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Wer so schreibt oder so redet, dass man das Gesagte mit den äusseren
Sinnen wahrnehmen kann, hat den Vorteil: - Die Worte können wir uns
vorstellen - Das Konkrete kann nachvollzogen werden (mit den Augen,
den Ohren, der Nase, den Händen, der Zunge aber auch mit den
inneren Empfindungen) - Dies weckt nicht nur die Aufmerksamkeit, Der
Text oder die Aussage ist spannender und unterhaltender als trockene,
sachliche Formulierungen.
In der Allgemeinen Frankfurter Zeitung vom 8. Juni ist eine Beschreibung
von Annette Mingels, die
gut veranschaulicht, dass uns eine Schilderung packen kann,
wenn alle Sinne angesprochen werden. Die Beobachtungen in Zürich
ist hervorragend beschrieben. Lesen Sie vorerst nur einmal ein
paar Sätze. Beim Leser werden verschiedene Sinne angesprochen.
- "Die Brioches sind warm und süss" (Hände, Zunge)
- "Ein rothaariges Mädchen wir von seinem Vater fotografiert" (Augen)
- "Das blaue Tram fährt bimmelnd durch die Strassen" (Ohren)
- "Ein Schiff -lang und schmal wie ein Aal.." (Vergleich)
Wer sich mit Angewandter Rhetorik beschäftigt, erkennt bald:
Worte müssen Bilder auslösen.
Die Lehrpersonen müssten den Jugendlichen schon früh beibringen,
dass sie Texte so erzählen oder beschreiben , dass sich der
Leser oder Zuhörer den ein Bild machen kann und das Erlebte mit
möglichst allen Sinnen nachvollziehen kann.
Ich kenne einen Kantonsschullehrer, der hatte während einiger
Monate die Aufsätze nicht mehr nach der Rechtschreibung oder der
Logik korrigiert. Er setzte am Rand lediglich die jeweiligen Piktogramme
wie Nase, Auge, Ohr, Hand, Zunge, wenn etwas so formuliert war, dass
man es hörte, sah oder schmeckte oder er zeichnet ein Herz, wenn
Gefühle angesprochen wurden. Wenn nun eine Arbeit ohne SINN-
Symbole versehen werden konnte, gab es Notenabzug. Erstaunlicherweise
lernten die Schüler auf diese Weise recht schnell, konkret zu
formulieren, so dass der Leser die Beschreibung nachempfinden konnte.
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