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www.rhetorik.ch aktuell: (23. Jun, 2008)

Merkel: Die heimliche Medienkanzlerin

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Schröder war bislang der ausgefeilteste Medienprofi. Er galt als der Medienkanzler und wurde auch "Brioni-Kanzler" genannt. Dann kam Angela Merkel. Sie schien den Medien gegenüber sehr zurückhaltend zu sein. Der Spiegel 25/08 beschreibt im Beitrag "Det is keen Bild hier", wie Merkel die Medien schliesslich in den Griff kriegte und insgesamt viel ausgefeilter mit der Presse umgeht als Schröder. Merkel schafft Anlässe, baut Erwartungen auf, um geheime Berichterstattungen und gute Bilder zu generieren. Für das Bild Merkels zu Rettung des Klimas sei sie nach Grönland geflogen.

Obschon die wichtigsten Staatschefs der Welt die Klimaziele bereits vergessen haben, bleibt das Bild Merkels mit den acht Mächtigsten der Welt - im grössten Strandkorb der Welt - verewigt.

Die Kanzlerin soll auch Drehbücher mit detaillierte Angaben zur Lichteinstellung, Aufnahmewinkel, Distanz gemacht haben. Sie will alles unter Kontrolle haben und sogar ein ganzes Optik-Team beschäftigen:
Petra Keller als Stylistin. Medienberaterin Eva Christiansen und Beate Baumann, als Büroleiterin. Auch Bürosprecher Ulrich Wilhelm gehört mit zum Team.

Die Propagandamaschinerie des Bundespresseamtes kostet allein 80 Millionen Euro im Jahr. Merkel überlässt nichts dem Zufall. Es ist tatsächlich spannend zu beobachten, welche Bilder es gibt und welche nicht. Die Kanzlerin wünscht nur Gefälliges über sich. Sie will keine Aufnahmen im Gehen, von Hinten oder von der Seite.

Wer sich nicht an diesen Wusch hält wird angeschnauzt. Sie schätzt auch keinen langen Objektive. Der Gipfel der Selbstinszenierung war das Bild mit dem ausgeschnittenen Ballkleid in Oslo.

Fazit: Merkel arbeitet viele stärker als ihr Vorgänger mit den Medien. Als DDR Regierungssprecherin lernte sie es schon: Nur wer die öffentliche Meinung gewinnt, d.h. nur wer in der veröffentlichen Meinung überzeugen kann, setzt sich langfristig durch. Die neue Bundeskanzlerin überlässt deshalb nichts dem Kalkül. Sie weiss ganz genau, welch symbolhafte Wirkung Bilder haben.



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