10'000 Eingriffe am offenen Herzen vorgenommen. Ganz untypisch für seine Zunft zeichnet den ehemaligen Jesuitenschüler seine Bescheidenheit aus: Er redet nicht der Allmacht der Medizin das Wort, sondern beklagt vielmehr das Fehlen der Demut bei seinen Berufskollegen. Jeder Eingriff hat nach Auffassung Carrels auch ein religiöses Momentum und bedarf des Respekts vor der Natur. "Nicht alles was machbar ist, ist sinnvoll", erklärte er unlängst in einem Interview. Die Rolle der Ärzte beinhalte auch, ab und zu die Handbremse zu ziehen - selbst wenn das in der Spitzenmedizin nicht gerne thematisiert werde. 100 Stunden pro Woche im Einsatz Carrel führt seit zehn Jahren die Herz- und Gefässklinik des Berner Inselspitals - und das äusserst erfolgreich: Das Herzzentrum Berns hat heute dem Unispital Zürich den Rang abgelaufen. Inzwischen werden in der Klinik der Hauptstadt mehr komplexe Operationen wie Bypässe, Herzklappen oder Ersatz der Hauptschlagader durchgeführt, als überall sonst in der Schweiz. Ein weiteres Beispiel für den Führungsanspruch: Im Januar 2008 setzte ein Team Carrels bei schlagendem Herzen eine künstliche Herzklappe seitlich durch die Brustwand ein; eine Premiere hierzulande. Der Aufstieg Berns mit Carrel als Chef lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: 2007 führte das Spital 1280 grosse Herzeingriffe durch, das sind fast 600 mehr als noch vor zwei Jahren. Seiner Klinik widmet sich Carrel rund um die Uhr: Bis zu 100 Stunden pro Woche ist der Chefchirurg im Einsatz. Er operiert, leitet die Klinik, die 15 Fachärzte und 16 Assistenzärzte beschäftigt, und bildet Studenten aus. Starstatus gefestigt Nach der erfolgreichen Operation am Herzen des Finanzministers wird Carrel seine Position als absoluter Star unter den Herzchirurgen festigen können. Längst vergessen sein wird damit auch, dass dem Ausnahmekönner die Sympathien nicht immer entgegenflogen: Als der 48-Jährige vor vier Jahren ans Unispital Zürich berufen wurde und der Wechsel nach langem Hin und Her doch nicht zustande kam, wurde er in den Medien als "geldgierige Diva" bezeichnet. Das ist lange her. (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)


Nachtrag vom 25. September 2008: Mit Skizzen visualisieren Herzchirurg Carell kann nicht nur einfach und verständlich reden ohne zu verfälschen.

Er versteht es auch, komplexe Sachverhalte vereinfachend zu skizzieren. Mit ein paar Strichen veranschaulichte er einem Journalisten (Blick 23. Sept) wie er Bundesrat Merz die 5 Bypässe gelegt hat. Die Skizze wurde im Boulevardblatt publiziert und zeigt, dass es möglich ist kommplexe Themen so zu vereinfachen, ohne sie zu verfälschen.

Im Zeitalter von Power point haben viele Referenten verlernt, mit wenig Strichen zu visualisieren. Ich habe festgestellt, dass es Studierende an Unversitäten ausserordentlich schätzen, wenn jemand einen Sachverhalt mit wenig Strichen darstellen kann.



In der Skizze zeichnete Carell oben die Aorta. Unter den Buchstaben ACG (artère coronaire gauche = linke Herzkranzarterie) ist der Ort, wo die Arterie durch einen Blutpfropfen verstopft war.

Die Bypässe sind nummeriert, von 1 bis 5 (ohne die 2 ganz rechts).

1 und 2 (unten) liegen rechts hinter dem Herz und enden in zwei Aesten. Nummer 3 ist vorne links am Herz. Bypass 4 und 5 liegen hinten links und enden in Verästelungen. VD/VG (verticule droit/ gauche) sind die rechte und linke Herzkammer.

"Art. Coronaire droite" ist die rechte Herzkranzarterie.


Fazit: Das bildhafte Reden gehört zum Rüstzeug jeder Führungskraft, dass Sie während einer Präsentation mit einfachen Skizzen komplexe Sachverhalte visualisieren kann. Vereinfachen ist eine Kunst, die auch später erworben werden kann. K+K hilft Ihnen gerne dabei dies zu trainieren. Leider wird in der Ausbildung das Skizzieren vernachlässigt und muss deshalb nachträglich zusätzlich geübt werden.



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