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www.rhetorik.ch aktuell: (11. Jun, 2008)

Sinnvoll Kommunizieren

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Wer so schreibt oder so redet, dass man das Gesagte mit den äusseren Sinnen wahrnehmen kann, hat den Vorteil: - Die Worte können wir uns vorstellen - Das Konkrete kann nachvollzogen werden (mit den Augen, den Ohren, der Nase, den Händen, der Zunge aber auch mit den inneren Empfindungen) - Dies weckt nicht nur die Aufmerksamkeit, Der Text oder die Aussage ist spannender und unterhaltender als trockene, sachliche Formulierungen.

In der Allgemeinen Frankfurter Zeitung vom 8. Juni ist eine Beschreibung von Annette Mingels, die gut veranschaulicht, dass uns eine Schilderung packen kann, wenn alle Sinne angesprochen werden. Die Beobachtungen in Zürich ist hervorragend beschrieben. Lesen Sie vorerst nur einmal ein paar Sätze. Beim Leser werden verschiedene Sinne angesprochen.
  • "Die Brioches sind warm und süss" (Hände, Zunge)
  • "Ein rothaariges Mädchen wir von seinem Vater fotografiert" (Augen)
  • "Das blaue Tram fährt bimmelnd durch die Strassen" (Ohren)
  • "Ein Schiff -lang und schmal wie ein Aal.." (Vergleich)
Wer sich mit Angewandter Rhetorik beschäftigt, erkennt bald: Worte müssen Bilder auslösen. Die Lehrpersonen müssten den Jugendlichen schon früh beibringen, dass sie Texte so erzählen oder beschreiben , dass sich der Leser oder Zuhörer den ein Bild machen kann und das Erlebte mit möglichst allen Sinnen nachvollziehen kann.

Ich kenne einen Kantonsschullehrer, der hatte während einiger Monate die Aufsätze nicht mehr nach der Rechtschreibung oder der Logik korrigiert. Er setzte am Rand lediglich die jeweiligen Piktogramme wie Nase, Auge, Ohr, Hand, Zunge, wenn etwas so formuliert war, dass man es hörte, sah oder schmeckte oder er zeichnet ein Herz, wenn Gefühle angesprochen wurden. Wenn nun eine Arbeit ohne SINN- Symbole versehen werden konnte, gab es Notenabzug. Erstaunlicherweise lernten die Schüler auf diese Weise recht schnell, konkret zu formulieren, so dass der Leser die Beschreibung nachempfinden konnte.


Annette Mingels
Anette Mingels wurde 1971 in Köln geboren und lebt in Zürich. Studium der Germanistik, Linguistik und Soziologie in Frankfurt, Köln, Bern und Fribourg. Promotion in Germanistik. Bis März 2002 Assistentin und Lehrbeauftragte am germanistischen Institut der Uni Neuchatel. Als Autorin, Lehrbeauftragte und Journalistin (FAZ, GEO, Tages-Anzeiger, Radio DRS) tätig. Schreibt seit April 2008 als Kolumnistin für die FAZ. Webseite der Autorin.



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